Elternrat: Wie klappt das Aufräumen?

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Frage: Wenn meine Kinder zu Hause sind und spielen, entsteht ganz schnell ein Chaos und eine große Unordnung. Danach wollen sie nicht aufräumen und es kommt täglich zum Streit!! Warum?

Kinder sind von Hause aus sehr neugierig und lieben es, verschiedene Spielsachen und Materialien herauszuholen, um diese in ihr Spiel einzubauen. Es stört sie überhaupt nicht, dass nach und nach eine riesige Unordnung um sie herum entsteht. Im Gegenteil: Dieses Durcheinander inspiriert sie eher, ein neues Spiel zu beginnen. Ein Verständnis davon, anschließend alles aufzuräumen, existiert nicht. Kinder haben andere Bedürfnisse als Erwachsene und keine konkrete Vorstellung von Ordnung. Dadurch prallen zwei Vorstellungswelten täglich aufeinander. Eltern sollten sich von einem Aufräum-Automatismus bei Kindern erstmal verabschieden und eher überlegen, mit welchen Strategien sie ihre Kinder motivieren können, Ordnung zu schaffen.

Ab wann ist es sinnvoll, Kindern das Aufräumen beizubringen?

So früh wie möglich und immer am Entwicklungsstand des Kindes ausgerichtet. Die erste Phase (ca. 1,5 – 4 Jahre) ist, immer gemeinsam mit dem Kind aufzuräumen. Ab einem Alter von ca. 4 Jahren können Sie gemeinsam mit dem Kind beginnen und sich Stück für Stück zurückziehen und das Kind alleine Ordnung schaffen lassen. Ab ca. 6 Jahren, meist mit Schulbeginn, sollte die Trainingsphase abgeschlossen sein und dann sollte man die Kinder immer wieder nur motivieren. 

Wie lernt ein Kind, einen Aufräumauftrag auszuführen?

1. Aufmerksamkeits- bzw. Spiellücken nutzen: Kinder sind oft mit einer sehr hohen Konzentration in ihr Spiel vertieft. Warten Sie also und beobachten Sie Ihr Kind. Am Heben des Kopfes, Beginn eines anderes Spiels oder wenn die Kinder motorisch lebendiger werden, erkennen Sie eine Konzentrationspause und können Ihr Kind darauf aufmerksam machen, dass jetzt Spielende ist und ums Aufräumen bitten. 

2. Einfache Strukturen aufbauen: Es ist für Kinder einfacher, die Spielsachen thematisch geordnet in eine Box zu legen, z.B. Bausteine zu Bausteinen, Auto zu Autos. Manchmal helfen Fotos des jeweiligen Spielzeugs auf der Box. Alles ganz einfach strukturieren.

3. Konkrete Aufträge erteilen: Kinder können nicht mehr als drei Aufgaben zugleich ausführen. Je kleiner die Kinder sind, desto weniger Aufträge können sie sich merken. Deshalb erst die Bausteine aufräumen, wenn diese richtig verstaut sind, sind die Autos dran usw. Immer eins nach dem anderen. In der Regel können Kinder bis drei Jahre erst eine Sache, bis Vierjährige zwei Aufgaben und ältere Kinder maximal drei Aufgaben auf einmal erledigen. Ist ein Kind sehr lebhaft oder verträumt, so ist es ratsam, ihm immer nur eine Aufgabe auf einmal zu stellen.

4. Rituale und Regeln leben: Kinder sprechen im Erziehungsalltag gut auf Rituale und Routine an. Deshalb ist ein tägliches gemeinsames Aufräumen sinnvoller, als einmal in der Woche eine große Putzaktion zu veranstalten. Für ein ritualisiertes Aufräumen eignet sich etwa die Zeit zwischen Nachmittagsaktivität und Abendbrot. Das Kind sollte noch nicht zu müde und auch nicht zu hungrig sein. Beides macht nämlich schlechte Laune und vermindert die Bereitschaft mitzuhelfen. 

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Zu beachten ist, dass Kinder langsamer als Erwachsene aufräumen. Deshalb Zeit einplanen und geduldig sein. Es kann auch vorkommen, dass sie sich schnell ablenken lassen und dann wieder ein anderes Spiel beginnen. Diesen Umweg müssen Sie sofort unterbrechen. Die Kinder lernen so das Fokussieren und Konzentrieren. Eine Sache beginnen und auch beenden. Das ist spätestens für den Schuleintritt wichtig.  

Aber natürlich ist es auch erlaubt, Spielsachen stehen zu lassen, z.B. um am nächsten Tag an der Ritterburg weiterzubauen. In dem Fall bitten Sie, drumherum z.B. die Laufwege aufzuräumen.

5. Motivationsstrategien entwickeln: Dabei gibt es viele Ansätze und kreative Ideen sind besonders wirkungsvoll. 

  • Spielerisch aufräumen: Spaß macht den ganz Kleinen, ihre Klötzchen, Plastikwürfel, Bälle in einen Puppenwagen oder einen Lastwagen zu füllen, damit herumzufahren und den Inhalt zuletzt in die dafür vorgesehene Schublade/Box zu kippen.
  • Wettlauf: Machen Sie einen Wettlauf: “Wer hat wohl schneller die Bausteine in die Kiste geräumt– du oder ich?”
  • Mitbestimmung: Lassen Sie Ihr Kind auswählen: “Willst du die Klötze, die Autos oder die Bücher aufräumen?” Die Kinder begleiten und koordinieren. Mama oder Papa erledigt dann den Rest.
  • Detektiv: Spielen Sie Detektiv – “Wir gehen in der Wohnung herum und suchen herumliegende Bausteine!” Danach Figürchen, dann Autos etc. Dazu verkleiden sie sich mit Hut, Fernrohr (leere WC-Papier-Rolle) und großer Tasche (um das Gefundene darin zu verstauen).

6. Weniger Spielzeug ist mehr:  Kinderzimmer sind in der Regel viel zu voll. Das verwirrt Kinder bei der Orientierung der Welt. Sortieren Sie aus und wechseln das Spielzeug aus. Wird mit der Eisenbahn nicht mehr gespielt, dann kommt stattdessen die Spielküche vom Dachboden. Wird damit nicht mehr gespielt, wird die Eisenbahn wieder interessant. 

Welche Folgen hat es, wenn Eltern die Spielsachen selber aufräumen?

Ein Kind lernt sehr schnell, dass Aufräumen offenbar nicht zu seinen Aufgaben gehört. Es kann getrost etwas anderes tun, seine Eltern machen ja hinterher alles wieder schön ordentlich. Kinder, die so aufwachsen, werden eher mit Verweigerung reagieren, wenn sie später mit Aufgaben und Anforderungen konfrontiert werden. Dies ist allerdings keine gute Voraussetzung für Kindergarten und Schule, wo Ordnung halten dazugehört.

Überraschung am Ende…

Wie öfter beschrieben, hängt der Erziehungsalltag oft vom Vorbild der Eltern ab. Bei diesem Thema spielen noch angeborene Persönlichkeitsmerkmale eine große Rolle. So können ordentliche Eltern unordentliche Kinder haben oder umgekehrt unordentliche Eltern ordnungsliebende Kinder. Dieser Aspekt ist in der Betrachtung wichtig. Ein Teil ist Routine und Training und ein wesentlicher Teil sind die angeborenen Persönlichkeitsmerkmale.

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