Wenn ihr auf der Suche nach einer Anleitung für ein Kletterdreieck seid, so gehört ihr vermutlich zu den Fans der Pädagogik von Dr. Emmi Pikler. Die ungarische Kinderärztin hat schon vor fast 100 Jahren erkannt, dass sich Kinder besonders gut entwickeln, wenn man ihnen erlaubt, ihre eigenen Erfahrungen zu machen. Laut Pikler braucht ein Kind nicht zur Bewegung und zum Spiel angeregt werden. Stattdessen gilt es, eine kindgerechte Umgebung zu schaffen, welches dem Kind ein selbstständiges Erkunden je nach seinen Fähigkeiten und Kräften ermöglicht (das Kletterdreieck nach Pikler ist dafür ein perfektes Beispiel).
Mit den 1990er Jahren hat die Pikler-Pädagogik einen Aufschwung erfahren und heute gibt es in fast jeder Stadt “Pikler-Spielgruppen” für Kleinkinder und in den Läden verschiedene Spielzeuge, welche die Fantasie fördern und sich vielfältig nutzen lassen. Ein solches Spielgerät, was sich in jeder Pikler-Gruppe und vielen Montessori-Kindergärten findet, ist ein Kletterdreieck (Montessori und Hengstenberg haben ähnliche Ansätze wie Pikler verfolgt, die Spielzeuge gehen daher oft in die gleiche Richtung).
Kinder lieben diese Erfindung von Pikler und für uns Erwachsene wird anhand eines solchen einfachen Dreiecks die Philosophie von Emmi Pikler leicht nachvollziehbar: Je nach Entwicklungsstand und Fähigkeiten fangen die Kinder im Krabbelalter zunächst an, unter dem Dreieck durchzukriechen. Dann kommt das Hochziehen und Stehen, dann das Klettern und Turnen. Und auch im Schulkindalter können mit dem Dreieck noch im Handumdrehen Buden gebaut werden. Und all dies probieren die Kinder ganz ohne Anregung und Hilfe von uns Erwachsenen, ihr werdet es sehen!
Klingt gut? Dann versucht doch einmal, euch so ein Kletterdreieck selbst zu bauen! Wir haben hier für euch eine Anleitung für ein klappbares Dreieck, so dass es sich in Spielpausen leicht zusammenklappen und verstauen lässt. Und für alle, denen das Selberbauen zu komplex ist, haben wir unter der Anleitung auch fertige Dreiecke nach Pikler Art zum Kaufen verlinkt ;). Aber das DIY ist gar nicht so schwer. Los geht’s:
Ein klappbares Kletterdreieck selber bauen
Das Material für euer Klappdreieck bekommt ihn in jedem Baumarkt. Macht euch vorher einen Plan, welche Größe euer Dreieck bekommen soll (siehe Tipps unten). Zum Bauen des Kletterdreiecks wie auf unseren Bildern braucht ihr:
- 2 Kanthölzer 60 x 40 x 1100mm (z.B. Kreuzrahmen oder Banklatte Kiefer/ Fichte, die ihr euch passend zuschneidet)
- 2 Kanthölzer 60 x 40 x 960mm (dito)
- Holzbrett min. 300 x 500 x 20mm
- 15 Rundstäbe 25 x 1000mm (z.B. Kiefer/ Fichte oder Buche)
- mind. 10 Holzschrauben (Spax) 5 x 70mm
- 2 M8 Eindrehmuttern und 2 M8x30mm Rendelschrauben (für den Klappmechanismus)
Diese Werkzeuge haben wir genutzt:
- (Stich-)Säge
- Schleifpapier (Körnung 60 und 120)
- Bohrer
- Forstnerbohrer 25mm
- Holzbohrer 5mm, 10mm
- Akku-Schrauber plus Bits
- Holzleim
- Schraubzwingen zum Fixieren der Teile beim Sägen/Schrauben, Zollstock, Bleistift
Bauplan eures Kletterdreiecks
Bevor ihr mit dem Bauen anfangt, schaut euch unseren Bauplan an (zum Vergrößern einfach auf das Bild klicken). Rechts seht ihr die fertigen Einzelteile.
Und so baut ihr das von Emmi Pikler inspirierte Klappdreieck:
- Das Holz entsprechend dem Bauplan passend zusägen (2 kurze und 2 lange Latten sowie zwei Dreiecke für die Ecken / Klappen).
- Nun mit dem Forstnerbohrer Löcher für die Sprossen in die Kanthölzer bohren. Abstand 13cm, Tiefe 10mm. In die großen Latten bohrt ihr 8 Löcher, in die kleinen 7 Löcher. Achtet dabei unbedingt darauf, dass alle Löcher senkrecht und gleich tief sind, sonst wird das Dreieck später schief.
- Anschließend mit dem 5mm-Holzbohrer die beiden äußeren Löcher in der Mitte komplett durchbohren.
- In das kurze Kantholz am oberen Ende ein Loch für die Eindrehmutter bohren.
- Im Dreieck die Löcher für die Schrauben in Höhe der oberen Sprossen vorbohren. Ein großes Loch (10mm) für die Rendelschraube durchbohren.
- Wenn alles gesägt und gebohrt ist, alle Hölzer schleifen, bis keine rauen Stellen mehr zu fühlen sind.
- Eindrehmuttern einschrauben (dabei hilft dieser Trick).
- Nun die Sprossen zwischen die Kanthölzer verleimen, so dass zwei Leitern entstehen (hierfür ist die Hilfe einer zweiten Person zu empfehlen, siehe Tipps am Ende). Die untere und obere Sprosse zusätzlich von beiden Seiten mit Schrauben fixieren.
9. Jetzt die Dreiecke mit zwei Holzschrauben an die lange Leiter und mit einer Schraube an der kurzen Leiter montieren. Diese letzte Schraube am kurzen Kantholz wird nicht 100% festgezogen und bleibt dadurch beweglich (wichtig für den Klappmechanismus). Der Millimeter Luft und das Klappen stören aber die Haltbarkeit nicht.
10. Abschließend die Rendelschrauben durch das 10mm-Loch stecken und in die Eindrehmutter im Kantholz drehen, um die Leitern in Dreieck-Form zu fixieren.
Hier könnt ihr den Klappmechanismus noch einmal genauer sehen. Durch das Abschrauben der Rendelschrauben (schwarz) löst sich die Fixierung der kürzeren Leiter und ihr könnt euer Dreieck einklappen.
Fertig! So sollte euer Kletterdreieck nun fertig aussehen:
Diese Informationen und Tipps möchten wir euch vor dem Bauen noch mitgeben:
- Die optimale Breite ist laut Emmi Pikler 80 cm, die Höhe zwischen 70 und 100cm, beides ist aber variabel. Der Einfachheit halber haben wir 100 cm Breite gewählt, weil wir so die Rundstäbe ohne Zusägen kaufen konnten. Vorausschauend (und weil die Kinder schon ein Jahr alt sind), wurde die Höhe etwas höher gewählt.
- Die Holzart ist zweitrangig, da kann man nehmen, was der Baumarkt bzw. der Keller hergibt. Fichte, Kiefer, Buche sind alles gute Hölzer.
- Durch die Rendelschrauben wir das Dreieck zusammenklappbar und leicht zu verstauen / tragen.
- Ein Lasieren oder Streichen der Hölzer ist nicht notwendig und laut Pikler Philosophie sogar ausdrücklich nicht erwünscht. Das Holz soll in seiner ursprünglichen Art gefühlt werden, Farbe lenkt vom Erkunden / Klettern ab.
- Das Leimen / Verschrauben der Sprossen war eine ziemliche Fummelei, bis alles hielt, da wäre eine zweite Hilfe gut gewesen.
- Die reine Arbeitszeit betrug 2-3 Stunden.
Rutsche gefällig?
Mit einem langen glatten Brett könnt ihr eurem Kletterdreieck noch eine Hühnerleiter und Rutsche verpassen! Dazu schraubt ihr an das eine Ende des Brettes von jeder Seite je zwei dicke Kanthölzer (so dass dazwischen eine Sprosse eures Kletterdreiecks passt, ihr die Rutsche beim Ranstellen also daran “festklemmen” könnt). Die eine Seite des Brettes bleibt ansonsten komplett leer (als Rutsche), auf die andere Seite leimt ihr schmale Kanthölzer (als Hühnerleiter). Je nach Fähigkeiten eures Kindes könnt ihr das Brett höher oder tiefer an euer Klappdreieck ranstellen und die Rutsche mehr oder weniger steil machen.
Und nun wünschen wir euch viel Spaß beim Bauen und Bespielen eures eigenen Kletterdreiecks nach den Gedanken von Emmi Pikler!
Fotos und Anleitung: Silke Eggert
Keine Lust, selbst ein Kletterdreieck zu bauen?
Hier könnt ihr ähnliche Kletterdreiecke nach Pikler kaufen (Achtung, nicht alle sind zum Klappen):
Hinweis: Wir verwenden Partnerlinks – wenn ihr einem dieser Links folgt und darüber einen Artikel kauft, erhält die POLA Media UG (haftungsbeschränkt) eine Verkaufsprovision. Diese Vergütung hat jedoch keinen Einfluss auf Auswahl und Bewertung der besprochenen Artikel.
- Modifizierbares Kletterdreieck mit 4 Segmenten und Rampe
- Kletterdreieck mit Rutsche, Kletterbogen und mehr (4 in 1)
- Kletterdreieck weiß
Und auch bei Etsy gibt es eine richtig tolle Auswahl handgefertigter Kletterdreiecke:
Weitere Bücher zum Umgang mit Kindern nach Dr. Emmi Pikler:
- Miteinander vertraut werden: Erfahrungen und Gedanken zur Pflege von Säuglingen und Kleinkindern
- Friedliche Babys – zufriedene Eltern: Vom achtsamen Umgang mit unseren Kindern
- Lasst mir Zeit. Die selbstständige Bewegungsentwicklung des Kindes bis zum freien Gehen
Lust auf weitere DIY-Anleitungen? Dann schaut mal hier:
Pickler Dreieck
* * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * *
Lust auf mehr? Um über aktuelle Beiträge, Elterntipps, Rezeptideen, Bastelanleitungen und mehr auf dem Laufenden zu bleiben, hol dir unseren Newsletter und folge uns bei Instagram, Pinterest und Facebook!
* * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * *