#elternstriptease: Svenja von tantekante

Svenja Tante Kante #elternstriptease Elternsein Mamasein Alleinerziehend

Yeah, und weiter geht es mit unserer Reihe #elternstriptease. Heute macht sie Svenja aka Tante Kante etwas nackig und beantwortet uns ein paar Fragen zum Mamasein. Svenja (39) ist vieles: Lehrerin, DJ, Influencerin, Schreibende (sie schreibt regelmäßig Kolumnen für uns) und Mama von 2 Mädchen (6 & 10 Jahre).

#elternstriptease

Liebe Svenja, hast du dir schon immer Kinder gewünscht?

Nein, das kann man so nicht sagen. Zum Wünschen gehört für mich irgendwie mehr. Für mich gehörte „Kinderhaben“ eher zum Skript eines ganz normalen Lebens dazu. Ich habe diese Entscheidung weder lange gewälzt, noch mich mit Alternativen auseinandergesetzt. Ich wusste, dass das irgendwann anstehen wird und habe das dann, ähnlich wie den Schulabschluss oder die erste eigene Wohnung, dann einfach umgesetzt. Mag sein, dass es auch eine Rolle gespielt hat, dass ich Einzelkind bin und irgendwie eine unausgesprochene Erwartung meiner eigenen Mutter gespürt habe. Ob diese wirklich existiert, weiß ich überhaupt nicht, aber ich habe diese wohl in mir wahrgenommen. Kurz gesagt: Es war kein Wunsch mit dem Anspruch, mich zu erfüllen, sondern eher Programm.

Und hast du dir das Mamasein genauso vorgestellt?

Natürlich nicht. Und natürlich werden ich und meine schreibenden KollegInnen nicht müde, davon zu erzählen. Vermutlich wird das auch noch ein paar Generationen dauern, bis wir den Muttermythos überwunden haben. (Muttermythos = Der Mythos davon, dass die Mutterschaft das Erfüllendste für eine Frau sei, der Lebenssinn überhaupt, das einzige Glück).
Es war ernüchternd – davon habe ich ja wirklich schon viel erzählt. Und es war sehr anstrengend, und ich glaube, wenn ich von weniger „Wow“ ausgegangen wäre, wäre ich auch nicht so tief gefallen.

Mittlerweile sind meine Töchter 10 und 6 – Mutterschaft macht mir Spaß und ich liebe beide Kinder sehr. Aber das liegt auch daran, dass ich niemals in der Selbstaufgabe gelandet bin. Ich tue, was ich kann und natürlich gibt es auch Tage, da bin ich sehr viel mit Care-Arbeit beschäftigt. Das sind dann aber auch die Tage, die mich weniger glücklich machen. Ich brauche meine Zeit, meinen Schlaf, mein Essen, meine FreundInnen, und das auch dann, wenn der richtige Moment dafür ist und nicht, wenn ich alles abgearbeitet habe und dann endlich auch mal dran bin. Wenn ich Hunger habe, will ich essen. Wenn ich müde bin, will ich mich ausruhen. Und wenn ich in Bindung sein will, will ich wenigstens kurz telefonieren.

Zu all dem gehört, dass meine Kinder eben auch mal warten müssen, dass nicht immer ein Kinderausflug stattfindet, dass sie sich auch alleine beschäftigen müssen oder sich selbstständig duschen, anziehen oder den Ranzen packen. Ich sage oft: „Ich bin nicht dein Service-Personal, kümmere dich um deine Bedürfnisse jetzt bitte selbst“. Ich bin da sehr klar, kann aber auch mal richtig verwöhnen – dann habe ich aber auch gerade Lust dazu und die Kapazitäten frei. Mich aber in Momenten aufzureiben, in denen ich selbst mit diesem Leben überfordert bin, das vermittelt in meinen Augen ein komisches Bild: Völlige Selbstaufgabe für die Bedürfnisse einer anderen Person in Momenten, in denen man sich eigentlich um sich selbst kümmern sollte … Wie sollen Kinder lernen, sich wahrzunehmen und für sich selbst Verantwortung zu übernehmen, wenn ich es ihnen erstens nicht vormache und zweitens permanent ihre Bedürfnisse durch mich, also extern, befriedigt werden?

Was möchtest du deinen Töchtern unbedingt mit auf den Weg geben?

Heute Morgen erst sagte meine Tochter beim Frühstück: „Heute ist ein Pechtag.“ Da habe ich ihr mit dem berühmten Satz: „Wenn es regnet, freue ich mich, weil, wenn ich mich nicht freue, regnet es trotzdem.“ geantwortet. Ich wollte ihr damit die Chance geben, den Tag und was bisher passiert ist, nochmal neu zu bewerten. Wir haben viel in der Hand, wenn es um unser Erleben geht. Nicht selten reicht eine kleine Änderung der Bewertung unserer Umwelt, um aus einem schlechten Tag einen etwas besseren zu machen.

Gleichzeitig habe ich ihr dann aber auch zugestanden, einen Pechtag zu haben. Ich habe ihr gesagt, dass wenn sie heute richtig Bock auf einen ätzenden Pechtag hat, dann soll sie ihn so richtig ausleben, weil auch solche Tage ok und normal sind. Nur soll sie mich in Ruhe lassen 😉 – das habe ich dann auch noch hinterher geschoben. Das ist für mich eine total wichtige Grenze. Ich werde nicht der Prellbock für ihren Scheißtag sein, dann soll sie sich bitte verabreden oder in ihrem Zimmer sein. Ich bin viel zu durchlässig für solche Emotionen und lasse mich dann zu schnell mitreißen, das ist anstrengend.
Diese beiden Tools, also, dass wir unser Erleben selbst in der Hand haben und dass auch doofe Gefühle zu einem normalen Leben dazugehören – das sind für mich zwei absolute Wunderwaffen für ein stabiles Leben.

Haben dich deine Töchter verändert? Siehst du manche Dinge jetzt anders?

Schwer zu sagen. Ich habe mich in den letzten zehn Jahren sehr sehr sehr verändert. Vor zehn Jahren gab es noch nicht mal Tante Kante. Ich habe noch nicht aufgelegt, ich war noch verheiratet. Durch meine Kinder habe ich begonnen öffentlich zu schreiben, das hat sicherlich viel angestoßen, was mich zu dem macht, was ich heute bin. Aber dass die Kinder wirklich Impact auf meine Persönlichkeit hatten und haben, glaube ich eher nicht.

Was nervt dich manchmal an anderen Müttern/ Eltern?

Ich finde es schade, wenn mit dem Elternwerden bestimmte politische Haltungen zugunsten des gutbürgerlichen Lebens den Bach runtergehen. Da ist dann plötzlich nur noch von Abitur und Gymnasium die Rede oder es werden bestimmte Kinder nicht zum Geburtstag eingeladen. Oder es wird Geld aus der Elternschaft in Schulen gesteckt, weil das Klientel es eben hat. Das System ist marode und die bessere Klasse stopft dort die Löcher, wo die eigenen Kinder zur Schule gehen. Was soll das?

Ich erwarte, dass Eltern ihre gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen und soziale Ungleichheit sehen und darauf auch reagieren. Es muss integriert werden. Wir müssen offen sein und bleiben. Wir brauchen soziale Gerechtigkeit. Was das mit dem Elternsein zu tun hat? Ob man das Kind mit dem SUV zur Privatschule fährt ist eine Entscheidung.

Was ist das schönste am Kinderhaben?

Sie geben dem Tag Struktur, sie erinnern einen an die eigenen Grundbedürnisse, sie kuscheln, sie sind albern, mit ihnen setzt man sich wieder ins Kinderkarussell.

Und das Schwierigste?

Es ist alles schwieriger als alleine. In den Urlaub fahren, einkaufen, schlafen. Immer ist irgendwas. Immer will jemand etwas oder jemand etwas nicht. Ständig Diskussionen und in den unpassendsten Momenten Fieber oder Nervenzusammenbruch. Das Schwierigste ist, dass es nicht mehr so einfach ist.

Welchen Rat würdest du frisch gebackenen Eltern geben?

Es geht vorbei. Einfach immer schlafen, wenn das Baby schläft. Und FreundInnen und Familie einbinden. Hilfe holen!

Liebe Svenja, vielen Dank für deine Offenheit!

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