Am 08. März 2025, pünktlich zum Weltfrauentag, erscheint das Buch Mütter in die Politik!*, ein politisches Sachbuch, das der Frage nachgeht, wie Müttern der Einstieg in die (Kommunal-) Politik gelingt. Wir haben mit Autorin Sarah Zöllner gesprochen. Sie ist überzeugt: „Wir brauchen dringend mehr Mütter und Menschen mit Care-Verantwortung in politischen Gremien!“ Warum, erklärt sie im Interview.
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„Mütter in die Politik!“
POLA Magazin: „Mütter in die Politik!“ heißt dein neues Buch. Darin gehst du der Frage nach, wie Mütter, vor allem mit kleinen Kindern, den Weg in die Politik finden und wie sie sich dort behaupten. „Eine Politik für alle braucht die Perspektive von Müttern“. Was meinst du damit?
Foto Sarah Zöllner: (C) Sofia Wagner Fotografie
Sarah Zöllner: Ich denke, die letzte Bundestagswahl – und der Wahlkampf davor – haben deutlich gezeigt: Wir werden mehrheitlich von älteren weißen Männern regiert, die oft gar keine Ahnung davon haben, was junge Menschen, Frauen und Familien wirklich brauchen. Man kann sogar den Eindruck gewinnen, sie halten es nicht für besonders relevant. Vielleicht kein Wunder, haben sie doch in vielen Fällen noch nie hauptverantwortlich längere Zeit kleine Kinder oder hilfsbedürftige Familienangehörige betreut. Dementsprechend fehlt diesen Politikern „alter Schule“ vollkommen die Perspektive, was täglich geleistete Care-Arbeit bedeutet.
Mütter und Menschen mit aktiver Care-Verantwortung können hier eine ganz neue Sichtweise in die Politik einbringen. Gerade auf kommunalpolitischer Ebene – wo ohnehin gerade einmal jede:r dritte Politiker:in weiblich ist – können sie wichtige Impulse geben, wie eine familienfreundliche Stadtplanung aussieht oder wie der öffentliche Nahverkehr so gestaltet werden kann, dass ihn Jugendliche, Mütter und Väter und ältere Leute auch außerhalb der Kernarbeitszeit von 8 bis 16 Uhr gut nutzen können. Wie außerdem Angebote für Familien so finanziert und umgesetzt werden können, dass sie möglichst viele Menschen – quer durch alle sozialen Schichten und unabhängig von Alter, Geschlecht oder Herkunft – erreichen.
Auch auf Landes-, Bundes- und europapolitischer Ebene ist die Erfahrung von Müttern wichtig, z.B., wenn auf Landesebene über den Erhalt und Ausbau von Beratungsstellen für Familien oder die Finanzierung von Frauenhäusern entschieden wird sowie über Bildungspläne und (frühkindliche) Förderung, oder auf Bundesebene über Elternzeit und Elterngeld, Kindergrundsicherung oder arbeitsrechtliche Rahmenbedingungen rund um Schwangerschaft und Geburt.
Machen Mütter per se familienfreundlichere Politik?
Natürlich ist nicht automatisch zu erwarten, dass Menschen mit Fürsorgeverantwortung, die den Weg in die Politik gehen, besonders frauen- oder familienfreundliche Entscheidungen treffen. Aber die Chance ist wesentlich höher, dass zumindest ein Bewusstsein für die Herausforderungen und Möglichkeiten von Care-Verantwortung besteht. Das trifft übrigens auch auf männliche Politiker zu. Die Trennlinie, was familienbewusstes Handeln angeht, verläuft also nicht zwischen Männern und Frauen, sondern vielmehr zwischen Menschen mit Fürsorgeverantwortung und Menschen, die ihr Leben lang davon unberührt geblieben sind oder schon lange nicht mehr im Alltag für andere sorgen.
Was brauchen Mütter, um politisch aktiv zu werden?
Was brauchen Mütter, um in politischen Gremien aktiv werden zu können?
Da Politik auf kommunaler Ebene häufig ehrenamtlich ausgeübt wird, brauchen sie vor allem den zeitlichen und finanziellen Rahmen, um sich das Ehrenamt „leisten“ zu können. Während der Sitzungen und Veranstaltungen – oft abends und am Wochenende – müssen eine Kinderbetreuung angeboten oder aber die Kosten für privat organisierte Kinderbetreuung vollständig erstattet werden. Außerdem sagen viele der Politikerinnen, mit denen ich gesprochen habe, dass sie es als sehr hilfreich empfinden würden, wenn das Ende der Sitzungen klar festgelegt wäre oder noch mehr Sitzungen und Besprechungen digital stattfinden würden. Auch Regelungen zu Mutterschutz und Elternzeit im politischen Amt sind dringend nötig. Bis heute haben z.B. ehrenamtlich tätige Bürgermeisterinnen keinen Anspruch auf Lohnfortzahlung während des Mutterschutzes und es gibt auf Landes- und Bundesebene keine Vertretungsregelungen für Politiker:innen nach der Geburt ihres Kindes.
Daneben muss sich auch klar etwas an der politischen Kultur ändern. Solange vor allem ältere weiße Männer Politik machen, ist vielerorts der Kommunikationsstil sehr hierarchisch und wettbewerbsorientiert. Auch sexistische Bemerkungen und sogar Übergriffe sind ein Thema. Oftmals werden Absprachen werden außerdem informell nach Sitzungsende bei einem Bier unter Männern getroffen. Sich als junge Frau in diesem Rahmen zu behaupten – erst recht mit kleinen Kindern –, ist nicht einfach. Hier müssen Parteien und politische Gremien aktiv gegensteuern und z.B. auf eine diskriminierungsfreie Debattenkultur bestehen oder die ständige Verfügbarkeit von Politiker:innen in Frage stellen.
Schließlich trägt auch unser Wahlrecht dazu bei, dass Frauen deutlich seltener in politischen Gremien vertreten sind. Gerade in den konservativen Parteien, in denen Wahllisten nicht paritätisch besetzt werden, belegen Frauen häufiger die hinteren Listenplätze und werden auch weniger oft als Direktkandidatinnen aufgestellt. Damit besteht bei der Wahlentscheidung von vorneherein keine Chancengleichheit.
Warum sollten politische interessierte Mütter dein Buch „Mütter in die Politik!“ lesen?
Sie sollten es lesen, weil das Buch zeigt: Als Mutter politisch aktiv zu werden, ist wichtig, es ist möglich – und es macht sogar richtig Spaß! Für dieses Sachbuch habe ich mit 21 Frauen gesprochen, die sich in und außerhalb der Parteipolitik engagieren. Manche ehrenamtlich, manche hauptamtlich, einige in NGOs, Gewerkschaften oder Stiftungen, viele in einer Partei auf kommunaler-, Landes-, Bundes- oder Europaebene. Was die Gespräche zeigen: Es kann eine Herausforderung sein, als Frau und Mutter in der Politik tätig zu sein. Aber es ist in vielerlei Hinsicht auch erfüllend und kann dir das Gefühl geben, in dem Rahmen, der dir möglich ist, wirklich etwas zu bewegen. „Du bekommst die Welt nicht besser gemeckert, du musst sie besser machen!“, sagte mir eine der interviewten Politikerinnen im Gespräch. Dieses Buch zeigt dir Schritt für Schritt, wie und wo du politisch aktiv werden kannst, auch als Mutter mit wenig Zeit und Extra-Energie!
Zum Buch: Mütter in die Politik!
Info zur Autorin: Sarah Zöllner
Aktions- und Vernetzungsplattform #MütterMachtPolitik: „Mütter, Macht, Politik“
Kennt ihr das Buch „Mütter. Macht. Politik. – Ein Aufruf!“ von Sarah Zöllner und Aura-Shirin Riedel?
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