Der 8. berufliche Neuanfang: Susanne Heidemann erzählt

„Es ist eine Freude für mich, zu sehen wie die Menschen aufblühen.“

Ab und an habe ich in Susannes Kinderladen „kleines haus potsdam“ ein paar nette Geschenke eingekauft. Nun gibt es ihren wunderschönen Laden leider nicht mehr, aber Susanne ist gerade dabei, als Individualcoach durchzustarten. Warum sie sich beruflich immer wieder verändert hat und wieso sie sich selber als „Tourguide bei den Qualitäten von Menschen“ bezeichnet, lest ihr jetzt.

Liebe Susanne, wie schön, dass wir uns einmal kennenlernen. Stell dich doch bitte erstmal vor. 

Hallo, ich bin Susanne Heidemann und ich stamme aus Hamburg. Ich bin 55 Jahre alt und Anfang der 90er Jahre – dank der Liebe – nach Berlin gezogen. Zu dieser Zeit habe ich als Art Directorin gearbeitet, bin immer viel zwischen Hamburg und Berlin gependelt und auf Fotoreisen gewesen. Als ich endlich in Berlin sesshaft wurde, fehlte der Hamburgerin in mir das Wasser und so sind mein Mann und ich 1996 nach Potsdam in die Eisenhartstraße gezogen – ganz in der Nähe des Heilgen Sees. Hier habe ich dann auch meinen Sohn Frederik, der jetzt gerade 20 geworden ist, bekommen. Mit dem Kleinen war ich fast 2 Jahre zu Hause. Als ich wieder arbeiten wollte, konnte ich mir nach dieser Zeit nicht mehr vorstellen, in meinen alten Job zurückzukehren. Und ich nahm gerne das Angebot meiner Freundin Melanie Wöltje an, bei ihr – in einem der schönsten Kindergeschäfte in Berlin „Emma und Co.“ – zu arbeiten.

Und wie bist du dazu gekommen, einen eigenen Kinderladen „kleines haus potsdam“ zu eröffnen?

Durch die schöne Arbeit in Berlin, ist mir bewusst geworden, dass ich gerne mehr meine eigenen Geschichten erzählen wollte. Mehr aus meiner eigenen Kindheit. Über Bücher, Scherenschnitte, Spielzeug – mehr das, was mir selber so gut gefiel – die Schönheit von damals mit der heutigen Zeit und ihren Kindern, zu verbinden. Und dabei auch meine eigene Kreativität ausleben zu können. Schon als Kind habe ich mir an Spielzeuggeschäften die Nase platt gedrückt. So eine Welt, in der es tolle alte und neue Kinderbücher, Spielzeug, Einrichtungen und hübsche Kollektionen gibt, wollte ich – abseits von Spielzeugkonsole und Co. – erschaffen. 2008 habe ich dann das „kleines haus potsdam“ in der Friedrich-Ebert-Straße eröffnet, dessen Idee und Name in meinem kleinen Haus, in dem ich auch jetzt noch lebe, entstanden ist.

Und was hat dir an deiner Arbeit besonders gut gefallen?

Die Arbeit mit meinen Kunden – den Kleinen und den Großen! Wir hatten einen schönen Kontakt. Die Kinder kamen zu mir in den Laden, haben mir zum Beispiel ihre Zeugnisse gezeigt oder einfach erzählt, wie es ihnen geht. Die ganz Kleinen haben auf dem Boden gesessen und gespielt. Außerdem gab es bei mir immer einen Kirschlolli, eine Erinnerung aus meiner Kindheit! Und ich habe es geliebt. Auch, dass es immer wieder ganz besondere Begegnungen und Geschichten gab. Zum Beispiel zu dem Teddy, der hier im Wohnzimmer an meinem Bücherregal sitzt! Eines Tages kam ein älterer Herr mit zwei Tüten in seinen Händen in meinen Laden. Als erstes dachte ich, der hat sich sicher in der Tür geirrt. Dann hat er mir die Tüten auf den Tresen gestellt und mich gefragt, ob ich ,das hier’ gebrauchen könnte – für meine Schaufenster, an denen er sich immer erfreut. Und in diesen Einkaufstüten befand sich der Teddy aus seinen Kindertagen. Geflickt, geliebt und mit schiefen Ohren. Da er keine Kinder oder Enkelkinder hatte, wollte er ihn mir überlassen. Seine Geschichte hat mich so berührt, dass ich seinen Teddy – der mindestens 90 Jahre alt ist – immer im Schaufenster stehen hatte. Er war nie wieder in meinem Laden, aber ich hoffe, er hat sich daran erfreut, dass sein Teddy immer in meinen Schaufensterdekorationen seinen Platz hatte. Und jetzt sitzt er hier in meinem Wohnzimmer und schaut mir über die Schulter.

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Warum hast du deinen Laden im Jahr 2013 geschlossen?

In dieser Zeit ist meine Ehe ziemlich durchgeschüttelt worden. Mein Geschäft hat mir auch in dieser Phase sehr viel Kraft gegeben. Und als mein Mann und ich uns dann getrennt hatten, wurde bekannt, dass die Friedrich-Ebert-Straße für ein Jahr gesperrt werden sollte. Das hätte ich finanziell nicht überstanden. Ich habe auch nochmal kurz darüber nachgedacht, ob ich mit meinem Laden umziehe, aber mich dann ganz schnell dagegen entschieden. Nun habe ich die schönsten Erinnerungen und noch einen mini Teil vom ‚kleinen haus potsdam’ auf unserem Dachboden. Im Juni findet in unserem Garten ein Hof Flohmarkt statt – ich hoffe, ihr kommt alle! Termin gebe ich euch noch bekannt.

Und was machst du jetzt?

Ich habe dann erstmal geschaut, in welche Richtung ich gehen möchte und mich dann dazu entschlossen, eine Ausbildung als Coach zu machen. Genauer gesagt als Psychologischer Individualcoach. Die Ausbildung basiert auf der Individualpsychologie nach Alfred Adler. Ich habe schon immer gerne mit Menschen gearbeitet, sie begleitet und daran erinnert, welche Möglichkeiten und Potentiale sie haben – es aber selber gar nicht mehr wahrnehmen konnten. Es war und ist eine Freude für mich, zu sehen wie die Menschen aufblühen und das Bewusstsein für die Leichtigkeit des Lebens wiederentdecken. Die Arbeit als Coach erfüllt mich wirklich sehr. Meine Website „mylife.MyLife!“ ist gerade noch im Aufbau. Mit der Designerin Daniela Ankenbrand erarbeite ich zur Zeit das Logo und den Internetauftritt. Aber man kann mich natürlich buchen. Und man findet mich unter meinem Namen – Susanne Heidemann I mylife.MyLife! – bei Instagram, LinkedIn und Xing.

Und wie sieht deine Arbeit als Individualcoach genau aus?

… Wie ich schon gesagt habe, entspringt die Bezeichnung „Individualcoach“ der Lehre des Individualpsychologen Alfred Adler, einem Österreicher jüdischer Abstammung. Er betrachtete die Menschen ganzheitlich & zeigte auf, welche Ursachen und Überzeugungen dazu führen, mit welcher Dynamik jeder von uns so durchs Leben marschiert. Das ist so individuell, wie jeder Mensch selbst – hat jedoch seinen Ursprung. Und das kann die eine oder andere Komplikation im Leben schaffen. Wer mit mir arbeitet, begibt sich auf eine Sightseeingtour – voller neuer Einblicke & Ausblicke. Jeder kann sich inspirieren lassen, Perspektiven wechseln, sich ertappen, lachen, staunen, alte Knoten lösen, neue Verbindungen knüpfen – zu sich selbst – der Person, mit der wir nun wirklich sehr sehr viel Zeit verbringen – lebenslänglich sozusagen – und der ein einzigartiges und großartiges Lager an Talenten und Möglichkeiten zur Verfügung steht! Was mitgeliefert wurde! Frei Haus sozusagen. Und damit natürlich auch zu anderen Menschen. Jede/jeder kann und darf sich auf dieser Tour mitnehmen, was sie/er brauchen kann und mit welcher Haltung sie weitergehen möchten. Und das ist ebenfalls ganz individuell.

Und was hat es mit dem Seminar „Blackbox der Sinne“ auf sich?

Gemeinsam mit meinen Freunden und Kollegen Yvonne Neff, Gundula Redecke-Stetten, Lars Stetten und Götz Wache entwickeln wir zur Zeit die „Blackbox der Sinne“. In der es – inspiriert durch Lars, der seit seiner Jugend nahezu blind ist – darum geht, die Menschen durch die Dunkelheit wieder mit ihrem Inneren zu berühren, Selbstführung und Führung erfahrbar zu machen, ihre Umgebung – auch und gerade die Alltägliche – neu zu entdecken, wieder (zu)zu hören…& der Welt, Kollegen, Menschen und vor allen Dingen sich selbst wieder mit Neugier und Freude zu begegnen. Durch die Dunkelheit kann der Fokus wieder auf das Wesentliche gelenkt werden. Der Prozess, dieses Seminar entstehen zu lassen, macht uns allen gerade unglaublich viel Spaß. Morgen zum Beispiel, spielen wir das erste Mal gemeinsam „BlindenFussball“!

Und was steckt hinter der Idee „mylife.MyLife! – Kitchentalk“?

Ich möchte gern Menschen zusammenbringen. Ich sehe mich selbst oft als Verknüpferin. Es soll eine bunte Mischung an Personen, Themen und Talenten sein. Und dann stelle ich es mir so vor, dass wir uns erst einmal in der Küche meines ‚kleinen Hauses‘ in Potsdam treffen und uns immer zu einem bestimmten Thema austauschen. Zum Beispiel zum Thema „WoMen 45+“ oder „Junge Mütter mit tollen Ideen“.

Du startest ja nun deinen 8. beruflichen Neuanfang. Was würdest du anderen raten, die darüber nachdenken, sich neu zu orientieren?

Raten würde ich niemanden etwas. Ich kann nur sagen, wie es für mich war. Denn die beruflichen und auch privaten Neuanfänge habe ich oft nicht wirklich geplant. Doch scheinbar stellt das Leben einen immer genau dahin, wo man hin soll! Das war auch für mich nicht immer einfach. Aber ich bin ein wirklich lebensfroher, humorvoller und optimistischer Mensch, der neben Plan A…auch schon Plan B,C,D und E…im Auge hat. Was ganz hilfreich ist – im Job und als Mutter 😉 Mir selber zu vertrauen, auf meine Intuition zu hören, eine Vision zu haben, mutig zu sein, neugierig und das Schöne im Leben zu erkennen, der Austausch mit Freuden und Familie – haben mich an den Punkt gebracht, an dem ich jetzt stehe. Und von dem ich weitergehen werde.

Und was wünscht du dir für deine Zukunft?

Ich wünsche mir, dass wir achtsam miteinander umgehen, uns mit Respekt und Wertschätzung begegnen, neugierig und mutig sind, einander verstehen und uns auch so sein lassen können, wie wir sind. I agree and I don´t agree! Ich wünsche mir, dass wir die Unterschiedlichkeit als Möglichkeit sehen. Toleranz, Neugierde und Humor! sollten in dieser Welt überwiegen – aber dafür ist es wichtig, dass wir uns selber gut kennen.

Liebe Susanne, vielen lieben Dank für das herzliche Interview und viel Erfolg für deinen weiteren Weg!

Fotos: © POLA Magazin

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