Unser heutiger Elternrat von Elterncoachin Alexandra Fresenborg dreht sich um das Thema Umzug und folgende Frage:
“Aus beruflichen Gründen steht bei uns im Sommer ein Umzug in eine 500 km entfernte Stadt bevor. Während der kleine Sohn (5) sich hauptsächlich freut, ist unsere Tochter (12) überhaupt nicht begeistert. Sie hat hier viele Freundinnen, eine super Schule und Sportverein und ist sehr traurig und wütend, das alles zurücklassen zu müssen. Wie können wir den Abschied und Neustart für beide Kinder am besten gestalten?”
Egal, welche Gründe ein Umzug hat, für die Kinder ist er eine große emotionale Herausforderung. Sie müssen sich verabschieden, verlieren ihre sichere Umgebung und ihre Freunde. Gleichzeitig müssen sie sich an ein neues Wohnumfeld und Nachbarschaft gewöhnen, Kita oder Schule wechseln. Dies alles löst Stress bei den Kindern aus, der gut von den Eltern begleitet werden sollte. Eine Langzeitstudie der University of Manchester mit 1,5 Millionen dänischen Kindern zeigte auf, dass vor allem häufige Ortswechsel sowie Umzüge im Alter zwischen 12 und 14 Jahren besonders belastend für die Kinder sind und Auswirkungen auf die spätere psychische Gesundheit haben können. Aber auch im Kleinkind- und Grundschulalter muss man Vorsicht walten lassen:
“Wir wissen, dass schon Krippenkinder intensive Beziehungen aufbauen und Vorlieben und Abneigungen haben.“ sagt Wilfried Griebel, Diplom-Psychologe am Staatsinstitut für Frühpädagogik in München.
Tipps für euren Umzug mit Kindern
Damit der Umzug möglichst stressfrei abläuft, können Eltern auf dreierlei achten: das Maß der Veränderung, ihre Vorhersehbarkeit und Erwünschtheit. Konkret ergeben sich daraus diese Tipps:
1. Den Umzug erst ansprechen, wenn es konkret wird
Bevor ein Umzug nicht zeitnah feststeht, sollten Eltern ihn nicht thematisieren. Diese Ungewissheit und weit in der Zukunft liegende Umzug ist etwas, mit dem Kinder schlecht umgehen können. Die Eltern müssen sich selbst erstmal einen Überblick verschaffen, welche Veränderungen tatsächlich auf sie und die Familie zukommen. Zu allen Themen sollte dann eine klare Haltung erarbeitet werden, um dann für die Kinder da zu sein, ihnen zuzuhören und sie zu unterstützen. Denken Sie immer daran: Kinder entwickeln nur langsam ein Gefühl für Veränderungen und die daraus entstehenden Konsequenzen.
2. Kinder nach Möglichkeit einbeziehen
Ist diese Hürde geschafft und steht der Umzugstermin, dann sollten die Kinder aktiv mit einbezogen werden, damit für sie eine Vorhersehbarkeit entsteht. Fahren Sie zum Beispiel gemeinsam zum neuen Wohnort und erkunden ihn. Schauen Sie, ob die Kinder ihre Hobbys dort weiterführen können oder welche Alternativen es gibt. Fragen Sie Ihr Kind nach seiner Meinung und seinen Wünschen. Manchmal ist es auch möglich, die neue Kita oder Schule schon vorab anzuschauen oder zu besuchen.
3. Geschichten können helfen
Sinnvoll sind auch Kinderbücher, die das Thema aufgreifen. Beim gemeinsamen Lesen können Sie mögliche Sorgen oder Bedenken des Kindes erspüren und mit ihm ins Gespräch kommen. Drei Beispielbücher sind:
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- Conni zieht um (ab 3 Jahren)
- Frau Giraffe zieht um (ab 4 Jahren)
- Luna und der Katzenbär (ab 5 Jahren)
4. Gewohnheiten beibehalten
Je jünger das Kind, desto mehr Einfluss hat das direkte, ihm bekannte Umfeld. Versichern Sie Ihrem Kind, dass alles, was ihm gehört, mitkommt und bleibt. Wenn das Kind eine bestimmte Tapete in seinem Zimmer geliebt hat, wäre es empfehlenswert, diese auch wieder an die Wand zu kleben. Bestenfalls wird das Kinderzimmer genauso eingerichtet wie im alten Zuhause, und auch die Einrichtung der übrigen Wohnung wechselt nicht komplett. Das Kinderzimmer sollte bei Umzügen als letztes und immer gemeinsam mit dem Kind ausgeräumt werden. Auf keinen Fall sollte man die Kinder am Umzugstag bei Oma und Opa parken. Besser wäre es, diese zu bitten, dazuzukommen und auf die Kinder mit aufzupassen.
5. Positive Aspekte des Ortswechsels voranstellen
Am schönsten sind Umzüge, wenn die Kinder sie mit etwas Positivem verbinden: mehr Platz, ein eigenes Zimmer, ein eigener Garten, der große Spielplatz direkt um die Ecke! Selbst wenn der Grund für den Umzug ein negativer ist, sollten Eltern versuchen, den Ortswechsel möglichst gut zu verkaufen und in ein positives Licht zu stellen.
6. Erinnerungsfotos machen
Machen Sie Fotos! Sie stehen für eine Erinnerungskultur, die wichtig für die Kinder ist. Kinder lieben es, sich Bilder von früher anzuschauen – und sich so mit ihrer eigenen Vergangenheit zu beschäftigen.
7. Abschiedsfeier organisieren
Viele Schulen und Kitas haben eigene Rituale, Kinder zu verabschieden und aufzunehmen. Abschieds- und Willkommenspartys zu feiern ist wichtig und dient zur emotionalen Bewältigung. Laden Sie die Freunde Ihres Kindes ein oder geben Sie in der Schule/Kita oder innerhalb der Familie ein kleines Fest.
8. Kontakt halten
Gut möglich, dass ein Krippen- oder Kindergartenkind seine Freunde recht bald vergisst. Trotzdem sorgen sich auch Kleine schon um ihre Freundschaften. Eltern sollten ihnen signalisieren, wie man es schafft, Kontakte zu erhalten und Freund nicht aus den Augen zu verlieren. Zum Beispiel könnte man zum nächsten Kindergartenfest als Gast kommen oder mit Freunden Videotelefonate führen.
9. Neue Kontakte knüpfen
In dem neuen Ort angekommen, sollten Eltern ihren Kindern helfen, schnell Anschluss zu finden – etwa über Vereine, in Spielgruppen und auf Spielplätzen.
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