Juhu, wir freuen uns, euch eine weitere tolle Insta-Mama in unserer Reihe #elternstriptease vorstellen zu können. Ninia von ninialagrande (36) ist Moderatorin, Autorin und Slam Poetin, hat einen Sohn (Kasimir, 2) und lebt mit ihrer Familie in Hannover.
#elternstriptease
Liebe Ninia, hast du dir schon immer 1 Kind gewünscht?
Nein. Ich hatte eigentlich keine Vorstellung davon, ob ich später Kinder haben würde oder nicht. Ich habe mich immer als Journalistin oder etwas ähnliches gesehen, die viel reist und gerne arbeitet. Da haben Kinder damals nicht so in meine Fantasie gepasst. Jetzt tut es das doch :D.
Und hast du dir das Familienleben genau so vorgestellt?
Irgendwie ja und irgendwie überhaupt nicht. Ich wollte das vorher ja nicht glauben, wenn Leute gesagt haben, ich wüsste erst wie es ist, wenn das Kind da ist, aber naja, so ist es. Manchmal, wenn das Kind besonders fröhlich ist, alles passt und wir zu dritt herumspazieren, sage ich zum Mann: „So habe ich mir das vorgestellt!“ Nachts Kotze wegwischen, drei Stunden ein schreiendes Kind herumtragen oder im ersten Kitajahr ständig im Wartezimmer der Ärztin zu sitzen, gehörte nicht zu meinen Vorstellungen… Gott seid Dank! Aber im Grunde ja, es ist im Großen und Ganzen schon ziemlich so, wie ich es mir vorgestellt und gewünscht habe.
Wie erziehst du deinen Sohn? Bist du eher der Bauch- oder Kopfmensch?
Ich bin ein absoluter Kopfmensch. Allerdings hat das keinen direkten Einfluss auf den Umgang mit meinem Kind. Wir versuchen immer darauf zu achten, was für ihn cool und in der jeweiligen Situation passt. Ich habe noch nie was von Hierarchien oder „das macht man eben so“-Geschichten gehalten. Ich versuche, ihm Respekt vor allen Lebewesen beizubringen, eine positive Grundhaltung im Leben und ihm viele Freiheiten zu lassen. Natürlich gibt es zuhause ein paar Regeln („Nicht in die Matratze reinbeißen oder anlecken!“), aber ansonsten löse und erkläre ich Dinge immer in der akuten Situation. Ich wünsche mir, dass er selbstbewusst eigene Entscheidungen treffen kann und immer für sich einsteht. Außerdem versuche ich, ihn zu einem guten Typen zu machen, der eine feministische Grundeinstellung hat und sich nicht von vermeintlichen Männlichkeitsregeln beeinflussen lässt.
Was war und ist für dich die größte Umstellung?
Zeit. Zeit zum Arbeiten, Zeit zum Faulenzen, Zeit für mich, Zeit als Paar… Organisieren von Zeit im Allgemeinen. Es ist halt immer jemand da, der deinen ganzen Tagesablauf, deine komplette Verantwortung für alles bestimmt. Das hat Vor- und Nachteile. Ich bin selbstständig und am Schreibtisch wesentlich fokussierter geworden. Und: Ich bin selbstständig und vor allem abends und am Wochenende unterwegs :D. Wir geben uns zuhause oft die Klinke in die Hand, jonglieren mit Zeugniskonferenzen (mein Mann ist Lehrer) und Moderationsverpflichtungen. Aber irgendwie funktioniert‘s immer. Auch dank unserer Familien (die alle in anderen Städten wohnen), tollen Babysitterinnen und unserem kleinen Netzwerk von befreundeten Kita-Eltern.
Vermisst du die Zeit, in der es nur dich und deinen Mann gab?
Ja. Natürlich, manchmal schon. Ich finde das auch völlig legitim zu sagen. Wie geil waren diese freien Wochenenden, an denen wir erst um 11 Uhr aufgestanden sind, verkatert gefrühstückt haben, auf einen Flohmarkt gefahren sind, ins Kino gegangen, fantastischen, wachen Sex hatten und dann wieder Wein getrunken haben! Heute habe ich um 11 Uhr schon zwei Stunden mit Autos gespielt, gefrühstückt, das Bad geputzt, den Markt besucht und mich und ein Kind geduscht und angezogen. Ohne Kater!
Wie schaffst du es, dir Auszeiten zu nehmen?
Ich nehme sie mir einfach. Natürlich stimmen wir uns terminlich ab, aber wenn ich abends ausgehen will (ohne zu arbeiten), dann trage ich das in den Kalender ein und that’s it. Genauso bei einem Friseurbesuch oder anderen Sachen. Wir kommunizieren auch direkt, wenn wir mal ein paar Stunden Pause brauchen oder was alleine machen wollen und versuchen das, dem anderen zu ermöglichen. Und gleichzeitig habe ich natürlich durch meinen Beruf ab und an die Möglichkeit, im Hotel zu übernachten und in einer anderen Stadt ein paar Stunden für mich zu haben.
Wann finden dein Mann und du Zeit für euch als Paar?
Meine Schwiegermutter hat uns zur Geburt geschenkt, dass sie einmal im Monat über das Wochenende zu uns kommt und aufpasst. Das ziehen wir durch, seitdem das Kind vier Monate alt ist. Dann gehen wir aus, ins Kino oder nur in die Weinbar ums Eck und unterhalten uns über was anderes als das Kind. Inzwischen macht der Kleine auch mal ein ganzes Wochenende Urlaub bei meinen Eltern – das ist dann natürlich noch luxuriöser.
Was ist das Schönste am Kinderhaben?
Das Kind. Mit all seinen Facetten. Den Charakter des Kindes kennenlernen, all die witzigen Beklopptheiten, zu sehen, wie fantasievoll es ist, wie es Freundschaften schließt, was für einen kleinen Menschen wir da gemacht haben – wie faszinierend ist das! Ich liebe das.
Und das Schwierigste?
Zu. Wenig. Schlaf. Die Müdigkeit und der Stress, vor allem in den Krankheitsphasen des Kindes. Und sich auch als Paar der Situation gewachsen zu fühlen, sich neu in diese Rolle reinzufinden, ohne sich gegenseitig anzünden zu wollen.
Welchen Rat würdest du frisch gebackenen Eltern geben?
Hört euch keinen Rat an! Und wenn: Macht es auf eure Art. Scheißt drauf, was andere meinen, besser zu wissen, lest nicht zu viel, nehmt euch Zeit für euch. Sagt ehrlich und direkt, was ihr braucht, was ihr euch wünscht, was gar nicht geht. Allen.
Liebe Ninia, vielen Dank für deine Offenheit.
Ihr sucht noch mehr #elternstriptease-Interviews? Den Anfang hat Mareike von mareike_aue gemacht!