Phasen der Geburt – Der Weg eures Babys hinaus in die Welt

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Rund um die Schwangerschaft und Geburt gibt es viele Fragen. Unsere Expertin, die Potsdamer Hebamme Sandrina Seide, hat hier zu verschiedenen Themen die wichtigsten Antworten und Tipps für euch.

 

 

Erwartet ihr ein Baby? Dann wird euch das Thema Geburt sicher schon beschäftigen. Es ist ein Prozess, der sich über viele Stunden hinziehen kann. Dabei durchläuft der Körper fünf verschiedene Phasen, welche euch eurem Baby Stück für Stück näher bringen. Es fängt schon deutlich vor dem “Auf-die-Welt-kommen” an und geht auch darüber hinaus.

1. Latenzphase 

Die Latenzphase beschreibt die Zeit des Überganges von der Schwangerschaft zur Geburt des Kindes. Der Körper der schwangeren Person richtet sich innerlich und äußerlich auf die Geburt ein. Diese Phase ist zeitlich nicht begrenzt und kann über mehrere Tage andauern. Sie beginnt mit der Umstellung der Hormone, welche die Schwangerschaft bis jetzt getragen und gehalten haben, in Richtung Loslassen und Reifen. 

Ein Vorbote für die bevorstehende Geburt kann der Abgang des Schleimpfropfes sein – oder auch Durchfall, bzw. eine gesteigerte Darmtätigkeit. In dieser Phase der Geburt kann es helfen, sich zurückzuziehen, zur Ruhe zu kommen. Zu schlafen, dösen, lesen. Etwas zu tun, von dem man weiß, dass es einen entspannen kann. Kuchen backen, stricken, sich ablenken. Spaziergänge können hilfreich sein. Wärme, um die Muskulatur zu entspannen, Massagen, um sich fallen lassen zu können. Manchen Frauen kann die Badewanne gut helfen. 

Einige begeben sich hier schon an den Ort der Geburt, das Geburtshaus oder den Kreißsaal, oft aus Unsicherheit. In der Regel ist es in der Latenzphase medizinisch noch nicht nötig, sich auf den Weg zu machen. Die Wehen, welche die Frau jetzt spürt, kommen und gehen unregelmäßig und sind von kurzer Dauer. Sie können phasenweise ganz wieder aufhören, um dann in kürzeren Abständen und regelmäßiger wiederzukommen. Sie bewirken, dass der vorangehende Teil des Kindes, in der Regel das Köpfchen, sich in Position begibt und tiefer ins Becken eintreten kann. Die Zervix, der Gebärmutterhals, richtet sich darunter auf und das Gewebe weicht auf, lockert sich und wird aufgebraucht. Der Muttermund öffnet sich derweil bis auf circa 4 cm. 

2. Aktive Eröffnungsphase 

Die Häufigkeit und Intensität der Wehen (auch Kontraktionen oder Wellen genannt) nimmt unterdes zu. Sie kommen jetzt mit einem Abstand von ungefähr 3-5 Minuten und dauern im besten Fall etwas mehr als eine Minute an. Frauen verändern sich unter der Anstrengung der Wehenarbeit und ihre Atmung passt sich dem an. Sie beginnen zu tönen, zu pusten, zu schnaufen. Der Körper begibt sich unter den Wehen automatisch in die für sie angenehmste, oft aufrechte Position. Sie tanzen, sie kuscheln, sie tigern umher. Auch hier kann die Badewanne ein guter Ort sein, welcher für Schmerzlinderung sorgt. Spätestens jetzt sollte, je nach Entfernung des geplanten Geburtsortes, dieser aufgesucht werden. 

Die Frauen sind zwischen den Wehen meist noch gut in der Lage zu reden. Sie nehmen ihre Umwelt wahr und reagieren darauf, während der Wehe aber sind sie auf sich fokussiert. Je weiter die Geburt fortschreitet, desto angestrengter werden die Wehen veratmet. Das Tönen wird dementsprechend lauter und intensiver. Frauen verlieren den Appetit und es kann auch sein, dass sie Übelkeit verspüren und sich übergeben müssen. 

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Die Wehenpausen werden immer mehr vom Körper genutzt, um sich effektiv auf die nächste Wehe vorzubereiten. Frauen sind hier nun oft nicht mehr gut ansprechbar und fallen in eine Art Trance oder Schlaf. Das Köpfchen tritt immer tiefer in den Beckeneingang ein und der Muttermund öffnet sich bis auf circa 8 cm. 

3. Übergangsphase 

Diese Phase beschreibt den kurzen, aber intensiven Übergang von der Eröffnungsphase bis zur Geburtsphase, in der sich der Muttermund bis auf circa 10 cm weit öffnet. Frauen haben hier oft das Gefühl, am Ende ihrer Kräfte zu sein, nicht mehr zu können. Sie verzweifeln sogar. Es ist wichtig, sie hier gut zu begleiten und zu unterstützen. Sie zu empowern und bei ihnen zu sein. Ihnen das Gefühl zu geben, dass sie nicht allein sind und wir den Weg gemeinsam gehen. Manchmal kann es nun auch zu einer längeren physiologischen Wehenpause kommen, bis die Geburtswehen einsetzen. 

4. Geburtsphase 

Diese Phase beschreibt die Zeit vom vollständig geöffneten Muttermund (10 cm) bis zur vollständigen Geburt des Kindes. Mit Hilfe von Geburtswehen (Presswehen) wird das Kind durch den Geburtskanal, welcher aus drei Beckenräumen besteht, geschoben. Das kann von 30 Minuten bis 2-3 Stunden dauern. Die Geburtswehen kommen in dieser Zeit alle 1-2 Minuten. Um das Kind auf seinem Weg durch die verschiedenen Beckenräume zu unterstützen, sind aufrechte und/oder asynklitische Positionen sinnvoll, wie z.B. ein Bein auf den Hocker aufgestellt, am Seil hängend, stehend vornüber gelehnt am Bett, oder im Vierfüßlerstand. Nur um ein paar zu nennen. Ein bewegtes Becken unter der Geburt ist wichtig. Es gibt nicht die eine Superposition, es gibt viele verschiedene. Und diese gern im Wechsel, um in Bewegung zu bleiben. Zwischendrin auch immer Ruhephasen in wechselnder Seitenlage einbauen, um neue Kraft für den weiteren Weg zu sammeln. 

Das Baby durchwandert so den querovalen Beckeneingang, dreht sich in der runden Beckenmitte, um sich dann dem längsovalen Beckenausgang anzupassen. Gebärende haben immer mehr den Drang, während der Wehe mitschieben zu müssen. Es ist ein unwillkürlicher Reflex, welcher nur sehr schwer zurückzuhalten ist. Das Baby wird geboren und die Plazentaperiode beginnt. 

5. Plazentaperiode und Bonding 

In der letzten Phase der Geburt warten wir auf die Plazenta, welche vollständig mit den Eihäuten (Fruchtblase) geboren wird. Das Baby ist nun da und die Mama nimmt es sich in der Regel selbst auf die Brust zum Bonding, wenn sie bereit dazu ist. 

Die Nabelschnur lassen wir in Ruhe auspulsieren, bevor die Begleitung, die Mutter selbst oder die Hebamme abnabeln. Manchmal wird die Nabelschnur auch erst durchtrennt, wenn die Plazenta vollständig geboren ist. Das dauert in der Regel 30 Minuten bis längstens circa zwei Stunden. Während dieser Zeit ist eine kontinuierliche Überwachung der Mutter und des Blutverlustes erforderlich. Ist die Nabelschnur auspulsiert und findet kein Bluttransfer mehr von Plazenta zum Kind statt, verringert sich das Volumen der Plazenta und die Nachgeburtswehen setzen ein, welche dazu führen, dass sie sich nun komplett von der Gebärmutterwand löst und geboren werden kann. Unterstützend in diesem Prozess kann Bonding sein oder auch ein erster Stillversuch. Dadurch wird vermehrt Oxytocin ausgeschüttet, welches die Bildung von Nachwehen unterstützt und somit die nun folgenden Rückbildungsvorgänge im Körper fördert. 

Zum Schluss folgt das Bonding, welches die längste Phase darstellt. Das Bonding dauert ein Leben lang. Es ist die prägende Phase der beginnenden emotionalen Beziehung zwischen einem Neugeborenen und seinen Eltern. Ein unsichtbares Band der Liebe. Und da die Beziehung zu den Eltern meist nie aufhört und stetig im Wandel ist, hört auch das Bonden niemals auf.

Noch mehr Tipps findet ihr in unseren Rubriken Baby & Kleinkind und Schwangerschaft & Geburt. Alles Gute für euch!

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