Unser heutiger Elternrat von Elterncoachin Alexandra Fresenborg dreht sich um das Thema „Wenn das Kind beißt“ und folgende Frage:
Mein Sohn (2 Jahre) alt hat ohne ersichtlichen Grund angefangen zu beißen und zu treten. Eine andere Mutter hat mein Kind schon als „Beißmonster“ tituliert. Alle Versuche, ihm das abzugewöhnen, scheiterten bisher. Was kann ich tun? Wir lehnen jegliche Gewalt ab und inzwischen schäme ich mich über das Verhalten meines Sohnes!!
Je nach Persönlichkeitsmerkmalen eines Kindes kann es zwischen dem zweiten und sechsten Lebensjahr zu Verhaltensweisen wie Beißen kommen. Beginnt ein Kind bereits vor dem zweiten Geburtstag damit, handelt es sich oft um eine natürliche Phase der Erkundung. Dieses Verhalten wird häufig von Neugier angetrieben und zeigt, dass das Kind die Wirkung seines Handelns noch nicht vollständig versteht. Mit zunehmendem Alter und fortschreitender Gehirnentwicklung, oft um das dritte oder vierte Lebensjahr, erkennen Kinder besser, dass sie durch ihr Verhalten anderen schaden können und können nun auch ihre eigenen Bedürfnisse klarer kommunizieren, was in der Regel zu einer Reduktion solchen Verhaltens führt.
Die Gründe für das Beißen können vielfältig sein. Häufig liegt Wut oder Frustration zugrunde, die das Kind noch nicht sprachlich ausdrücken kann. So können jüngere Kinder beispielsweise noch nicht sagen, dass sie etwas nicht möchten oder dass ihre Grenze überschritten wurde. Aus Hilflosigkeit fangen Kinder dann an, zu schubsen, zu spucken, zu kratzen oder zu beißen. Diese Wut entsteht dadurch, dass Kinder ihre Wünsche, Bedürfnisse und ihre Vorstellungen durch Worte noch nicht durchsetzen können.
In anderen Fällen steht Angst im Vordergrund, bei der das Beißen als reflexartige Reaktion erfolgt. Kinder in dieser Altersspanne erschrecken sich schnell und geraten schnell in Angst. In dieser Angst beißen sie einfach zu.
Manche Kinder handeln auch aus Neugier, was man mit den Zähnen so alles machen kann, und möchten herausfinden, wie ihre Umwelt reagiert. Sie sind oft erstaunt darüber, wie andere Menschen reagieren
Strategien zum Umgang mit aggressivem Verhalten:
- Ruhe bewahren: Es ist wichtig, in emotional aufgeladenen Situationen ruhig zu bleiben. Schreien oder Strafen können die Situation verschärfen, da sich das Kind möglicherweise missverstanden fühlt.
- Direktes Eingreifen: Sobald ein Kind beginnt, aggressiv zu handeln, sollte die Situation unterbrochen werden. Eine kurze Pause oder das räumliche Trennen kann helfen, das Verhalten zu deeskalieren.
- Reflexion und Kommunikation: Nach der Pause kann es hilfreich sein, gemeinsam mit dem Kind über das Geschehene zu sprechen. Dabei sollte das Kind ermutigt werden, Alternativen zu entwickeln, wie es künftig auf ähnliche Situationen reagieren kann.
Wichtig ist es, konsequent und empathisch zu bleiben. Ein Kind sollte nicht dafür bestraft werden, seine Gefühle auszudrücken, aber klare Grenzen sollten gesetzt werden.
Ein weiterer Punkt ist der Umgang mit der anderen Mutter, die Ihr Kind als „Beißmonster” beschimpft hat. Die Situation ist herausfordernd und die emotionale Reaktion verständlich und für Sie als Mutter des beißenden Kindes natürlich unangenehm. Hier ein möglicher Ansatz, in diesem Moment zu reagieren:
- Verständnis zeigen: Beginnen Sie mit Verständnis für die Gefühle der anderen Mutter und erkennen Sie die Problematik an, z.B. „Ich verstehe, dass das wirklich ärgerlich und schmerzhaft für euch war. Es tut mir sehr leid, dass (Name des Kindes) das gemacht hat. Die Situation ist mir sehr unangenehm.“
- Für das Kind eintreten (ohne das Verhalten zu rechtfertigen), z.B. „Ich möchte, dass du weißt, dass [Name] das nicht aus Böswilligkeit gemacht hat. Es ist sein Weg, mit Wut umzugehen (oder „Er probiert seine Zähne gerade ohne erkennbaren Grund aus”), und wir arbeiten daran, ihm beizubringen, besser mit seinen Gefühlen umzugehen (oder „dass dieses Verhalten nicht angemessen ist und anderen sehr wehtut.”)”
- Die Formulierung ansprechen: Der Begriff „Beißmonster“ ist nicht angemessen (besonders von einem Erwachsenen einem Kind gegenüber verwendet), das sollte freundlich angesprochen werden, z.B. „Ich kann verstehen, dass du gerade wütend bist, aber ich möchte dich bitten, solche verletzenden Worte zu vermeiden. Sie helfen nicht, die Situation zu verbessern.”
- Lösungsorientiert bleiben: Zeigen Sie noch einmal Bereitschaft, nach Lösungen zu suchen, um das Verhalten zu verbessern, z.B. „Ich werde mit (Name) alles zu Hause in Ruhe besprechen und weiter üben, wie man Wut anders ausdrücken kann (oder „und weiter klarmachen, dass Beißen kein angemessenes Verhalten ist).”
Dieser Ansatz zeigt Verantwortungsbewusstsein und vermeidet Eskalation. Es kann auch helfen, nach der akuten Situation z.B. am nächsten Tag, nochmals in Ruhe miteinander zu sprechen, wenn die Emotionen abgeklungen sind.
Wir hoffen, diese Tipps waren hilfreich für euch! Hier findet ihr weitere Fragen und Eltern-Themen rund um das Leben mit Kindern:
- Elternrat: Mobbing – die kleine Gewalt
- Elternrat: Kinder bei Ängsten begleiten
- Elternrat: Wie stärken wir das Selbstbewusstsein unserer Kinder?
- Elternrat: Ich möchte nicht mehr wütend werden!
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