Hebammen-Tipps: Die besten Geburtspositionen

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Verschiedene Phasen der Geburt können verschiedene Geburtspositionen fordern. Die Potsdamer Hebamme Sandrina Seide erzählt euch hier mehr dazu!

Welche Geburtspositionen gibt es?

Moderne und verbesserte Geburtspositionen…

Die Zeiten, in denen die Gebärenden ihre Wehen und die Geburten weitestgehend in Rückenlage verbringen mussten, sind glücklicherweise vorbei. Sie ist sehr passiv, bietet kaum Geburtsfortschritt und kann durch Druck auf die große Hohlvene der Mutter zu einer Unterversorgung des ungeborenen Kindes führen. In Zeiten von aufgeklärten Gebärenden, Selbstbestimmung und Telemetrie (kabellose Herztonüberwachung des Kindes) steht es euch Frauen offen, zwischen vielen verschiedenen Gebärpositionen auszuwählen und auszuprobieren, was euer Gefühl vorgibt, sofern nicht zwingende medizinische Gründe dagegen sprechen, welche Interventionen erfordern.

… passend zu jeder Situation

Es gibt nicht die eine perfekte Geburtsposition. Es gibt viele verschiedene, passend zu jeder Situation. In der Regel zeigt der Körper der Gebärenden intuitiv, welche Position gerade gut tut und förderlich wäre. Welche Position es dann letztendlich zur Geburt wird, ist im besten Falle Zufall, bzw. abhängig von der individuellen Situation.

In der frühen Eröffnungsphase, wenn die Wehen ganz langsam an Intensität und Häufigkeit zunehmen, sind Frauen oft noch sehr mobil und halten während der Wehe kurz inne, atmen und beginnen zu tönen, um dann in der Wehenpause wieder in die Entspannung zu gehen. Die Wehenpausen sind hier oft noch deutlich größer als die eigentliche Wehe an sich. Das heißt, Frauen orientieren sich hier noch nicht an bestimmten Positionen. Sie tanzen, sie kuscheln, sie tigern umher.

Unterstützende Geburtspositionen während der Eröffnungsphase

Im weiteren Verlauf der aktiven Eröffnungsphase mit Übergang in die Geburtsphase geht es meist darum, die Positionen einzunehmen, welche ihr intuitiv wählt und als angenehm erlebt. Sind andere Haltungen sinnvoll, um eurem Baby den optimalen Geburtsweg zu ermöglichen, nimmt euch das geburtshilfliche Team an die Hand und macht entsprechend der individuellen Geburtssituation und Lage des Kindes Vorschläge.

Gehen oder auch Treppensteigen sind gute Möglichkeiten, den Geburtsverlauf in Gang zu bringen oder die beginnende Wehentätigkeit zu unterstützen. Die Schwerkraft arbeitet für die Frau und unterstützt den kindlichen Kopf beim Tiefertreten. Das schiefe Becken beim Treppensteigen lässt den Kopf ins Becken „wackeln“.

Genau wie das Gehen ist auch das Stehen eine aktive Körperhaltung. Die Frau steht, sich am Seil, oder Partner:in haltend, entweder auf beiden Beinen, oder nur auf einem Bein. Das andere Bein ist auf einem Hocker aufgestellt. Hier ist die schiefe Beckenhaltung wieder von Vorteil. Das angewinkelte Bein wechselt nach ein paar Wehen. In dieser Position kann die Frau gut einige Zeit verbringen. Das Stehen ist aber auch eine gute Position, um das Kind zu gebären.

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Der Pezziball ist eine super Möglichkeit, die Wehen in der Eröffnungsphase zu verarbeiten. Die Frau sitzt breitbeinig auf dem Ball, lässt das Becken locker kreisen und kann sich in der Wehenpause nach vorn über das Bett lehnen, um Kraft zu sammeln, während die Begleitperson hinter ihr steht und ihr, bei Bedarf, die Schultern massiert und lockert, oder den Rücken ausstreicht. Während der Wehe kann sie sich an einem Seil festhalten, welches in der Regel in jedem Kreißsaal von der Decke baumelt. Dadurch wird sie in den Armen und im Oberkörper stabil und das Becken bleibt beweglich und öffnet sich.

Positionen in der Geburtsphase

In den Vierfüßlerstand geht die Frau meist, wenn das Baby geboren werden möchte. Diese Geburtsposition kann gut im Kreißbett eingenommen werden, aber auch auf der Matte auf dem Boden. Die Frau kann sich mit dem Oberkörper entweder am Pezziball abstützen oder an den vor ihr sitzenden Partner oder die Partnerin. Bei dieser Position befinden sich beide Knie auf dem Untergrund oder die Frau kniet auf einem Bein (Hirtenstand). Diese Position ist auch während der aktiven Eröffnungsphase von Vorteil, um den Muttermund zu eröffnen. Wir haben die Schwerkraft auf unserer Seite, ein schiefes Becken, welches die verschiedenen Beckenräume erweitert, und die Frau kann sich im Oberkörper fixieren. Wird das Baby geboren, kann sie selbst ihr Kind in ihre Arme schließen und es zu sich hochnehmen, wann immer sie entscheidet, dazu bereit zu sein.

Einige Frauen wählen den Geburtshocker, um ihr Kind zu gebären. Sie befinden sich in einer Art tiefen, hockenden Sitzposition auf einem zum U geformten kleinen Schemel. Die Beine sind weit geöffnet, beide Füße stehen fest auf dem Boden oder stützen sich etwas ab. Die Frau ist an die Begleitperson gelehnt, welche ihr auch an den Händen Halt geben kann. Sollte das nicht reichen, kann sie sich auch am Seil festhalten.

Bei all den aufrechten Positionen, welche die Frau einnehmen kann, ist es auch wichtig, zwischendrin Kraft zu sammeln. Das geht gut in einer seitlichen, liegenden Position. Eine passive Geburtsposition. Der Druck auf das Becken ist hier weniger. Die Seitenlage ist auch bei einer PDA von Vorteil, wenn die Frau nur wenig Gefühl in den Beinen verspürt, oder die Klinik keine niedrig dosierte “Walking PDA” anbietet. Die Seitenlage wird oft zur Geburt gewählt, wenn am Ende nur noch wenig Kraft vorhanden ist. Die Frau liegt auf der Seite des kindlichen Rückens, um somit auch hier das Tiefertreten des Kopfes zu unterstützen.

All diese Positionen können auch in der Badewanne eingenommen werden. Somit ist die Geburt in der Badewanne keine eigene Geburtsposition, wird aber als Wassergeburt definiert. Das warme Wasser ist für viele Frauen angenehm und es kann durch die entspannende Wirkung auf die Muskulatur nachweislich die Schmerzmittelgabe gesenkt werden.

Seid offen!

Egal, in welchen Geburtspositionen euer Baby letztendlich geboren wird, versucht auf dem Weg dorthin offen für alles zu sein. Auch wenn die Position, in der ihr euer Baby geboren habt, nicht die Position ist, welche ihr euch ausgesucht oder gewünscht habt. Es bleibt eine Geburtsreise. Versteift ihr euch zu sehr in eine Richtung, steht ihr euch eventuell damit selbst im Weg.

Bleibt mobil, ruht euch aber zwischendrin immer wieder aus und sammelt Kraft. Bleibt flexibel und probiert euch aus. Sämtliche Positionen könnt ihr in einem Geburtsvorbereitungskurs durchgehen und üben. Reinspüren. Wie fühlen sich die einzelnen Geburtspositionen an? Was könnte gut für euch sein? Im Kreißsaal angekommen, fragt, wenn ihr unsicher seid. Fragt nach Hilfe. Kommunikation ist so wichtig! Steht für euch und eure Bedürfnisse ein. Wir Hebammen sind für euch da.

Weitere Tipps unserer Expertin, der Hebamme Sandrina Seide:

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