In Deutschland leben rund 2,6 Millionen Alleinerziehende. Die allermeisten sind Frauen. Nur etwa 460.000 Männer sorgen im Alltag regelmäßig allein für ihre Kinder. Entsprechend kommen oft die Mütter zu Wort, wenn es um die Belange Alleinerziehender geht. Uns interessiert: Wie gestalten allein- und getrennt erziehende Väter ihren Alltag? Was bedeutet es für sie, mindestens genauso viel Verantwortung für ihre Kinder zu tragen wie ihre Ex-Partnerinnen? Was ist schwierig, was schön? Vier Väter erzählen in diesem Artikel von ihrem Leben als „Single Dad“, den Herausforderungen des Alltags und was sie am Zusammenleben mit ihren Kindern schätzen.
Alexander Nisalke, 41, ist einer der wenigen wirklich alleinerziehenden Väter in Deutschland. „Meine Kinder waren zwei und sechs Jahre alt bei der Trennung“, erzählt er: „Wir wohnen in einem Dorf in der Nähe von Hannover, die Mutter meiner Kinder wohnt rund 40 Autominuten von uns entfernt. Die Kinder sind jedes zweite Wochenende und einen Tag pro Woche mit Übernachtung bei ihr.“ Was ihm im Alltag hilft? „Ich bin froh, dass meine Ex-Partnerin und ich inzwischen wieder ein gutes Verhältnis haben und uns bei Dingen, die die Kinder betreffen, gegenseitig unterstützen. Außerdem arbeite ich momentan „nur“ 30 Stunden pro Woche bei einem großen IT-Dienstleister und kann an drei Tagen pro Woche im Homeoffice arbeiten. Gerade, wenn die Kinder krank sind oder der Kindergarten mal wieder geschlossen hat, ist das sehr hilfreich.“ Dennoch ist der Alltag als alleinerziehender Vater nicht immer leicht: „Leider haben wir keine Familie und Verwandte direkt vor Ort und meine Freunde haben alle selbst kleine Kinder und sind daher oft sehr eingebunden. Natürlich helfen sie im Notfall, aber im Alltag stemme ich vieles alleine.“
Wie wichtig die Kinderbetreuung in Kindergarten und Schule für ihn ist, hat Alex gemerkt, als der Kindergarten seines Sohnes ihm wegen Personalmangel auf einmal nur noch eine Betreuung von 8-14 Uhr anbieten konnte: „Das hat mich ganz schön ins Schwitzen gebracht. Denn natürlich erwartet mein Chef, dass ich auch ab und zu im Büro erscheine. Mit Fahrzeit bin ich dann rund sieben Stunden unterwegs.“ Seine beruflichen Aufgaben arbeitet Alex an den Nachmittagen, an denen die Kinder bei ihrer Mutter sind, nach. „Gerade, wenn es mir gesundheitlich nicht gut geht, fühle ich mich schon mal überfordert. Und meine persönlichen Belange bleiben häufig auf der Strecke. Aber trotz allem liebe ich das Leben mit meinen Kindern. Auch als Alleinerziehender.“
„Die Zeit mit meiner Tochter gibt mir Kraft!“
Dass Alleinerziehende neben der Sorge um sich selbst im Alltag die Verantwortung für ihre Kinder weitgehend alleine tragen, macht ihre Situation nicht leichter. Das bestätigt auch Peter Wolf. Er lebt erst seit kurzem von der Mutter seiner Tochter getrennt, daher möchte er in diesem Artikel nicht mit echtem Namen erscheinen. „Meine Tochter ist zwei Jahre alt, sie sieht ihre Mutter dreimal pro Woche für jeweils einige Stunden“, erzählt er: „Das größte Problem in unserem Alltag ist gerade die fehlende Zeit: mein Kind, Vollzeitjob und Haus „unter einen Hut“ zu bekommen, bedeutet einen 16 Stunden-Tag. Ich bin von sechs bis 22 Uhr beschäftigt: morgens richte ich alles, bringe meine Tochter zur Kita, eile danach zur Arbeit, wo ich meist als Letzter ankomme. Später muss ich zurück zur Kita, obwohl ich auf Arbeit eigentlich noch gebraucht werde. Manchmal arbeite ich abends, sobald meine Tochter schläft, im Homeoffice noch ein bis zwei Stunden nach und mache anschließend den Haushalt.
Aus dem Familien- und Freundeskreis habe ich zwar zahlreiche Hilfsangebote bekommen, aber auch hier ist das Problem die Zeit: Es haben sich zum Beispiel wirklich viele als potentielle Babysitter angeboten, aber meine Tochter müsste zu ihnen erst Vertrauen aufbauen, für die Eingewöhnung bräuchten wir wieder Zeit, die aktuell einfach nicht da ist. Daher hilft momentan nur ab und zu ihre Oma als Babysitterin. Unterstützung bekam ich allerdings von meinem Arbeitgeber, der mir kurzfristig die Umstellung von Schicht- auf Tagesdienst ermöglicht hat. Insgesamt ist unser Alltag gerade tatsächlich sehr anstrengend. Trotzdem mache ich das Ganze gern, vor allem auch, weil mir meine Tochter immer wieder zeigt, dass sie glücklich und zufrieden ist. Zwischen Arbeit und Haushalt nehme ich mir bewusst Zeit für sie. Das genießen wir beide!“
„Im Wechselmodell tauschen wir uns als Ex-Partner noch immer aktiv aus“
Georg V., 33, teilt sich, anders als Alex und Peter, die Betreuung mit seiner Ex-Partnerin im Alltag 50:50, im sogenannten paritätischen Wechselmodell. Sein Sohn und seine Tochter sind heute sechs und vier Jahre alt. Bei der Trennung waren sie vier und zwei. Alle zwei bis drei Tage wechseln sie von einem Zuhause ins andere. Die Übergaben finden über den Kindergarten statt, das heißt, ein Elternteil bringt sie an den Wechseltagen, der oder die andere holt die beiden wieder ab. „Für die Kinder ist das inzwischen normal“, fasst Georg seine Erfahrung zusammen: „Sie wissen, dass sie einen Teil der Woche bei Mama verbringen, einen Teil bei mir. Natürlich bedeutet das auch, dass wir uns als Ex-Partner noch immer aktiv austauschen, vor allem über die Bedürfnisse der Kinder. Das machen wir oft per Textnachricht, manchmal telefonieren wir auch. Und für die Zeit, in der die Kinder nicht bei uns sind, haben wir ein Online-Fotoalbum eingerichtet, so dass der andere Elternteil auch ein Stück weit an ihrem Alltag teilhaben und sich darüber mit den Kindern austauschen kann.“
Klingt idyllisch? „Leicht war es am Anfang definitiv nicht“, erinnert Georg sich: „Die Trennung ging von meiner Ex-Partnerin aus, das war schmerzlich für mich. Gleichzeitig war uns immer klar, dass wir gemeinsam für unsere Kinder da sein wollten.“ Die Umsetzung erforderte dann einiges an Organisation. Zum Glück ist es ihm möglich, flexibel und im Homeoffice zu arbeiten. Dadurch ist es für ihn auch möglich, Aufgaben an den kinderfreien Tagen vorzuarbeiten, so dass er, wenn seine Kinder bei ihm sind, mehr Zeit für sie hat. „Die Beziehung zu meinen Kindern ist seit der Trennung noch intensiver geworden“, fasst er seine Erfahrung zusammen: „Ich hatte davor schon ein gutes Verhältnis zu ihnen. Aber jetzt bin ich in der Zeit, in der sie bei mir sind, für alles verantwortlich. Und wir können unseren Alltag genau so gestalten, wie es für uns passt.“ Seine ursprüngliche Angst vor dem Leben als getrennt erziehender Vater hat sich inzwischen gelegt: Ich habe fantastische Freunde, die mich im Alltag unterstützen. Ich wünsche mir, dass die Beziehung zu meiner Ex-Partnerin auch nach der Scheidung noch so ist, dass wir alles,was die Kinder betrifft, gut regeln können – das ist grundlegend für das Wechselmodell. In gewisser Weise genieße ich es sogar, durch unser Umgangsmodell so viel Zeit mit meinen Kindern verbringen zu können und daneben noch Zeit für mich zu haben.“
„Männer müssen oft erst lernen, Hilfe anzunehmen“
Wie wichtig die Beziehung der Eltern und ihr Umgang miteinander nach einer Trennung ist, bestätigt auch Carsten Vonnoh, 40, systemischer Berater und Väter-Coach. Er hat selbst die Trennung von der Mutter seiner Kinder erlebt, teilt sich die Erziehung mit ihr heute ebenfalls 50:50 im Wechselmodell und weiß, dass es nicht immer einfach ist, persönliche Verletzungen hinter sich zu lassen und als Vater nach einer Trennung ein gutes Verhältnis zu den eigenen Kindern zu erhalten. In seinem 2021 erschienenen Ratgeber „Up to Dad“* widmet Carsten dem Thema „Getrennt Vater sein“ ein eigenes Kapitel: „Wenn eine Bindungsperson auf einmal nicht mehr präsent ist, fühlt sich das für das Kind bedrohlich an“, schreibt er: „Es braucht die Zuwendung und Versorgung durch beide Eltern. […] Als Eltern haben wir die Pflicht, trotz aller Verletzungen und aller heftigen Gefühle unserem Kind schnell eine stabile Beziehung zu beiden Elternteilen zu ermöglichen.“
Was rät er getrennt lebenden Eltern? „Wenn wir anfangen, unseren Anteil am Scheitern der Beziehung zu sehen, und vor allem: ihn zu bearbeiten, dann haben wir die Chance, es besser zu machen. Auch wenn Narben bleiben, jeder von uns kann ein neues Leben anfangen, kann bestehende und zukünftige Beziehungen anders, besser gestalten.“ Eine große Chance für allein- und getrennt erziehende Väter sieht Carsten darin, dass sie sich in ihrer Rolle als Vater neu finden können: „Dafür müssen wir Väter aber erst einmal verstehen, was wir brauchen und was zwischen uns und unseren Kindern passiert. Aus meiner Erfahrung als Väter-Coach weiß ich, dass es für viele Männer eine große Herausforderung ist, sich Hilfe zu suchen und offen über ihre Bedürfnisse zu sprechen. Gelingt uns das, können wir aber erfahren, dass wir Unterstützung erhalten und unser Leben damit auch wieder leicht und unbeschwert wird.“
Das Leben als als allein- oder getrennt erziehender Vater ist nicht immer leicht, erst recht, wenn im Alltag, wie bei den ersten beiden vorgestellten Vätern Alex und Peter, der überwiegende Teil der Verantwortung bei einem Elternteil liegt. Ein gutes und zufriedenes Leben ist aber auch allein- oder getrennt erziehend möglich. Es braucht dazu die Bereitschaft, Veränderungen anzunehmen, sich auf die Zeit mit den eigenen Kindern einzulassen und aktiv Unterstützung zu suchen. „Es zu schaffen, Hilfe anzunehmen, ist eine Stärke“, fasst Georg seine Erfahrungen zusammen. Das gilt für alle Eltern, besonders aber auch für Väter, die wie Alex, Peter, Georg und Carsten allein- oder getrennt erziehend für ihre Kinder sorgen.
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Foto (Carsten Vonnoh): Fotoluft Erfurt
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Ich bin auch alleinerziehender Papa
Was ein Anfang auch nicht gerade sehr einfach war wenn ich einen alleine ziehen der Vater aber es macht mir sehr viel Spaß trotzdem mit meiner Ex-Partnerin trotzdem kriege ich das alles gute in meinem Sohn ist 5 Jahre alt aber trotzdem mag es Spaß dass alles irgendwie auch hinzukriegen und alles zu meistern ich bin dann selber zum kindergarten hin ich bin jetzt auch noch eine elternzeit was mir auch Kraft gibt für meinen Sohn da zu sein was mir auch sehr auf mir hilft