Claudia (36) und Michael (36) leben mit ihren Kindern Greta (5) und Oscar (2) in der Nördlichen Vorstadt. Beide sind in ihren Jobs sehr eingespannt und haben einen vollen Terminkalender. Wie die beiden das hinkriegen und was sie tun, um nicht nur Eltern, sondern auch Liebespaar zu bleiben, das haben sie uns in einem entspannten Gespräch in ihrer Küche verraten.
Ihr habt uns im Vorgespräch eine lustige Kennenlerngeschichte versprochen… jetzt sind wir neugierig. Wie habt ihr zueinander gefunden?
Claudia: Ganz modern, über das Internet. Ich hatte damals schon einen Datingmarathon hinter mir und eigentlich genug von Dates. Wir haben eine Woche hin- und hergeschrieben und uns dann recht schnell getroffen. Er hat mich vom Bahnhof Wannsee abgeholt mit einem roten Auto, das er sich extra von seinem besten Freund geliehen hatte, um damit Eindruck zu schinden. Dann hat er mich in ein Weinlokal am Rosenthaler Platz in Berlin ausgeführt. Dort haben wir ewig gesessen und gequatscht, sodass ich den letzten Zug nach Werder verpasst habe.
Michael: Es war wirklich ein tolles Date. Wir waren dann noch in einem Fotoautomaten und haben Bilder gemacht, weil ich diesen ersten gemeinsamen Abend unbedingt festhalten wollte.
Claudia: Und während wir auf die Bilder gewartet haben, fing es an zu regnen. Es war ein ungemütlicher Abend im Februar 2016, und wir haben uns unter einen Schirm gestellt. Da hat er mich so komisch angeschaut und kam immer näher. Dann haben wir uns zum ersten Mal geküsst. Das widerstrebt eigentlich meinen Prinzipien, aber in dem Moment hat es einfach gepasst. Die Fotos von damals haben wir bis heute.
Michael: Das Lustige daran ist, dass ich zu dem Zeitpunkt schon ein Engagement für Spanien in der Tasche hatte. Es war meine letzte Woche in Berlin, das heißt, eine Woche später wäre ich für immer weg gewesen. Aber dann haben wir uns kennengelernt.
Und dann? Hast du alle Pläne über den Haufen geworfen?
Michael: Ja! Ich habe meinem Arbeitgeber gesagt, dass ich doch nicht nach Spanien gehen kann und wir haben eine Lösung gefunden, dass ich in Potsdam bleiben kann.
Wie romantisch! Wie ging es dann weiter?
Claudia: Wir sind immer zwischen seiner Berliner Wohnung und meiner Studentenbude in Werder gependelt. Meine Gegend war total neu für ihn. Anfangs dachte er, nach Potsdam kommt nix mehr, aber es hat ihm total gut gefallen. Und irgendwann stand er mit seinem Koffer in meiner 1-Zimmer-Wohnung und ist bei mir eingezogen. Das war die erste Härteprobe für unsere Beziehung, weil wir auf engstem Raum jeden Tag zusammen waren. Es hat sehr gut geklappt. Das war der Beweis, dass wir gut miteinander harmonieren.
Kam der Heiratsantrag für dich überraschend?
Claudia: Oh ja! Mein großer Traum war es, nach Thailand zu reisen. Darum haben wir eine Rundreise durch Thailand gemacht und er hat mich voll veräppelt. Er sagte, wenn wir auf Koh Samui sind, musst du eine Mutprobe machen und dich deiner größten Angst stellen. Er wusste, dass ich Höhenangst habe, und darum dachte ich, ich muss jetzt Bungee Jumping oder irgendwas Verrücktes machen und war richtig aufgeregt. Dann wurden wir von einem Auto abgeholt und sind durch den Dschungel gefahren. Plötzlich kamen wir in einem wunderschönen Hotel an, direkt am Hang, und ich sollte mich schick machen.
Der Hoteldirektor hat uns mit Fackeln und Champagner empfangen, ich kam mir vor wie beim Bachelor. Dann sind wir mit einem Buggy zum Strand gebracht worden und dort stand ein Tisch mit Kerzen. Es war ein traumhafter Anblick. Wir hatten ein mehrgängiges Candle-Light-Dinner und ich habe gemerkt, dass Michael nicht so gesprächig war wie sonst. Dann kam auch noch Musik und Michael ist vor mir auf die Knie gegangen. Er hat was aus seiner Tasche geholt, aber er war so aufgeregt, dass es kein Ring war, sondern ein Labello. (lacht) Dann griff er in die andere Hosentasche, fand den Ring und hat mich gefragt, ob ich ihn heiraten möchte.
Und wie hast du reagiert?
Claudia: Ich habe erstmal nur geweint und konnte keinen Ton rausbringen, weil ich so überwältigt war von der ganzen Atmosphäre. Dann habe ich JA gesagt und wir haben einen schönen Abend dort verbracht. Später in der Elternzeit von Oscar sind wir dann nochmal für vier Wochen nach Thailand gereist und haben genau diesen Strand besucht. Es war toll, sich an diesen besonderen Abend zu erinnern, vor allem, weil wir inzwischen ja schon zwei Kinder hatten.
Wie wichtig ist euch das Reisen als Familie?
Michael: Sehr wichtig. Auch in Gretas Elternzeit haben wir einen Roadtrip zum Gardasee gemacht. Und von mir aus könnten wir noch viel mehr reisen, ich brauche das als Gegenpol zum Alltag. Dadurch, dass ich viel im Home Office arbeite, habe ich immer wieder den Drang, rauszukommen – auch, wenn es nur Kurztrips sind. Wir waren letztens ein Wochenende in Paris mit den Kindern. Viele Freunde fragen, warum wir uns das antun, Reisen mit Kindern, das sei doch anstrengend. Aber wir genießen es, gemeinsam Zeit zu verbringen, auch um Greta und Oscar zu zeigen, dass es noch was anderes gibt als Potsdam.
Michael, du wolltest ja schon einmal auswandern, bevor ihr euch kennengelernt habt. Könntet ihr euch das auch als Familie vorstellen?
Michael: Ja, wir wollen diesen Sommer nach Bali fliegen und einen Zwischenstopp in Singapur einlegen. Vor ein paar Jahren war ich für eine längere Zeit beruflich in Asien. Es ist dort sehr international, sehr sauber, sehr sicher. Und dann natürlich das tolle Wetter, die Kinder können auch im Winter in kurzen Klamotten draußen spielen. Darum säge ich schon seit längerem an Claudia, dass wir irgendwann mal dorthin auswandern.
Claudia, wie stehst du zum Auswandern?
Claudia: Michael schaut immer schon nach deutschen Schulen im Ausland und will mich überzeugen, dass ich dann dort arbeiten könnte. Da muss ich ihn immer bremsen, weil ich mir das erst einmal nicht vorstellen kann. Ich kann nicht so einfach aus meinem Job heraus, weil ich als verbeamtete Lehrerin arbeite. Ein Wechsel ist immer mit zahlreichen Anträgen verbunden und aufgrund des Lehrermangels nicht so leicht umsetzbar. Eine mögliche Auswanderung muss daher langfristig gut überlegt sein. Dazu kommt, dass mein Job uns eine große Sicherheit bietet. Ich weiß genau, wann ich mein Gehalt ausgezahlt bekomme und wann ich Ferien habe. Dagegen ist Michaels Job im Softwarevertrieb viel weniger planbar. Man weiß nie, wie lange er dort erfolgreich arbeiten kann und er hatte bereits mehrere Jobwechsel und ist dementsprechend in der Welt herumgekommen. Da unterscheiden wir uns sehr, ich brauche meine festen Strukturen.
Das klingt, als würdet ihr erstmal in Potsdam bleiben. Was gefällt euch denn hier besonders gut?
Claudia: Uns gefällt, dass wir alles, was wir wollen, vor der Haustür haben. Wir laufen zehn Minuten in die Innenstadt. Im Treffpunkt Freizeit geht Greta zum Ballett, außerdem sind wir beim Schwimmen. Wir fühlen uns hier total wohl, denn wir können Ausflüge machen, Restaurants besuchen, es gibt Parks und viel Wasser. Bevor wir unsere jetzige Wohnung gefunden hatten, haben wir zwei Jahre auf einem Dorf hinter Werder gewohnt. Das war gar nichts für uns, weil wir immer auf das Auto angewiesen waren und wenig kulturelle Abwechslung hatten.
Es war sehr ruhig dort und wir waren ständig damit beschäftigt, uns um das Haus und den Garten zu kümmern. Wir waren sozusagen Sklaven unseres Hauses. Darum sind wir weg vom Land und rein nach Potsdam gezogen. Als gebürtige Potsdamerin habe ich mich hier immer wohl gefühlt. Berlin wäre für mich keine Option gewesen, das ist mir zu groß, zu viel, zu anonym. Darum ist Potsdam für uns die beste Lösung.
Wie schwer war es, eine Wohnung in Potsdam zu bekommen?
Claudia: Wir hatten riesiges Glück. Die Wohnung war gerade mal drei Minuten online. Micha hat sofort angerufen und mit der Maklerin telefoniert. Offenbar war er ihr so sympathisch, dass sie die Wohnung sofort aus dem Internet genommen hat. Eine Woche später haben wir die Wohnung besichtigt und sie bekommen.
Ihr seid beide voll berufstätig. Wie organisiert ihr euren Alltag?
Claudia: Wir setzen uns jeden Sonntagabend hin und besprechen die kommende Woche. Michas Termine sind oft sehr kurzfristig und wir schauen, wann er wo ist. Wann ist er verreist, wann hat er Videokonferenzen. Ich plane dann, wer wann die Kinder abholt. Wir haben kaum familiäre Unterstützung, weil Michas Familie in Heidelberg wohnt und meine Eltern das gesundheitlich nicht schaffen. Darum sind wir auf uns alleine gestellt. Aber wenn es mal eng wird, haben wir ein tolles Netzwerk mit anderen Eltern. Mal holt der eine die Kinder ab, mal schläft Greta bei ihrer Freundin. Und wir haben zwei tolle Babysitterinnen gefunden, die uns sehr liebevoll begleiten.
Wie schafft ihr es, nicht nur als Eltern, sondern auch als Liebespaar zu bestehen?
Beide: Date Night!
Michael: Wir sorgen dafür, dass wir regelmäßig Quality Time nur für uns haben, mindestens einmal im Monat. Letztens haben wir von Freunden Tickets für ein Konzert einer französischen Jazzband in Berlin geschenkt bekommen und wir haben einfach einen ganzen Abend lang abgetanzt. Das war sehr cool. Und ohne Abende wie diese wäre es für mich undenkbar. Wir sind als Paar die Basis dafür, um gute Eltern zu sein. Natürlich bekommen wir auch viel Energie von den Kindern, aber du brauchst auch mal Zeit für dich. Auch, um über Themen zu reden, die nichts mit den Kindern zu tun haben. Dafür besuchen wir meistens eines der vielen tollen Restaurants in der Potsdamer Innenstadt.
Claudia: Ja, wenn wir in die Innenstadt laufen, kommen wir immer am Rathaus vorbei, wo wir geheiratet haben. Alleine das ist ein schönes Ritual, weil wir uns dann an unsere Hochzeit erinnern können. Aus den Date Nights schöpfen wir Kraft, weil unser Alltag so voll und durchgetaktet ist.
Und wie verbringt ihr eure Wochenenden als Familie am liebsten?
Claudia: Der perfekte Samstag beginnt für uns ganz entspannt. Wir schlafen gerne aus. Da die Kinder auch durchaus mal bis halb neun schlafen, ist das für uns echter Luxus. Danach genießen wir es, gemeinsam am Frühstückstisch zu sitzen. Es ist auch Tradition, dass wir samstags über den Wochenmarkt am Nauener Tor schlendern und frischen Fisch oder Obst und Gemüse einkaufen. Danach gehen wir auf den Spielplatz oder machen eine Fahrradtour.
Michael: Wir lassen uns am Wochenende gerne treiben. Dabei ist es uns wichtig, die Struktur, die wir von Montag bis Freitag haben, aufzubrechen. Manchmal machen wir es uns einfach gemütlich, lesen ein Buch und machen zusammen Mittagsschlaf.
Welche Werte möchtet ihr euren Kindern gerne mitgeben?
Michael: Weltoffenheit. Respekt. Und Dankbarkeit. Weil wir dankbar dafür sind, wie wir leben können. Auch, wenn wir beide hart dafür arbeiten, um unseren Kindern dieses Leben zu ermöglichen – wir wissen, dass es nicht selbstverständlich ist. Sie sollen das Leben einfach genießen. Das klappt am besten, indem wir ihnen das vorleben. Wenn ein guter Song im Radio läuft, tanzen wir manchmal spontan alle gemeinsam durch die Wohnung. Man weiß ja nie, was mal kommt, also wertschätzen wir einfach, dass es uns gut geht und wir gesund sind.
Vielen Dank für eure Offenheit und alles Gute!
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