Ev Schmidt (54) lebt mit ihrer Familie in Babelsberg, arbeitet als Radiomoderatorin in Berlin und ist seit sechs Jahren ehrenamtliche Familienpatin beim Netzwerk Gesunde Kinder. Aktuell betreut sie in Potsdam zwei Familien. Beim Besuch der Familie Asjoma in Babelsberg bei Christine (32) mit Hannah (8 Monate) waren wir mit dabei und konnten den beiden Frauen einige Fragen stellen.
Liebe Ev, warum bist du ehrenamtliche Familienpatin geworden?
Als mein Sohn mit ungefähr 8 Jahren nicht mehr so viel Aufmerksamkeit von mir gebraucht hat, auch mit der Arbeit Kapazitäten frei geworden sind, da ist in mir schon so ein Gefühl aufgekommen, etwas zurückzugeben, etwas tun zu müssen, was mein Herz öffnet. Und dann habe ich ein Interview mit zwei Paten gelesen und das hat mich sofort angesprochen. Seitdem bin ich ehrenamtliche Familienpatin in Potsdam.
Und wie ist es dann weiter gegangen? Meldet man sich als Familienpatin oder Familienpate einfach an?
Ja, man findet eigentlich alles auf der Internetseite, da gibt‘s auch ein Kontaktformular, man kann anrufen… Ich habe mich dann relativ zeitnah mit den Koordinatorinnen getroffen. Da erfährt man natürlich erst mal alles über das Netzwerk und die Arbeit, und bald wird dann durchaus auch konkret abgefragt, was man sich alles vorstellen kann bzw. was nicht. Welche Fremdsprachen man spricht, also falls man auch Familien mit Migrationshintergrund betreuen würde, ob man Probleme mit Haustieren hat. Bei dieser ehrenamtlichen Arbeit steht definitiv auch das Wohlbefinden vom Paten oder der Patin im Vordergrund und unbedingt auch das von der Familie.
Und finden auch Schulungen statt, die einem bei dieser Tätigkeit helfen?
Ja, Schulungen und Weiterbildungen, zum Beispiel zum Thema Stillen, Schlafen oder Säuglingspflege, das wird regelmäßig angeboten… auch Informationen zu rechtlichen Geschichten, Stichwort Elterngeld… da hilft etwas Durchblick ungemein, jetzt bald treffen wir auch wieder jemanden vom Jugendamt… es ist auch so, dass man möglichst zu jedem Thema einmal dabei war, ohne Zwang, aber es hilft ja auch… außerdem treffen wir uns auch einfach mal so, zum PatInnenstammtisch, um uns auszutauschen. Jede Patin, wir haben auch grad einen Paten bringt ja eine andere Kompetenz mit und wir können dadurch sehr viel voneinander lernen.
Und wer entscheidet, welche Familie welchen Paten oder Patin bekommt?
Als erstes lernen die Koordinatorinnen die Familie kennen, sie fragen auch, worin Bedarf besteht. Ich bin bspw. eine Frühchen-„Expertin“, da mein Sohn auch viel zu früh auf die Welt gekommen ist und da passt es gut, in genau solche Familien zu gehen. Ich finde unsere Koordinatorinnen haben ein ziemlich gutes Gespür. Sie wissen meistens relativ schnell, wer da zusammen passt. Beim ersten Treffen mit der Familie ist eine dann sogar noch dabei, meistens aber nur am Anfang.
Gibt es feste Vorgaben, wo und wie oft die Treffen stattfinden sollen?
Nein, eigentlich nicht. Also für die drei Jahre sind mindestens zehn Treffen vorgesehen. Aber das muss man immer individuell anpassen, denn sobald die Mütter bspw. wieder arbeiten gehen, wird das eh schwieriger, einen Termin zu finden. Manche Familien sind voll versorgt mit den 10 Terminen und andere habe ich durchaus mehr als 20 Mal getroffen, weil ich das so wollte.
Wie kann man sich so ein Treffen vorstellen?
Am liebsten treffe ich mich mit der Familie zu Hause in ihrer gewohnten Umgebung. Dort sind die Mütter (und zu 80% treffe ich nur die Mütter) und die Kinder am entspanntesten, da entstehen auch Fragen ganz nebenbei bei den alltäglichen Momenten mit den kids. Es kommt aber auch vor, dass ich die Familie bei der Kita-Suche oder bei einem Arzttermin begleite, meistens landet man dann noch auf dem Spielplatz oder in einem Café. Es ist diese 1 zu 1 Betreuung, die das Ganze so besonders macht, basierend auf gegenseitigem Vertrauen….
Ganz oft geht man auch zusammen spazieren… und gerade da, das ist meine Erfahrung, trauen sich viele dann auch von Problemen zu erzählen, was nicht so gut läuft…
Einfach nur zuhören ist dabei schon ganz viel, aber natürlich können wir Patinnen auch Hilfen vermitteln, über das Netzwerk Gesunde Kinder gibt es ein Riesennetzwerk…
Welche Voraussetzungen braucht man, um Familienpatin oder -pate zu werden?
Man sollte natürlich Zeit mitbringen, damit man sich auch regelmäßig mit den Familien treffen kann, aber so viel ist das gar nicht. Außerdem sollte man eine gewisse Offenheit besitzen, über verschiedenen Themen zu reden, das Bedürfnis haben, zu helfen und man sollte natürlich Kinder mögen. 🙂
Gibt es bestimmte Themen, die von jeder Familie angesprochen werden?
Meine Erfahrung ist, egal, welchen Bildungsstand die Familie hat oder aus welchem Land sie stammt, alle beschäftigen ähnliche Fragen und Probleme. Grad wenn’s das erste Kind ist, ist vieles komplett neu… das fängt beim Rhythmus finden an, all der organisatorische Kram ist oft Thema, überhaupt Unsicherheiten, ob man alles richtig macht. Was auch oft auftaucht ist das Thema Partnerschaft, das ist schon ein Riesenschritt vom Paar-sein zum Eltern-sein….
Und wie hilfst du bei diesen Fragen und Ängsten weiter?
Ich versuche die Fragen weniger auf fachlicher Ebene zu beantworten, das kann ich oft auch gar nicht, sondern eher aus einer menschlichen Perspektive. Ich möchte die Eltern in eine Kompetenz bringen, die sie ja auch alle haben. Nach drei Jahren bin ich ja wieder weg und von daher versuche ich, sie stark zu machen, dass sie auf ihr Bauchgefühl vertrauen.
Was denkst du, warum melden sich die Familien beim Netzwerk Gesunde Kinder an?
Ursprünglich dachte ich immer, dass es vor allem Familien sind, die richtige Probleme haben. Aber das stimmt nicht. JEDE Mutter kann es gut gebrauchen, mit einer anderen Person von außen zu reden.
Liebe Christine, du bist vor acht Monaten Mutter geworden. Warum hast du dich beim Netzwerk Gesunde Kinder angemeldet?
Meine Tochter kam zwei Monate zu früh auf die Welt und wir waren nach der Geburt noch fünf Wochen im Krankenhaus. Dort lebt man schon sehr isoliert von der Außenwelt und ich habe mir alle Flyer und Hefte genau durchgelesen. Und dabei bin ich auf das Netzwerk Gesunde Kinder aufmerksam geworden. Die Idee fand ich sehr schön und da ich kurz vorher erst nach Potsdam gezogen bin, versprach ich mir davon auch gleich ein wenig Anschluss.
Und zum Abschluss: Ev, was ist das Schönste an deiner ehrenamtlichen Tätigkeit?
Zu erleben, wie man anderen helfen kann, denn es kommt auch so vieles zurück. Und natürlich das Wunder eines Babys immer wieder neu zu erleben. Die Arbeit öffnet wirklich immer wieder mein Herz!
Liebe Ev, liebe Christine, vielen Dank, dass wir heute dabei sein durften! Wir wünschen euch für die Zukunft nur das Beste!
Weitere Informationen:
Das Regionalnetzwerk Potsdam steht Schwangeren und Familien mit Kindern bis zum 3.Geburtstag zu allen Themen rund um das Leben mit Kind zur Seite. Neben der Alltagsbegleitung durch die ehrenamtlichen FamilienpatInnen bietet das Netzwerk zahlreiche Treffs und Themenveranstaltungen für Groß und Klein. Das Netzwerk Gesunde Kinder findet man in ganz Brandenburg.
Das Büro des Netzwerks Gesunde Kinder in Potsdam findet ihr hier:
Jägerallee 37H / 14469 Potsdam
→ netzwerk-gesunde-kinder.de/potsdam
Ihr wollt eure Erfahrungen weitergeben und auch ehrenamtliche Patin oder Pate werden? Alle Infos dazu findet ihr hier.
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