Elternrat: Wie stärken wir das Selbstbewusstsein unserer Kinder?

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Unser heutiger Elternrat von Elterncoachin Alexandra Fresenborg dreht sich um das Thema Selbstbewusstsein und folgende Frage:

„Unsere Tochter hat leider ein sehr geringes Selbstbewusstsein und traut sich wenig zu. Von der Lehrerin und anderen Seiten wurde uns empfohlen, ihr Selbstbewusstsein zu fördern und sie zu stärken. Haben Sie hier Tipps für uns?“

Das rät euch unsere Elterncoachin:

Diese Frage ist sehr schwierig zu beantworten, weil man das Selbstbewusstsein nicht so einfach initiieren und nur zum geringen Teil trainieren kann, denn es besteht sowohl aus einer genetischen als auch aus einer Umweltkomponente.

Was bedeutet Selbstbewusstsein?

Unter einem guten Selbstbewusstsein versteht man zum einen das aktive, durch innere Denkvorgänge herbeigeführte Erkennen der eigenen Persönlichkeit. Zum anderen ist mit Selbstbewusstsein gemeint, dass ein Mensch seine Fähigkeiten, bzw. seinen Wert als Person erkennt. Dies drückt sich besonders in einem selbstsicheren Auftreten aus. Diese Menschen sehen ihrer Zukunft relativ optimistisch, angstfrei, sorglos und unbekümmert – also mit einem stark ausgeprägten Vertrauen in sich selbst.

Die Ausdrucksfähigkeit und das Auftreten eines Menschen werden zum Teil durch seine genetischen Anlagen bestimmt. In der Psychologie werden fünf angeborene Persönlichkeitsmerkmale unterschieden: Offenheit, Gewissenhaftigkeit, Extraversion-Introversion, Verträglichkeit und Neurotizismus. Bei diesen angeborenen Persönlichkeitsmerkmalen nützt alles Erziehen nichts. Nehmen Sie Ihr Kind in seiner Persönlichkeit so an, wie es ist, und stärken sie es. Wird dies von den Eltern nicht beachtet, fühlt sich das Kind „falsch“ in dem eigenen Sein.

Extravertiert oder introvertiert?

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Für das Selbstbewusstsein ist die Dimension “Extraversion-Introversion” von Bedeutung. Extravertierte Menschen zeichnen sich durch ein sicheres Auftreten in Bezug zu fremden Menschen aus. Sie können schnell Kontakte aufbauen und ziehen förmlich ihre Energie im Zusammensein mit anderen Menschen.

Introvertierte Menschen wenden ihre Aufmerksamkeit und Energie stärker auf ihr eigenes Innenleben. In Gruppen neigen sie eher zum passiven Beobachten als zum Handeln und werden häufig als still, zurückhaltend und ruhig beschrieben. Introversion ist jedoch nicht gleichzusetzen mit Schüchternheit. Introvertiert geprägte Kinder bevorzugen oft eine ruhige Umgebung und benötigen sichere Rückzugsorte, um ihre Energie auftanken zu können. Sie streben genauso wie auch Extravertierte nach sozialen Kontakten, Freundschaften und Unternehmungen, jedoch nicht in einem so großem Umfang wie andere. Meist reicht ihnen eine Person aus, mit der sie dann zum Teil ein Leben lang befreundet sind.

In der Schule eignen sie sich sehr viel Wissen an, können es aber im Unterricht wenig zeigen. Sie wissen meist die Antworten, melden sich aber beispielsweise nicht. Deshalb wäre es wichtig, dass Lehrpersonen sie einfach fragen und das Wissen auf diesem Weg abrufen. Damit wäre die mündliche Note bzw. Mitarbeitsnoten gesichert. Wenn sie sich sicher fühlen, trauen sie sich auch einiges zu.

Sowohl die Gene, als auch das Umfeld sind wichtig!

Für die Ausprägung der Persönlichkeitsmerkmale ist auch unser Umfeld wichtig. So können wir die Veranlagung zu bestimmten Verhaltensweisen oder auch Talenten zwar in uns tragen, werden diese aber nicht gefördert, so kommen sie eventuell nie zum Ausdruck. So ist es gerade in der Erziehung wichtig, genau darauf zu achten, wo die Potentiale des Kindes liegen und diese zu fördern.

Schauen wir uns nun den Einflussbereich der Eltern im Bezug auf das Selbstbewusstsein unserer Kinder an: Die wichtigste Zeitspanne zur Entwicklung des Selbstbewusstsein ist im Jugendalter. Wissenschaftler machen hierfür eine Zeitspanne vom 14. bis ca. 30. Lebensjahr verantwortlich. In der Zeit davor, im Säuglings- und Kleinkindalter bis zur Pubertät, entwickeln Kind nur ein Selbstwertgefühl. In dieser Zeit sammeln Kinder alle Bewertungen und Feedbacks betreffend ihrer Person, die sie von uns Eltern oder anderen Menschen bekommen, ohne diese für sich zu bewerten. Deshalb ist es entscheidend, ihrem Kind positive Rückmeldung zur Person oder zum Verhalten zu geben. Alles wird gespeichert!!

In dieser Zeit entsteht die Sicht und das Erkennen des eigenes Selbst. Deshalb ist es besonders wichtig, die Kinder immer zu ermutigen und in schwierigen Situationen liebevoll zu begleiten. Aber bitte schirmen sie Druck und Erwartungen von ihren Kindern ab! Zwingen sie die Kinder nicht, etwas zu tun, was für sie ein unangenehmes Gefühl hervorruft, z.B. alleine auf einer Bühne etwas vorzutragen. Zwischen “Fördern” und “Fordern” ist es oft eine Gratwanderung.

Erst in der Pubertät entwickelt sich das Bewusstsein zu sich selbst. Die gesamte Pubertät dreht sich explizit um das Thema: „Wer bin ich?“ und “Wer möchte ich sein?“. Die eigene Persönlichkeit wir permanent auf den Prüfstand gestellt und aus all diesen Erkenntnissen und Erfolgen entwickelt sich dann das Selbstbewusstsein.

Was Sie zur Unterstützung des Selbstbewusstseins tun können:

  • Nehmen Sie ihr Kind so an, wie es ist und versuchen Sie nicht, es „passend“ zu machen.
  • Nehmen Sie die Ängste und Befürchtungen Ihrer Kinder ernst.
  • Begleiten Sie Ihr Kind in schwierigen Situationen
  • Ermutigen Sie Ihr Kind, sich den geforderten Herausforderungen zu stellen, z.B. ein Referat vor der Klasse zu halten und erkennen Sie Erfolge sichtlich an.
  • Erarbeiten Sie mit Ihrem Kind Strategien, wie sie schwierige Situationen meistern können.

Wir hoffen, dieser Rat zum Thema Selbstbewusstsein war hilfreich für euch! Hier findet ihr weitere Fragen und Elternrat-Themen rund um das Leben mit Kindern:

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