Dieser Artikel ist schon etwas älter, mittlerweile kann meine Tochter richtig gut schwimmen. Trotzdem ist dieser Artikel genauso aktuell – Schwimmen zu können und die Anzeichen des Ertrinkens zu kennen, können in jeder Lebenslage in der Nähe von Wasser Leben retten.
Im Dezember wird meine Tochter 6 Jahre alt und kommt im nächsten Jahr in die Schule. Ich bin sehr froh, dass wir noch ein ganzes Jahr Zeit haben, bis “der Ernst des Lebens” bei uns Einzug hält. So können wir die Tage noch kunterbunt gestalten und vor allem in diesem heißen Sommer so oft es geht baden gehen. Denn mein Kind ist, wie so viele Kinder, eine richtige Wasserratte. Und das schon seit ihrem ersten See-Besuch mit 8 Monaten im Sommerurlaub in Italien. Einmal drin, bekommt man sie so schnell nicht wieder raus. Wer kennt es? Noch bis vor Kurzem war sie im Wasser von Kopf bis Fuß mit Sicherheits-Equipment ausgestattet. Schwimmring und Schwimmflügel – doppelt hält besser!
Das Kind will schwimmen lernen
Auf einmal hat sie aber das Schwimmfieber gepackt. Deshalb sind wir jetzt auf einen Beckengurt umgestiegen (soll sowieso die sicherere Alternative sein). Sie will das Schwimmen jetzt also unbedingt lernen. Ich freue mich sehr über ihren Enthusiasmus, denn richtig schwimmen zu können, ist so unglaublich wichtig!! Leider geht die Tendenz in Deutschland ja wohl zum Nichtschwimmer. Entweder weil Eltern ihre Kinder einfach nicht zum Schwimmkurs anmelden oder sie sich ihn schlichtweg nicht leisten können. Und auch beim Baden im Freibad oder am See schauen viele Eltern lieber auf ihr Handy oder sitzen gar mit dem Rücken zum Wasser, als sich mit den Kleinen ins kühle Nass zu begeben.
Die Schlagzeilen über Badeunfälle lassen mich immer wieder erschaudern. Alleine in Berlin und Brandenburg sind in diesem Jahr bereits 29 Menschen ertrunken. Häufig aufgrund von Selbstüberschätzung oder Unvorsichtigkeit. Denn Distanzen wirken im Wasser oftmals nicht so groß und auch der Rückweg muss immer mit eingerechnet werden. Oft spielt auch einfach der Kreislauf nicht mit, wenn man nach einem längeren Sonnenbad plötzlich, ohne Abkühlung, ins Wasser springt. Richtig wäre es, sich wenn möglich, erst abzuduschen, dann knietief ins Wasser zu gehen und den Oberkörper zu benetzen und erst dann mit dem Schwimmen zu beginnen.
Ertrinken sieht anders aus, als man denkt.
Ein ganz brisanter Fakt ist, dass die meisten Menschen in einer Entfernung von nicht mehr als 20 Metern zu ihren Angehörigen ertrinken. Es ist wohl sogar in 10% der Fälle so, dass ein Erwachsener zusieht und keine Ahnung hat, was passiert, weil Ertrinken einfach nicht aussieht, wie man es sich vorstellt. Denn anders als man es aus Filmen kennt, ertrinken sowohl Kinder als auch Erwachsene leise. Die uns allen bekannten Hilferufe und das panischen Gestrampel sind eher ein Indiz für eine Wassernotsituation, die natürlich auch eine ernsthafte Notlage darstellt, aber anders als beim Ertrinken, kann sich die betroffene Person meist an ihrer eigenen Rettung beteiligen, in dem sie zum Beispiel nach einer Leine o.ä. greift.
Ertrinkt ein Mensch, ist es ihm in den meisten Fällen physiologisch nicht möglich, zu schreien, da zunächst die Atmung sichergestellt werden muss, bevor die Sprachfunktion stattfinden kann. Und da der Mensch in einer solchen Situation zudem instinktiv die Arme seitlich auf die Wasseroberfläche drückt, ist es ihm physiologisch auch nicht möglich, nach Hilfe zu winken oder zu strampeln. Länger als maximal 60 Sekunden kann sich ein Ertrinkender dann nur noch aufrecht an der Wasseroberfläche halten, bevor er untergeht. Ein Kind geht einfach unter, ohne wieder an die Wasseroberfläche zu kommen. Die Stimmritze verschließt sich, ein sogenannter Stimmritzenkrampf, weshalb kein Wasser in die Lunge kommt. Es handelt sich strenggenommen also nicht um Ertrinken, sondern vielmehr um Ersticken. Es muss also schleunigst reagiert werden.
Wichtige Anzeichen des Ertrinkens, auf die man zudem unbedingt achten sollte:
- Der Kopf ist nach hinten geneigt und unter Wasser. Der Mund befindet sich auf einer Höhe mit der Wasseroberfläche.
- Die Augen sind glasig und leer.
- Die Augen sind geschlossen.
- Die Haare hängen vor der Stirn und/oder den Augen.
- Der Körper befindet sich vertikal im Wasser – die Beine werden nicht bewegt.
- Der Ertrinkende beschleunigt die Atmung und schnappt nach Luft.
- Die Person unternimmt den Versuch zu schwimmen, kommt aber nicht voran.
- Es wird versucht sich auf den Rücken zu drehen.
- Ein kleines Kind (auch größere Kinder und sogar Erwachsene) geht einfach unter. Es scheint unter Wasser zu sitzen.
Das Ertrinken ist fast immer ein ruhiger und wortloser Vorgang
Was können wir Eltern tun um unsere Kinder zu schützen? In erster Linie, in dem wir unserer Aufsichtspflicht nachkommen und bei Nicht-Schwimmerkindern in unmittelbarer Nähe bleiben. Ein Kind, das bereits schwimmen kann, gilt erst als sicherer Schwimmer ab dem Bronze-Abzeichen. Aufsichtspersonen sollten sicher sein, dass das Kind körperlich fit ist und weder mit vollem, noch mit leerem Magen schwimmen geht. Und immer darauf Acht geben, dass Kinder, die im Wasser spielen, laut sind und Lärm machen. Sollte es still werden, dann sollte man schleunigst nachschauen, weshalb.
Diese Regeln sollte jedes Kind kennen, bevor es zum Baden geht:
- Im Beckenbereich darf NICHT gerannt werden.
- Vor dem ins Wasser gehen, immer den Eltern bescheid geben.
- Nichtschwimmer gehören ins Nichtschwimmerbecken!
- Wer nicht schwimmen kann, darf nur bis zum Bauch ins Wasser gehen.
- Nicht unter Rutschen und im Sprungbereich aufhalten.
- Andere dürfen nicht untergetaucht werden, nicht ins Wasser gestoßen werden und nicht zu etwas gezwungen werden, was sie sich nicht trauen.
- Nur ins tiefe Wasser springen – und nur, wenn man schwimmen kann!
- Keine Tauchversuche, wenn kein Erwachsener bewusst zuschaut! (Nach max. 15 Sekunden wird der Versuch beendet!)
- Altersbeschränkung und Sicherheitshinweise an Wasserrutschen müssen beachtet werden! Nicht zu schnell hintereinander rutschen und nur mit den Füßen voran! Den Bereich unter der Rutsche sofort verlassen!
- Wer friert, geht raus.
- Auch auf andere Kinder Acht geben!
Solltet ihr in solch eine Situation kommen und erste Hilfe leisten müssen, dann gilt:
- Holt es sofort aus dem Wasser und wickelt es in eine Decke ein, um seine Körpertemperatur aufrechtzuerhalten. Unterkühlung ist eine der Todesursachen beim Ertrinken, und das bereits ab einer Wassertemperatur unter 28 °C.
- Auch wenn das Kind nicht bewusstlos war und „nur ein bisschen Wasser geschluckt hat“, geht sofort zu einem Arzt oder ins Krankenhaus; auch nach 48 Stunden kann Wasser in der Lunge noch zu schweren Lungenödemen führen!
- Ist das Kind bewusstlos, bringt es in die stabile Seitenlage, kontrolliert, ob die Atemwege frei sind (oft wird beim Ertrinken erbrochen) und ruft sofort den Schwimmmeister und den Notarzt. Atmet das Kind nicht mehr, müsst ihr mit Mund-zu-Mund- oder (bei kleineren Kindern) Mund-zu-Nase-Beatmung und Herzdruckmassage beginnen – nicht aufhören, bis der Notarzt übernimmt! Das „lohnt“ sich immer, auch wenn es aussichtslos aussieht.
- Was ihr NICHT tun solltet: Das Kind umdrehen oder schütteln, um Wasser aus der Lunge zu bekommen, denn das funktioniert nicht und verschwendet wertvolle Beatmungszeit.
Für mich war schon immer wichtig, dass meine Tochter ein guter Schwimmer wird. Ich selbst habe mit vier Jahren, in den Sommerferien bei meiner Oma, schwimmen gelernt. Deshalb übe ich mit meiner Tochter gerade zu jeder Gelegenheit im Wasser. Ab September wird sie an einem Schwimmkurs teilnehmen, der uns über die Kita in einem Schwimmverein angeboten wird.
In diesem Sinne wünsche ich euch weiterhin einen schönen Sommer. Genießt das Wetter! Geht baden! Und bringt euren Kindern das Schwimmen bei. Es ist lebenswichtig!
Wir haben noch viel mehr Tipps für den Sommer für euch – Rezepte, Bastelideen, Reisetipps & mehr! Schaut zum Beispiel mal in unsere Ideen für Reisespiele und Beschäftigungsideen für unterwegs:
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