Haltet die Welt an, ich bin schwanger!

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Das Bewusstsein für die eigene Schwangerschaft beginnt zumeist an irgendeiner überfüllten Kasse. Ihren Ursprung fand sie sicher an einem etwas intimeren Ort, aber wer einen Schwangerschaftstest kauft, hat da so eine Ahnung, ein Ziehen oder einen morgendlichen Brechreiz. Wenn man dann mit einem Test an der Kasse steht, hat man entweder Angst, schwanger zu sein oder Angst, nicht schwanger zu sein. Der Kopf ist dann schon längst mit diversen Szenarien davon geritten und es braucht jetzt dringend eine zuverlässige Antwort. So kommen Frauen in Supermärkten, Apotheken oder Drogerien zu einem ersten offiziellen Eingeständnis: Ich könnte schwanger sein. Wenig später gibt es Gewissheit.

Als Mutterschiff haftet einem etwas Heiliges an

Die erste Phase ist eine Zeit voller Schwindeleien, Vermeidungstaktiken und kleiner, kontrollierter Sprengungen, denn die Druckwelle der Schwanger-Bombe platzt auch in das Leben des direkten Umfeldes. Spätestens wenn die kritischen zwölf Wochen rum sind, stellen sich auch Körper und Geist auf die neue Situation ein und man ist im wahrsten Sinne in froher Erwartung. Bald wird der Bauch bemerkt und Menschen beginnen, lächelnd und mit schräg gelegtem Kopf Glückwünsche auszusprechen. 

Familie, Freunde, Job – Alle stellen sich auf die neue Situation ein und man bekommt unweigerlich ein Gefühl, das man wohl zuletzt als Achtjährige auf dem eigenen Geburtstag hatte. Nach all den Jahren rücksichtsloser Drängelei an diversen Bars, ewigen Stehens in der Regionalbahn und erbitterten Kämpfen um das letzte Stück Kuchen gibt es jetzt plötzlich: Aufmerksamkeit. Als Mutterschiff haftet einem etwas Heiliges an und die Welt ist voller Zartgefühl für das neue Leben. Ein wenig lässt sich der Verlust von Taille und würdevollem Treppensteigen damit sogar kompensieren. 

„In mir wächst echt ein Baby. Irre!“ 

Und dann kommt der Frauenarzt und holt einen auf den Boden der Tatsachen zurück, denn dort werden im Minutentakt Frauen beglückwünscht und Mutterpässe übergeben. Trotzdem geht man nie wieder so gern zum Arzt wie in der Zeit der Schwangerschaft. Bei den Untersuchungen sehen wir das Herz schlagen, die Beine strampeln und den kleinen Daumen im Mund verschwinden. „In mir wächst echt ein Baby. Irre!“ 

Wir bereiten uns ordentlich vor, wollen die weltbeste Patientin sein und ordentlich gelobt werden für das Wunderwerk unseres Körpers. Wir nehmen verordnete Tabletten ein, meiden Katzenklos und verzichten auf rohes Fleisch, nur um dann zum fünften Mal die Frage zu beantworten, was man arbeitet und ob es einen Vater zu dem Kind gibt. Hier ist man eine von vielen und im besten Fall Routine. 

Das Bedeutendste, was uns eine Schwangerschaft lehrt: was im Leben wirklich wichtig ist. 

Mit der Bewunderung für den eigenen körperlichen Ausnahmezustand und dem ersten Kind ändert sich auch der Blick auf all die Frauen, die schon Kinder haben. Vielleicht verstehen wir erst jetzt die Dimensionen von Liebe, Angst und Sorgen, die unsere Mütter seit jeher begleiten.

Hat man vor dem ersten Kind noch den eigenen Sitzplatz im überfüllten Regionalexpress aus purem Pflichtgefühl für die werdende Mutter geopfert, tut man es danach mit einer anerkennenden Verbundenheit.

All die Veränderungen, die eine Schwangerschaft mit sich bringt, sorgen nicht zuletzt auch dafür, dass wir wieder lernen, sehr gut auf uns selbst zu achten. Was wir im Job oder im Alltag immer hinten angestellt haben, ist jetzt wieder im Fokus. Was uns gut tut, ist auch gut für das Baby. Das ist neben der Erkenntnis, was im Leben wirklich wichtig ist, wohl das Bedeutendste, was uns eine Schwangerschaft lehrt. Die Welt dreht sich weiter, aber wir sind jetzt vielleicht ein bisschen dankbarer dafür.

Andrea ist 36 und zum zweiten Mal schwanger. Von nun an lässt sie uns in ihren Kolumnen regelmäßig an ihren aktuellen Gefühlen und Erlebnissen teilhaben. 

Seid ihr auch gerade schwanger? Dann ist unser Artikel „10 Hebammen-Tipps für eine entspannte Schwangerschaft“ genau das richtige für euch!

Foto: pexels // Pixabay

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