Warum ich keine Erziehungsratgeber lese (und trotzdem einen empfehle).

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Es gibt auf dem Markt vermutlich mindestens so viele Erziehungsratgeber wie Krümel unter unserem Küchentisch. Keine Frage interessierter bis verzweifelter Eltern, die nicht schon irgendwo abgedruckt, mal besser, mal schlechter, beantwortet wäre. Als jemand, der immer viel und gern gelesen hat, sah ich mich selbst im Falle einer Schwangerschaft schon früh mein gesamtes Geld in die Buchhandlung tragen. Dann wurde ich schwanger – und schlief erstmal, denn die erste Zeit war ich so müde, dass ans Lesen nicht zu denken war.

Irgendwann kam meine Energie zurück und ich kaufte mir einen Ratgeber zum Thema Schwangerschaft und Wochenbett. Vorbereitung ist schließlich alles und Wissen macht Aha! An den Titel des Buches kann ich mich heute leider mehr nicht erinnern. Ich weiß nur noch, dass es viele sehr gute Kritiken hatte und einen ordentlichen Wiederverkaufswert, denn schon nach wenigen Seiten hatte ich genug gelesen.
Eine unkomplizierte Schwangerschaft ist alles andere als selbstverständlich. Das weiß ich heute noch besser als damals. Trotzdem wollte ich nicht schon im ersten Kapitel damit konfrontiert werden, was theoretisch alles schief laufen könnte und schon gar nicht wollte ich mir ein schlechtes Gewissen dafür einreden lassen, dass ich nicht schon vor der Schwangerschaft auf mein Gewicht geachtet hatte. Das war spätestens der Punkt, an dem ich das Buch zuklappte, bei eBay Kleinanzeigen einstellte und mich bei Fragen lieber direkt an meine Frauenärztin und an meine Hebamme wandte.

Ahnungslos ins Abenteuer

Damals schob ich es auf die Hormone, dass ich auf einer sanften Welle des bedingungslosen Grundvertrauens ins Abenteuer Mutterschaft surfte. Dass diese Welle auch fünf Jahre später ungebrochen ist, könnte aber vielleicht auch daran liegen, dass ich bis heute keine Ahnung habe, was ich eigentlich mache. Ich mache einfach. Und zwar das, was sich gut und richtig anfühlt, im besten Fall für alle Familienmitglieder gleichermaßen. Das klappt vielleicht nicht immer, aber das ist okay. Elternschaft ist kein Projekt mit Anspruch auf Perfektion.

Wer zum Beispiel nur in etwa weiß, ab wann ein Kind welche Fähigkeiten entwickelt, kann sich auch nicht verrückt machen, wenn es vielleicht etwas länger dafür braucht. Ohnehin hat jedes Kind sein eigenes Tempo und für den Fall, dass doch mal etwas auffällig sein sollte und unser Kind in einem Punkt Unterstützung bräuchte, vertraue ich darauf, dass unsere Kinderärztin und/oder unsere Erzieher:innen uns dies zurückmelden würden.

Der Glaube, dass Schwangerschaft, Geburt und Erziehung irgendwie optimiert werden können, birgt die Gefahr, dass wir ein zu vervollkommnendes Objekt auf die Welt bringen und nicht eine Person, zu der wir eine Beziehung aufbauen wollen.“ – Philippa Perry

Ich will nicht behaupten, dass unser Weg der einzig wahre ist oder dass sämtliche Erziehungsratgeber per se nicht zu gebrauchen sind! Jede Familie, jedes Kind ist anders und garantiert gibt es richtig viele, gute Bücher, die wertvolle Hilfestellungen und Impulse geben. Statt Bücher zu lesen, die uns verraten, mit welchen Tricks wir unsere Kinder dazu bringen, zu tun, was wir von ihnen wollen, kann es jedoch hilfreich sein, erstmal in uns selbst zu lesen. Und dabei wiederum kann uns Das Buch, von dem du dir wünschst, deine Eltern hätten es gelesen (und deine Kinder werden froh sein, wenn du es gelesen hast) helfen.

Über das Buch:

Philippa Perry ist seit 20 Jahren als Psychotherapeutin, freischaffende Autorin und Moderation in Fernsehen und Radio tätig. In zahlreichen Dokumentationen für die BBC geht sie Fragen zu Psychologie und Erziehung auf den Grund. Ihr Buch widmet sie allen Eltern, die ihre Kinder nicht nur lieben, sondern auch mögen wollen.

Das Buch, von dem du dir wünschst, deine Eltern hätten es gelesen ist daher auch kein Erziehungsratgeber im klassischen Sinne, in dem es um Töpfchen-Training, ums Abstillen oder das Thema Schlaf geht, von dem wohl alle Eltern ein erschöpftes Lied singen können. Vielmehr geht es um Beziehungen und wie wir diese pflegen, damit sie eine Quelle der Kraft und der Zufriedenheit sind und wir, ganz nebenbei, weniger kämpfen müssen, wenn es darum geht, unsere Kinder ins Bett zu bringen, sie zu füttern, zu waschen, anzuziehen…

Instinkt regelt. Empathie hilft.

Merke: Instinkt regelt. Empathie hilft. Wichtig und richtig. Das Buch auf diese beiden Kernaussagen zu reduzieren, würde ihm allerdings nicht gerecht werden. Untergliedert ist es in sechs große Abschnitte: Ihr elterliches Erbe / Die Umgebung des Kindes / Gefühle / Das Fundament / Die Voraussetzungen seelischer Gesundheit / Jedes Verhalten ist Kommunikation. Kleine Übungen und Fallstudien helfen, sich die einzelnen Kapitel und Themen zu erarbeiten und lehren uns, wie wir versöhnlich auf unsere Kinder, auf uns in der Rolle der Eltern und auf unsere eigenen Eltern schauen können.

Und so gibt es von mir ausnahmsweise also doch mal eine Empfehlung für einen (etwas anderen) Erziehungsratgeber.

Und hier könnt ihr das Buch kaufen (oder natürlich in eurem Lieblings-Buchladen):

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Das Buch, von dem du dir wünschst, deine Eltern hätten es gelesen (und deine Kinder werden froh sein, wenn du es gelesen hast) von Philippa Perry für 12,99€

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