Mit Kindern über Krieg reden: 10 Tipps

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Der Ukraine-Krieg ist gerade in aller Munde und auch unsere Kinder beschäftigt er sehr. Krieg in Europa, so nah bei uns, flüchtende Mütter und Kinder, die Väter kämpfen. Auch wenn wir es anders hoffen, wird das Thema uns sicher noch eine Weile beschäftigen, denn abgesehen von den Nachrichten treffen die ersten Flüchtlinge in Deutschland ein und werden dem Krieg ein Gesicht geben.

Aber wie redet man mit Kindern (ab dem Grundschulalter) am besten über den Krieg, ohne sie zu verängstigen? Unsere Aufgabe als Eltern ist es, zu erklären. Aber auch, unsere Kinder zu schützen und Sicherheit zu vermitteln. Panik, Sorgen und schlaflose Nächte – das hilft Kindern noch weniger als uns Erwachsenen. Aber wer jetzt beginnt, die Probleme auf unserer Erde zu verstehen, kann später als Erwachsener die Welt verbessern. Wer panisch ist oder aggressiv, ist als Friedensstifter:in, Lebensretter:in oder Umweltschützer:in weniger nützlich – denn unsere Tipps in diesem Elternrat lassen sich auch auf andere Krisensituationen anwenden.

Über den Krieg sprechen: 10 Tipps

Menge an Nachrichten einschränken

Der Ukraine-Krieg ist gerade omnipräsent – Nachrichten, Talk Shows und Sondersendungen im Fernsehen. Auf den Titelseiten der Zeitungen. Überall bei Facebook und Instagram. Vermeidet unbedingt, dass eure Kinder ungefiltert permanent damit beschallt werden und auch, dass sie allein mit Nachrichten konfrontiert werden. Schaut mit Schulkindern zusammen Nachrichten und schaut nur wenig, höchstens einmal am Tag. Kita-Kinder sollten überhaupt nicht mit Nachrichten konfrontiert werden. Ihr Eltern könnt euch für euch selbst tagsüber auf dem Arbeitsweg und am Abend informieren, wenn die Kinder im Bett sind.

Kinderohren schützen

Auch wenn wir Erwachsenen es manchmal verdrängen – Kinder hören immer mit. Sie merken genau, wenn ein Thema nicht für sie bestimmt ist und werden dann noch aufmerksamer. Vermeidet also auch, miteinander über schlimme Fakten des Krieges zu sprechen, wenn Kinder im Raum sind. Es ist völlig okay, wenn ein kleines Kind überhaupt gar nichts vom Krieg mitbekommt.

Kindgerechte Nachrichten schauen

Macht euch bewusst, dass Fernsehsender und Zeitungen nicht nur ihrer Informationspflicht nachkommen – es geht immer auch um Reichweiten und Auflagen, mitunter ohne Rücksicht auf Verluste. Informationen werden überspitzt dargestellt, grausame Bilder gezeigt, Meinungen polarisiert. Wenn ihr mit euren Kindern Nachrichten schaut, achtet unbedingt auf kindgerechte Worte und Bilder (und lasst sie auch hier nicht allein schauen). Mit Schulkindern ist die Sendung logo! vom ZDF sehr zu empfehlen (für Kita-Kinder ist auch das schon zuviel).

Kindgerecht erklären

Für uns Erwachsene ist es ja schon schwer genug. Wie soll dann ein Kind verstehen, wieso es überhaupt Krieg gibt? Beantwortet daher die Kinderfragen, aber versucht bei euren Erklärungen Bilder zu verwenden, die das Kind aus seinem Alltag nachvollziehen kann. Vielleicht mit einem Mann, der ein riesiges Grundstück hat, aber das kleine Grundstück nebenan auch noch haben will. Und weil die Menschen ihr Zuhause nicht freiwillig hergeben, greift er sie nun mit Waffen an.

„Das ist aber ungerecht! Das darf man doch nicht.“ werden eure Kinder sicher ausrufen und da könnt ihr ihnen recht geben. „Und deshalb versuchen jetzt viele Menschen auf der Welt, mit ihm zu reden. Sie zeigen, dass das nicht in Ordnung ist. Und sie helfen den Menschen, die flüchten müssen.“

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Nicht emotionalisieren

Versucht, beim Erklären möglichst rational zu bleiben und über Fakten zu sprechen. Vermeidet Emotionalisierungen wie „die bösen Mörder“ oder „die armen, traurigen Mütter und Kinder, die haben jetzt so große Angst“ oder „die Soldaten können sterben“. Damit stoßt ihr bei den Kindern Gefühle und Kopfgeschichten an, die zu Panik führen können.

Beruhigt euch selbst!

Was für Kinder wichtig ist, ist auch für uns Erwachsene nicht falsch. Ihr könnt nicht mehr schlafen und macht euch riesige Sorgen? Dann schaltet die Nachrichten aus und vermeidet Social Media. Konzentriert euch auf das Hier und Jetzt. Uns geht es gut. Unseren Lieben geht es gut. Wir haben alles, was wir brauchen.

Sicherheit vermitteln

Eure allerwichtigste Aufgabe als Mütter und Väter: Vermittelt euren Kindern Sicherheit! Ja, der Krieg ist nah und ja, wir wissen nicht, wie schlimm es werden kann. Aber das müsst ihr von euren Kindern fern halten. Informiert sie (wenn sie nachfragen) über die aktuellen Fakten und vergesst dabei nicht die positiven Seiten! Menschen demonstrieren. Menschen helfen.

Was besonders wichtig ist: Seht Kinder nicht als Gesprächspartner auf Augenhöhe. Wenn ihr euch selbst große Sorgen macht und Panik habt, sucht euch einen Erwachsenen, um euch (ohne anwesende) Kinder auszutauschen. Zieht die Kinder nicht mit hinunter in euer Gefühlschaos, vermittelt Ruhe und Sicherheit.

Bedenkt auch, dass Kinder immer mit anderen Kindern sprechen, ob in der Kita oder in der Schule. Hier habt hier also nicht nur Verantwortung für eure eigenen Kinder, sondern auch gegenüber anderen Kindern. Wenn euer Kind ungefiltert Nachrichten weitergibt oder Panik hat, wird das weitergetragen.

Über Gefühle sprechen

Kinder müssen erst lernen, ihre Gefühle in Worte zu fassen. Einige scheinen Krisensituationen gar nicht zu berühren, aber sie verschließen ihre Ängste nur in sich. Sucht daher regelmäßig in einer ruhigen Minute das Gespräch. „Was hast du gehört? Wie geht es dir damit?“ Nehmt die Gefühle an und spielt sie nicht herunter („Du machst dir Sorgen.“ statt „Ach das ist doch nicht so schlimm, so ein Quatsch.“). Zeigt Verständnis („Ja, das macht Angst.“). Denkt daran, Sicherheit zu vermitteln und ruhig zu bleiben („Ja, ich finde es auch sehr beunruhigend. Aber ich vertraue darauf, dass sie Menschen eine Lösung finden.“).

Vielleicht ist Malen für euer Kind ein guter Weg, seine Gedanken und Gefühle zu verarbeiten? Sprecht im Anschluss über das Bild und die Gefühle, die das Kind gerade hat.

Positive Aspekte erkennen und selbst helfen

Krisensituationen bringen auch immer positive Seiten mit sich, denn die große, große Mehrheit der Menschen ist gut. Ob beim Trauerfall in der Nachbarschaft, beim Eifel-Hochwasser letzten Sommer in Deutschland oder jetzt beim Krieg in der Ukraine, es zeigt sich sofort „Menschlichkeit“, wir haben Mitgefühl, wir möchten helfen.

Mit Initiative löst man sich aus seiner gefühlten Ohnmacht und kann im Kleinen etwas gegen das große Unrecht tun. Menschen versammeln sich zu Abertausenden zu Demonstrationen gegen den Krieg. Sie spenden Geld. Sie organisieren private Hilfstransporte. Sie spenden dringend benötigte Dinge für die Opfer des Krieges. Ist das nicht toll? Macht euch das auch Gänsehaut?

Zeigt den Kindern diese Bilder und werdet selbst aktiv. Malt Bilder für den Frieden. Malt eine gelb-blaue Fahne, gelb-blaue Blumen oder Friedenstauben ans Fenster. Spendet den ungenutzten Schlafsack, die dicke Winterjacke oder kauft gemeinsam Babywindeln und Konserven für die Hilfstransporte. Das hilft nicht nur vor Ort, das hilft auch euch. Falls eure Kinder schon alt genug sind: Geht zu einer Demonstration oder Kundgebung in eurer Nähe (denkt daran, dass auch hier Emotionen hochkochen können). Euch fällt sicher etwas ein!

Den Alltag nicht vergessen

Vergesst nicht, euer Leben weiterzuleben, besonders auch für die Kinder. Lasst den Krieg nicht über eure Gefühle oder euren Alltag bestimmen. Überstrapaziert das Thema nicht in der Familie. Redet weiter über die normalen Themen, es ist völlig in Ordnung! Ihr dürft weiter Ausflüge machen, gemeinsam lachen, Geburtstag feiern. Es liegt leider nicht in unserer Hand, diesen Krieg zu beenden. Wir können Flagge zeigen und nach unseren Möglichkeiten helfen, aber danach auch unseren normalen Alltag mit all seinen eigenen Herausforderungen und Freuden weiterleben.

Peace.

Noch mehr Elterntipps findet ihr in unserer Rubrik „Elternsein & Erziehung„.

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