Liebe Eltern. Es ist Sommer. Wir baden was das Zeug hält. Doch bald, in wenigen Wochen schon, so schnell ist das Eis kaum den Daumen heruntergelaufen, da stellen sich Wind und Abkühlung ein und wir blicken mit einem bemitleidenswerten Optimismus der Innenraum-Tristesse entgegen. Das Indoor-Zeitalter bricht an und wir damit auf Richtung Hallenbädern, Kegelhallen und Museen. So wie einfach alle. So einfach.
An einem Nachmittag in der letzten Schulferienwoche, nachdem es tagelang Bindfäden geregnet hatte, sind wir aus einer Melange von Verzweiflung und Überheblichkeit losgefahren in eine Therme. Wie wir, entschieden sich dafür – wenig überraschend – auch andere. Zwei Runden sind wir, geduldig und beherrscht, beladen mit Bergen von Handtüchern, einer XXL-Badetasche und zwei Kindern im Nebel um den Erlebnispool gewandert, bis wir all das – außer den Kindern – auf einer einzigen abladen konnten. All das taten wir mit einer elterlichen Selbstverständlichkeit. Denn wir hatten das bereits akzeptiert, als wir zwanzig Minuten in der Schlange standen, um Geld dafür zu bezahlen, dass wir uns heute niemals in Ruhe auf eine Liege legen werden. Kinder möchten in diesen Etablissements tun, wofür man gekommen ist: baden. Sich im Wasser aufhalten. Nass sein. So wie alles dort. Auch die Kekse in der Tupperdose.
Laufende Nasen und niesende Kinder quellen für Stunden im warmen Wasser – die Biologin in mir fährt dann verpflichtend die Festplattenanteile der Mikrobiologie-Kurse runter, sonst werde ich auf der Stelle vorbeugend krank.
Die große Tochter erhob irgendwann Anspruch auf einen Besuch des Kinderbeckens. Schließlich wolle man alle Dienste dieses Kinder-Ekstase-Aquariums in Anspruch nehmen. Ich glaube, nein, ich weiß, mir ist sogar das Wort “Pissbrühe” rausgerutscht und damit hatte sich dieser Teil des Thermenbesuchs dann auch erledigt – hier gab es einfach kein Gegenargument. Die kleine Tochter hielt sämtliche aufblasbare, lebenserhaltende Maßnahmen für überzogen. Das Konzept von Wasser und Luft gilt in einem zweijährigen Leben einfach nicht. Ich möchte Freude empfinden, während ich im Chlor-Konsommee mein glitschiges Kind über Wasser halte, weil man sich auf Familienausflügen eben freut. Und wenn ich mich nur arg genug anstrenge, dann klappt das auch. Zumindest in der Whats App Nachricht an meine Mutter später, deklariere ich den Ausflug als: schön.
Im Nachhinein sage ich, sind SPD Sommerfeste mit Hüpfburg die bessere Variante. Wo Menschen Hüpfburgen aufstellen, stellen Menschen auch Zapfanlagen auf. Das ist nett. Aber Sommerfeste feiert man ja im Sommer.
Sonntage beginnen mit kleinen Kindern spätestens um 7:30 Uhr – auch im Januar. Da gehen andere ins Bett und Eltern schon im Nieselregen im Wald spazieren. Später am Tag kauft man dann widerspruchslos ein Ticket für einen Indoorspielplatz. Folgsam leben wir das, was wir vorher komisch fanden. Folglich leben wir jetzt das, was wir vorfinden. Komisch.
Später im Indoorspielplatz finde ich, dass man die Ausweglosigkeit langer grauer Schlechtwettertage mit Kindern nicht deutlicher zeichnen kann. Ich lasse meine Kinder ein paar Stunden auf lieblosen Plastikbauten ihre Popel verteilen und beobachte das Geturne in einem Rattanstuhl sitzend, bewache die Capri Sonnen, neben mir ein lachender Mülleimer mit Gesicht, um ihn herum alte Fruchtquetschen und Pommesstückchen. Handy rausholen ist zu peinlich. Also blicke ich leer in Richtung Gummiinsel und falle ob der wackelnden Luftritterburg schon bald in Trance. Die Luft, sie riecht so gut nach alten Socken und Kinderpups. In meinen Ohren erklingen die schönen Namen fremder Kinder. Und immer weint eins. So wie im Sommer.
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Kleiner Fuckt am Rande: Wir beginnen am Ende
Kleiner Fuckt am Rande: Kinder lieben – Die Vogelperspektive
Kleiner Fuckt am Rande: Du darfst das alles richtig krass finden. Kein Aber.
Kleiner Fuckt am Rande: Eine gute Mutter, die keine mehr sein wollte
Kleiner Fuckt am Rande: Vor Wut, vor Wut, vor Wut
Kleiner Fuckt am Rande: Insgesamt liegt man viel zu wenig am Strand
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