Jede Geburt ist in ihrer Art und Weise einzigartig und individuell. Gesetzlich geregelt ist es in Deutschland so, dass jede Geburt von einer Hebamme begleitet werden soll. Wer der Gebärenden zusätzlich als Geburtsbegleitung zur Seite steht, spielt für viele Frauen eine große Rolle. Zwar ist eine kontinuierliche Begleitung durch die Hebamme, eine 1:1 Betreuung, das Ideal und auch der Wunsch der Hebammen, aber strukturell bedingt oft kaum realisierbar. Somit nehmen weitere Begleitpersonen eine wichtige Funktion ein. Sie stehen für die Bedürfnisse der Gebärenden ein, helfen die Wehen zu veratmen, sind einfach da und die Gebärende hat nicht das Gefühl, allein zu sein.
Die Frage ist, wer diese Rolle übernehmen soll. Der werdende Vater, der Partner, die Partnerin? Oder doch eine gute Freundin, die eigene Schwester oder ein anderer vertrauter Mensch? Vielleicht die eigene Mutter? Enge Vertraute sind oft emotional stark verbunden und diese Emotionen können sich manchmal nicht unbedingt unterstützend auf den Geburtsverlauf auswirken. Hebammen fangen oft dann auch die Emotionen der Begleitperson mit auf, um diese zu beruhigen und wieder positiv in den Geburtsprozess mit einzubinden.
Der Großteil aller werdenden Väter, Partner oder Partnerinnen will die Geburt des ersten Kindes ganz selbstverständlich miterleben. Sie möchten ihre Partnerin unterstützen und ihr Mut zusprechen. Manche aktiv, andere im Hintergrund. Wiederum andere wollen oder können nicht dabei sein. Grundsätzlich gilt, niemand sollte zu irgendetwas überredet oder gezwungen werden. Niemand sollte unter Druck gesetzt werden. Die Geburtsbegleitung nicht und die Gebärende schon gar nicht. Das heißt, der umgekehrte Fall gilt hier genauso: Niemand sollte der Gebärenden ein enttäuschtes Gefühl vermitteln, weil er oder sie nicht bei der Geburt dabei sein darf. Nicht jede Gebärende kann bei der Anwesenheit der eigenen Mutter oder Schwiegermutter entspannen und sich komplett auf eine Geburt einlassen und wäre dann nur gehemmt. Ihr dann ein enttäuschtes Gefühl zu vermitteln, setzt sie nur unnötig unter Druck und hinterlässt ein schlechtes Gewissen. Ganz klar: Eure Geburt, eure Entscheidung!
Aufgaben der Begleitperson
Emotionale Unterstützung
Die Geburtsbegleitung kann der Gebärenden Kraft geben und sie durch die bloße Anwesenheit unterstützen. Sie weiß, sie ist nicht allein. Das kann ihr die Angst nehmen und dadurch den Stress reduzieren. Ihr wird ein Gefühl von Geborgenheit vermittelt. Manchmal reicht es, einfach zuzuhören und auf die Ängste und Sorgen der Gebärenden einzugehen und sie durch sanfte und ruhige Worte zu bestärken und in ihrem Tun zu bestätigen.
„Du schaffst das.“
„Ich bin hier bei dir.“
„Du bist nicht allein.“
„Du bist stark.“
Nähe und Berührungen können die Gebärende stützen und stärken. Einfache Berührungen, wie das Halten der Hand oder das Streicheln des Rückens, können unglaublich beruhigend sein und Nähe vermitteln. Natürlich nur, wenn von der Gebärenden gewollt. In schwierigen Momenten der Geburt ist es wichtig, der gebärenden Person Mut zuzusprechen, etwa, wenn die Geburt in die Übergangsphase wechselt oder unvorhergesehene Situationen eintreffen, welche ein zügiges Handeln erfordern.
Gemeinsames Atmen während der Wehen kann die Gebärende beruhigen und stärken und zeitgleich beruhigt es die Geburtsbegleitung ebenso. Die kontrollierte Atmung hilft, den Sympathikus zu verringern und dadurch die Produktion von Adrenalin zu reduzieren. Dadurch sinkt das Gefühl von Angst und Panik. Der Parasympathikus wird aktiviert und sorgt für mehr Ruhe und Entspannung, was helfen kann, die Wehen besser zu bewältigen. Die richtige Atmung sorgt dafür, dass sowohl das Baby als auch die werdende Mutter optimaler mit Sauerstoff versorgt werden. Es kommt zu einer besseren Entspannung der Muskulatur, was zu einer Verringerung der Schmerzen führen kann.
Manchmal ist Stille die beste Begleitung. Kein Anfassen, kein Halten, kein Sprechen. Die bloße Anwesenheit ist ausreichend, um die Gebärende optimal zu begleiten. Ruhe und ein achtsames Beobachten.
Ruhe bewahren ist eines der wichtigsten Aspekte in der Geburtsbegleitung. Es hilft, die Atmosphäre zu beruhigen, vor allem wenn die Gebärende ängstlich oder unruhig wird. Sie in ihren Gefühlen und Ängsten sehen und wahrnehmen und diese nicht abtun. Eine positive Körpersprache, Blickkontakt und ein ruhiges Auftreten können helfen, Stress zu reduzieren.
Bedürfnisse befriedigen
Es ist wichtig, sich um die Grundbedürfnisse der Gebärenden zu kümmern, wie regelmäßiges Trinken, Essen unter der Geburt ist definitiv erlaubt, Toilettengänge, Unterstützung bei Positionswechseln. Aktives Fragen: Was brauchst du in diesem Moment von mir?
Kommunikation
Werdende Eltern sollten sich am besten schon im Vorfeld Gedanken darüber machen, welche Wünsche es unter der Geburt zu berücksichtigen gilt. Welche Schmerzmittel sind verfügbar? Was braucht die Gebärende und auch die Geburtsbegleitung, um sich vollkommen auf die Situation einzulassen? Was gibt Halt und Sicherheit? Wünsche und Bedürfnisse rund um die Geburt sollten im Vorfeld untereinander kommuniziert werden, um dann im richtigen Moment für sich und die Gebärende einstehen zu können.
Falscher Aktionismus hat hier jedoch keinen Platz. Massagen, Atemtechniken, Geburtspositionen, welche im Vorfeld in Kursen oder Büchern gelehrt werden, sind nur Anregungen. Was am Ende unter der Geburt wirklich Anwendung findet, entscheidet sich dann spontan aus der Situation heraus. Eine im Vorfeld verteufelte PDA kann im richtigen Moment der Segen sein. Eine herbeigesehnte Wassergeburt kann im Moment des Einsteigens in die Wanne als äußerst unangenehm empfunden werden und die Frau bekommt ihr Kind an Land. Genau so können im Vorfeld visualisierte Verläufe aber auch exakt wie gewünscht eintreffen. Das Wichtigste ist die maximale Flexibilität und Akzeptanz der Wünsche und Bedürfnisse der Gebärenden gegenüber.
Tipps für die Geburtsbegleitung
Eigene Kreißsaaltasche
Pack dir als Geburtsbegleitung ruhig eine eigene kleine Kreißsaaltasche mit allem, was für dich auf der Geburtsreise wichtig werden könnte. Als erstes ist bequeme Kleidung angebracht, in der du entspannt die nächste Zeit bis 1-2 Tage verbringen kannst. Im Kreißsaal ist für Essen für die Gebärende gesorgt. Für dich als Begleitungperson solltest du dir ein Lunchbag mitnehmen. Geschmierte Brote, Proteinriegel, Nüsse. Alles, was den Blutzuckerspiegel langfristig stabil hält, ist hier willkommen. Wasser, Tee und Kaffee gibt es eigentlich in jedem Kreißsaal auch für die Begleitung. Solltest du etwas anderes brauchen, wie Säfte oder Limonaden, nimm die gern mit.
Es wird, je nach Geburtsphase, unter der Geburt auch immer mal wieder Entspannungsphasen geben. Um sich dann zu entspannen, ist ein kleines Kissen/Nackenhörnchen für einen Power Nap im Sitzen sinnvoll und ein Buch oder Zeitschriften.
Eigene Grenzen wahren!
Frage nach, wenn du eine eventuell nötige Untersuchung oder Intervention nicht verstehst oder sie dir Angst macht. Wenn du eine Pause brauchst, Luft schnappen musst, die Situation kurz verlassen musst, sage rechtzeitig Bescheid! Die Atmosphäre im Kreißsaal richtet sich in erster Linie immer nach den Bedürfnissen der Gebärenden. Erkenne deine Grenzen und kommuniziere sie. Kümmere dich auch um dich und hole dir Hilfe, wenn du merkst, dass es dir zu viel wird! Vor allem auch nach dem Geburtserleben. Psychohygiene ist unwahrscheinlich wichtig, um das Erlebte zu verarbeiten. Auch wenn es eine positive und stärkende Erfahrung war. Such dir jemanden zum Reden, mit dem du dich austauschen kannst, gern auch auf professioneller Ebene!
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