Weltretter werden: So macht Kindern Nachhaltigkeit Spaß!

Nachhaltigkeit Weltretter

Müll vermeiden. Keine Erdbeeren im Winter kaufen. Fahrrad fahren statt Auto. Wir Erwachsenen wissen es schon längst und zum Glück gibt es einen Trend zum nachhaltigen Leben. Aber was wir in der Vergangenheit falsch gemacht haben, könnten wir doch unseren Kindern gleich richtig beibringen?

Die Weltretter kommen!

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Es gibt zwei, die nicht nur davon reden, sondern es auch täglich tun. Silke und Tina arbeiten täglich mit Kindern und Jugendlichen und haben das „Weltretter werden“-Projekt ins Leben gerufen.

Lernt die beiden in unserem Interview kennen und holt euch wertvolle Tipps, wie ihr selbst eure Kinder zum nachhaltigen Leben anregen könnt. Es ist gar nicht so schwer.

Wir waren selbst überrascht, wie das Projekt eingeschlagen hat.

POLA: Bitte erzählt uns kurz etwas zu euch und eurem Nachhaltigkeits-Projekt. Worum geht es und wie kam es dazu?

Silke und Tina: Wir arbeiten im Bereich der stationären Jugendhilfe des Evangelischen Johannesstifts in Berlin. Dort betreuen wir Kinder und Jugendliche, die zeitweise nicht in ihren Herkunftsfamilien leben können. Eines Tages wurde ein trägerinterner Wettbewerb ausgeschrieben, bei dem es darum ging, wie wir Einkäufe in den Wohngruppen regionaler, sozialer und ökologischer gestalten können. Da ein schönes Preisgeld winkte, haben wir im Zuge dieses Wettbewerbs das Projekt „Weltretter werden!“ entwickelt.

POLA: Worum geht es bei den Weltrettern genau?

Tina: Die Idee ist es, Kinder und Jugendliche mit kleinen Schritten an das Thema Nachhaltigkeit heranzuführen. Ein Großteil unserer pädagogischen Arbeit ist ausgerichtet auf die Alltagsbewältigung der Kinder und Jugendlichen, viele sind durch außergewöhnliche Biografien in unseren Wohngruppen gelandet. Themen wie Nachhaltigkeit sind da erstmal zweitrangig.

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Silke: Mit unserem Projekt „Weltretter werden!“ führen wir daher das Thema fast schon unbemerkt in den Alltag ein. Dabei achten wir natürlich besonders darauf, die Ideen und die Sprache immer an den Wissensstand der Bewohner auszurichten.

POLA: Wie habt ihr angefangen, Nachhaltigkeit zu platzieren?

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Silke: Wir haben einen Weltretter-Test entwickelt, der aufzeigt, wie viel Umweltschützer jeder bereits ist und wo noch Herausforderungen liegen. Aus den Testergebnissen ergeben sich für jeden zwei individuelle Aufgaben, die er für einen längeren Zeitraum bearbeiten soll. Dabei wird darauf geachtet, dass eine Aufgabe eine Herausforderung darstellt und die andere zur Motivation dient, weil sie leicht von der Hand geht. Nach jedem Erledigen einer Aufgabe werden Weltretter-Punkte verteilt und gemeinschaftlich gesammelt.

Tina: Natürlich erhalten auch wir Betreuer Aufgaben, mit denen wir Punkte sammeln, die ebenfalls in die Gemeinschaftskasse einfließen. Wir müssen ja vorleben, was wir von den Kindern erwarten. Wir arbeiten ganz nah am Alltag und schauen, wie wir bewusster und nachhaltiger konsumieren und leben können. Das fängt bei einfachen Sachen an, wie das Licht auszumachen, wenn man einen Raum verlässt oder saisonal zu kochen bis hin dazu, dass wir selbst Waschmittel und Weichspüler hergestellt haben.

POLA: Und was passiert mit den gesammelten Punkten?

Tina: Ungefähr alle halbe Jahre machen wir zur Belohnung mit allen zusammen eine gemeinsame Aktivität, wir waren zum Beispiel als Letztes im Kletterpark. Das stärkt die Gemeinschaft und passt zum Thema Umwelt und Natur. Und natürlich hat es allen riesigen Spaß gemacht!

POLA: Was wurde eigentlich aus dem Wettbewerb, von dem ihr anfangs erzählt habt?

Silke: Natürlich haben wir den Wettbewerb gewonnen! (lacht) Damit wurde unser Gruppengeld ein bisschen aufgebessert und wir waren wie gesagt alle zusammen im Kletterpark. Außerdem kam unsere Idee so gut an, dass zwei Projektstellen geschaffen wurden, um das Konzept weiter zu entwickeln und in anderen Einrichtungen zu installieren.

Aber den größten Erfolg verzeichnen wir in unseren Wohngruppen. Die Kinder und Jugendlichen sind so begeistert von der Weltretter-Idee, dass es sich fast von selbst trägt. Obwohl das Projekt nur einen kleinen Teil unseres Alltags einnimmt, ist es immer präsent und auch neue Bewohner sind sofort dabei.

Tina: Wir waren selbst überrascht, wie das Projekt eingeschlagen hat. Immer wenn man jemandem vom Projekt erzählt, stößt man auf Begeisterung. Es ist toll, welch hohes Interesse es für das Thema Nachhaltigkeit inzwischen gibt!

10 Tipps für jeden Haushalt

POLA: Können da auch ganz normale Haushalte mitmachen?

Tina: Natürlich! Jeder, egal ob klein oder groß, kann etwas dazu beitragen, die Welt zu retten. Wer wissen möchte, wie viel Weltretter er schon ist, kann mit seinen Kindern unter www.weltretter-werden.de unseren Weltretter-Test durchführen. Selbstverständlich gibt es dort auch eine Aufgabe und eine Anregung zur Belohnung.

POLA: Habt ihr 10 Tipps für uns, wie jeder mit seinen Kindern nachhaltiger leben kann?

Silke und Tina: Natürlich, hier kommen sie! Und auch, wenn wir Erwachsene viele Ideen schon kennen: Erklärt euren Kindern, warum ihr etwas macht und lobt sie, wenn sie Sachen richtig machen. Ihr werdet sehen, bald schon werden sie euch die Welt erklären :

1. LEDs: Bei kaputten Leuchtmitteln auf LED-Leuchten umsteigen. Das spart immens viel Energie (und Geld).

2. Stecker ziehen: Ladekabel aus der Steckdose ziehen, wenn kein Gerät dran hängt. Auch das reine Kabel in der Steckdose verbraucht Strom – ein guter Tipp besonders für technikaffine Jugendliche. 🙂

3. Deckel drauf: Macht beim Kochen immer einen Deckel auf den Topf. Damit kocht das Nudelwasser auch auf kleiner Stufe – ein Beispiel, dass ihr euren Kindern gut „live“ zeigen könnt!

4. Heizungen entlüften: Die Heizungssaison läuft auf Hochtouren und in vielen Heizkörpern hat sich Luft angesammelt und das verbraucht mehr Energie, weil die Heizkraft nicht effizient genutzt werden kann. Wie Heizkörper entlüftet werden, könnt ihr ganz einfach im Netz nachlesen.

5. Saisonal Kochen: Esst regionales Obst und Gemüse zur Erntezeit und vermeidet damit CO2-Verbrauch durch lange Transportwege oder Lagerzeiten. Erklärt euren Kindern, welches Obst und Gemüse von wo importiert wird und wann was regional geerntet wird. Hängt euch dafür einen Saisonkalender auf. Diesen könnt ihr euch zum Beispiel beim Bundeszentrum für Ernährung herunterladen. Oder macht es wie wir spielerisch – kauft euch einen leeren Fotokalender und malt oder klebt mit euren Kindern ins Monatsfeld die Früchte, die gerade Saison haben. Von März bis Mai ist es übrigens tatsächlich CO2-ärmer, importierte Äpfel aus Neuseeland zu kaufen als regionale Äpfel, die monatelang gelagert werden müssen. Hier könnt ihr euch die Saisonzeiten von Obst und Gemüse anschauen.

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6. Obstbeutel selber nähen: Bio-Früchte kaufen und in eine Plastiktüte packen? Das muss nicht sein – in einigen Supermärkten kann man schon wiederverwendbare Netze kaufen. Oder ihr näht euch einfach selbst Obstsäckchen aus alten Stoffresten. Die lassen sich wunderbar gestalten, im Internet findet ihr viele einfache Anleitungen dafür.

7. Waschmittel und Weichspüler selbst herstellen: In Waschmittel und Weichspüler aus dem Supermarkt ist viel synthetische Chemie und Plastik enthalten, Stoffe die wir Menschen nicht brauchen und unsere Umwelt erst recht nicht. Beides lässt sich aus natürlichen Produkten ganz einfach selbst herstellen und macht die Wäsche genauso sauber und weich. Und mit dem Zusatz von ätherischen Ölen könnt ihr eurer Wäsche euren Lieblingsduft verleihen. Diese Rezepte für Waschmittel und Weichspüler haben wir selbst erfolgreich ausprobiert.

8. Wasser aus: Beim Einseifen unter der Dusche das Wasser abschalten.

9. Rad statt Auto:  Ein Großteil des CO2-Ausstoßes in unsere Atmosphäre kommt vom Verkehr. Dagegen können wir etwas tun! Wer für kurze Wege das Rad oder den Tretroller oder den Kinderwagen nutzt, spart nicht nur CO2, sondern hält sich auch noch fit.

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10. Second Hand statt Neukauf: Wer kennt das nicht: Kaum ist die neue Hose gekauft, ist das Kind schon wieder rausgewachsen. Besonders Kinderkleidung wird nur sehr wenig getragen. Darum ist Second Hand fast wie neu. Dabei spart man nicht nur wertvolle Ressourcen, sondern vermeidet auch noch Müll. Und wer weiß, vielleicht verbirgt sich im Second Hand Laden noch das ein oder andere Schätzchen.

POLA: Vielen Dank für die tollen Weltretter-Tipps und das Gespräch und weiterhin viel Erfolg mit eurem Projekt!

Silke und Tina: Sehr gern! Jeder kleine Schritt rettet die Welt ein bisschen mehr. Deswegen: Nehmt euren Lieblingstipp und fangt an!

Hier erfahrt ihr mehr von den Weltrettern und hier bekommt ihr zwei tolle DIY Upcycling-Ideen, die ihr ganz einfach mit euren Kindern nachbasteln könnt.

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