Hast du dich schon gefragt, was deiner alleinerziehenden Freundin im Alltag wirklich helfen könnte? Oder bist du selbst alleinerziehend und kannst die immer gleichen Sprüche, mit denen andere deine Familienform kommentieren, nicht mehr hören? Hier ein Best-Of der „Bullshit-Sätze“, die Alleinerziehende nur noch nerven – und was stattdessen wirklich hilft!
Als Alleinerziehende musst du sicher ganz schön aufs Geld achten!
Der Satz bedient alle Klischees, die innerhalb unserer Gesellschaft über Alleinerziehende kursieren. Und es stimmt tatsächlich: sich zu trennen und mit den eigenen Kindern alleine zu leben, bringt besonders für Frauen ein Armutsrisiko mit sich. Dennoch sind bei weitem nicht alle Alleinerziehende arm, dauergestresst und von sozialem Abstieg bedroht.
Was stattdessen hilft:
Statt Klischees nachzuplappern kannst du feinfühlig und aufmerksam nachfragen: „Wie geht es dir nach der Trennung?“, „Brauchst du meine Unterstützung?“ Weißt du, dass das Geld tatsächlich knapp ist, hilft unter Umständen auch, dass du anbietest, eines der Kinder zu einer gemeinsamen Unternehmung einzuladen und dabei die Kosten zu übernehmen. Oder du schlägst gleich etwas vor, was nicht teuer ist und allen Spaß macht: Picknick statt Cafébesuch, Tierpark statt Zoo, oder einfach nur einen Nachmittag zusammen im Park!
Deine Kinder vermissen sicher ihren Vater!
Ein Satz, der viel aufwühlen kann und selten wirklich hilfreich ist. Klar, es kann sein, dass die Kinder ihren Vater vermissen, vor allem, wenn sie ihn nach der Trennung nur noch jedes zweite Wochenende oder sogar noch seltener sehen. Aber genauso gut kann es sein, dass deine Freundin und ihr Ex-Partner eine Umgangsregelung gefunden haben, die für alle passt – und selbst, wenn das nicht der Fall sein sollte: feinfühlig nachzufragen hilft, wild über das Familienleben anderer zu spekulieren eher nicht.
Was du stattdessen tun kannst:
Biete allen in der Familie dein offenes Ohr an. Aber sei nicht beleidigt, wenn dir nicht jeder sofort sein Herz ausschütten will. Manche Themen macht deine alleinerziehende Freundin vielleicht lieber mit sich selbst aus. Und Umgangs- und Unterhaltsregelungen sind oft kein einfaches Thema. Gerade, wenn auf gerichtlichem Weg eine Einigung gefunden werden muss. Hilfreich ist, wenn du dich nach der Trennung weitgehend neutral verhältst. Auf den Ex-Partner zu schimpfen verletzt besonders Kinder oft noch mehr – schließlich lieben sie beide Elternteile!
Solltest du nicht mal wieder jemanden kennenlernen?
Selbst einige Zeit nach der Trennung ist ein solcher Satz nicht wirklich angebracht. Natürlich kannst du mit deiner Freundin darüber sprechen, ob sie sich wieder eine Partnerschaft wünscht. Aber vielleicht ist sie auch ganz zufrieden allein mit ihren Kindern, oder noch zu verletzt, um sich erneut auf eine Beziehung einzulassen. So formuliert, legt der Satz nahe, dass sie als Alleinerziehende irgendwie unvollständig sei. Bedenkt man, dass inzwischen in fast jeder fünften Familie nur ein Elternteil mit den Kindern zusammen lebt, dürfte klar sein, dass es kein Mama-Papa-Kind-Ideal braucht, um als Familie glücklich zu sein.
Was stattdessen hilft:
Biete deiner Freundin an, auch mal abends oder am Wochenende auf ihre Kinder aufzupassen. Alleinerziehenden fehlt oft besonders Zeit für sich und die eigenen Bedürfnisse. Ob deine Freundin ihre Freizeit zur Partnersuche nutzt oder sich selbst etwas Gutes tut, ist dann ganz allein ihre Sache. Gib ihr das Gefühl, dass sie ihren „Job“ als Mutter in jedem Fall ganz wunderbar macht – egal ob mit oder ohne Partner!
Ich bin ja auch quasi alleinerziehend!
Ein Spruch, der viele Alleinerziehende wirklich nervt. Klar, es kann sein, dass dein Partner sich im Alltag wenig an der Kinderbetreuung beteiligt oder berufsbedingt häufig abwesend ist. Dennoch teilt ihr wohl zumindest die finanzielle Verantwortung und du bist im Alltag nicht immer und unter allen Umständen, also zum Beispiel auch krank, auf dich allein gestellt. Viele Alleinerziehende haben ein gutes soziales Netz. Trotzdem ist es etwas anderes, die täglichen Aufgaben komplett allein stemmen und alle Verantwortung für die Kinder alleine tragen zu müssen. Sei also bitte vorsichtig mit Vergleichen, solange du nicht weißt, was alleinerziehend zu sein wirklich bedeutet.
Was du stattdessen tun kannst:
Hilf deiner alleinerziehenden Freundin ganz praktisch, indem du zum Beispiel ihre Kinder von Schule oder Kindergarten mit abholst oder Einkäufe für sie mit erledigst. Solltest du auch fast immer allein für die Alltagsorganisation zuständig sein, kannst du sie sicher noch besser verstehen und ihr könnt euch gegenseitig entlasten. Ein Netz aus verlässlicher Unterstützung hilft Alleinerziehenden enorm. Werde ein Teil davon – ohne einen Wettbewerb daraus zu machen, wem von euch es schlechter oder besser geht!
Alleinerziehend sein – also, ich könnte das nicht!
Der Evergreen unter den Sprüchen, die Alleinerziehende nicht mehr hören können. Mag sein, dass du genau diesen Satz denkst, wenn du von außen auf den Alltag deiner alleinerziehenden Freundin schaust. Aber verzichte bitte darauf, ihr einen solchen Satz an den Kopf zu werfen. Vermutlich hat sie es sich nicht ausgesucht, alleinerziehend zu sein – und selbst wenn: dass ihr Alltag nicht immer einfach ist, weiß sie selbst. Sie braucht deine Unterstützung, kein Urteil über ihr Leben!
Was stattdessen hilft:
Interessiere dich ehrlich dafür, wie es deiner alleinerziehenden Freundin geht, womit sie im Alltag gut zurecht kommt und wobei sie Hilfe benötigt. Biete deine Hilfe an, aber sei nicht beleidigt, wenn sie gerade nicht gebraucht wird! Viele Alleinerziehende schätzen es, im Alltag auch einfach einmal nicht alles alleine machen zu müssen. Also kocht zusammen, geht gemeinsam auf Reisen oder wechselt euch bei der Kinderbetreuung ab. All das hilft deiner alleinerziehenden Freundin mehr als falsch verstandenes Mitleid oder ungläubiges Kopfschütteln darüber, wie sie ihren Alltag tagtäglich bewältigt.
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Alleinerziehend zu sein kann leicht, fröhlich und entspannt sein – und bringt zugleich immer wieder echte Herausforderungen mit sich. Sei dann einfach für deine alleinerziehende Freundin da, ohne sie und ihre Familienform zu bewerten! So helft ihr euch sogar gegenseitig: Sie dir, indem du ganz nebenbei deinen Horizont erweitern kannst. Und du ihr, indem du ihr wirkliche Unterstützung bietest. Echte Freundschaft eben!
Noch mehr Tipps und unterhaltsame Kolumnen aus dem Familienleben gibt es in unserer Rubrik „Elternsein & Erziehung„. Lest auch das Interview mit Julia, die von ihrem Leben als alleinerziehende Mutter von vier Kindern erzählt.
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