Elternrat: Grenzen setzen bei Kleinkindern

Elternrat Kleinkindern Grenzen setzen

Unser heutiger Elternrat von Elterncoachin Alexandra Fresenborg dreht sich um folgende Frage:

Seit mein Kind krabbeln kann, höre ich mich den ganzen Tag „Nein“ sagen. Ich möchte mein Kind vor den Gefahren schützen!! Wie komme ich aus dem ständigen „Nein-sagen“ heraus?

Sobald ein Baby krabbeln lernt, geht es los, dass man Kinder auf ihre Umwelt gut vorbereitet und mit der Grenzsetzung anfängt, um in erster Linie Gefahren von Kindern abzuwenden. Es ist deshalb so wichtig, schon früh damit anzufangen, Kleinkindern Grenzen zu setzen, damit sie lernen, was akzeptables bzw. erwünschtes Verhalten ist. Diese Begleitung hilft ihnen, sich sicher und geborgen zu fühlen und fördert ihre soziale und emotionale Entwicklung. Es ist jedoch auch wichtig, die Grenzen altersgerecht zu setzen und liebevoll zu kommunizieren.

1. Hürde: der Forschungsdrang der Kinder

Die Kinder entwickeln, sobald sie sich etwas koordinierter bewegen können, einen ausgeprägten Forschungsdrang. So möchten sie alles untersuchen, um ihre Umwelt zu begreifen. Nach Gegenständen greifen, heißt “begreifen” (nach Friedrich Fröbel), wie die Welt funktioniert. Durch das Fassen und Greifen schaffen wir die Voraussetzungen für erfolgreiches musisches, soziales und kognitives Lernen bei den Kindern. Hierbei stoßen Kinder schnell an ihre natürlichen Grenzen. Dass Kinder an Grenzen ihrer Umwelt stoßen, kann man nicht ändern, das gehört zum Leben. Wie heftig die daraus hervorgehenden Reaktionen werden, darauf haben Eltern einen erheblichen Einfluss, indem, WIE wir darauf reagieren. Deshalb ist es wichtig, dass Eltern dieses Verständnis in sich tragen, dass Kinder erstmal nur die Welt verstehen bzw. erforschen wollen. Dahinter steckt keine böse Absicht, wenn Kinder beispielsweise immer wieder nach der Brille greifen. Wenn Eltern ungehalten werden, dann weiß das Kind, was es nicht darf, es weiß aber nicht automatisch, was es stattdessen tun soll. Deshalb ist es sinnvoll, eine “Ja-Umgebung” zu schaffen, damit Kinder nicht frustriert werden, weil sie ständig in ihrer Entdeckerlust gebremst werden und wir Eltern immer “Nein” sagen. 

Eltern sollten daher eine Entdecker-Umwelt für ihre Kinder erschaffen. Beispielsweise eine Schublade, in der die Kinder getrost herumwühlen dürfen. Zerbrechliche Gegenstände wegräumen, Regale festschrauben und Steckdosen sichern. Eltern, die sich an dieser Entdeckerlust ihrer Kinder erfreuen, motivieren und unterstützen die Lernlust und Neugierde ihrer Kinder. Aus diesen Erfahrungen können Kinder ein Leben lang profitieren, weil sie positive Lernerfahrungen machen.

2. Hürde: Kommunikation. Positive Formulierungen kann das Gehirn besser verarbeiten.

Oftmals setzen Eltern zu viel Wissen bei kleinen Kindern voraus. Viele Eltern denken, wenn sie Nein sagen und dabei den Kopf schütteln, dass das Baby instinktiv weiß, was damit gemeint ist. Aber woher soll das Kind es wissen? Es wird dann nur kurz innehalten und weiter nach der Brille greifen. Spätestens bis zu diesem Zeitpunkt sollten zwei Phasen der Kommunikation einsetzen. Sobald das Baby z.B. nach der Brille greift, sollten die Eltern erstmal Nein sagen. Hält das Kind inne und schaut sie an, dann sollten Eltern es im selben Moment für das Innehalten loben, d.h. positives/erwünschtes Verhalten sofort verstärken. Anschließend sollten sie das Kind wegtragen oder die Aufmerksamkeit auf etwas anderes umlenken. Dieses Ablenken darf bis zum ca. vierten Lebensjahr so gestaltet werden. Erst dann sind Kinder kognitiv bereit, richtige Schlüsse aus einem Nein umzusetzen. Babys lernen erst nach und nach, dass das Nein „Das darfst du nicht“ bedeutet. Damit sich diese Bedeutung einprägt, müssen die Eltern jedem Nein anfangs eine Tat folgen lassen. Erst nach vielen solcher Interaktionen werden Babys verstehen, dass das Nein ein Verbot bedeutet.

Außerdem neigt das menschliche Gehirn dazu, aus jedem Satz die prägnantesten Wörter herauszufiltern. Sagen wir beispielsweise „Greif nicht nach der Brille“, kann es sein, dass das Kind nur „Greifen“ und „Brille“ hört. Den Begriff „nicht“ stuft das Gehirn als unwichtig ein und wird nicht gehört und noch nicht kognitiv verarbeitet. Deshalb ist es ratsam, bewusst positive Formulierungen, ohne „Nein/Nicht“ zu verwenden. Etwa: „Die Brille bleibt auf der Nase“.

geschenke kind junge mädchen geschenkideen banner

3. Hürde: Kooperation muss erst durch die Eltern gezeigt werden und beruht auf Gegenseitigkeit.

Nehmen sich die Eltern regelmäßig Zeit für die kleinen Wünsche der Kinder und formulieren das auch, würden die Kinder sich ihrerseits verstärkt bemühen, sich kooperativ zu zeigen und die Wünsche der Eltern zu erfüllen. Kinder sind stets bemüht, in einer positiven Beziehung zu ihrer Umgebung zu leben. Manchmal kollidiert dieses Bemühen mit den eigenen Bedürfnissen des Kindes. Aus diesem Grund müssen Kinder gut begleitet werden und sie können ihre Umwelt besser verstehen durch Nachahmung des Vorbilds, das die Eltern zeigen. Denn wie kooperativ ein Kind ist, hängt maßgeblich davon ab, wie kooperativ seine Bezugsperson davor war. 

Hier müssen Eltern erstmal in Vorleistung gehen bzw. im Vorbild sein, erst dann kann ein Kind verstehen, dass es auch mal seine eigenen Bedürfnisse zurückhalten kann. Man kann nicht davon ausgehen, wenn man dem Kind den ganzen Tag ein Nein nach dem anderen zumutet, zu erwarten, dass das Kind mir einen Gefallen tut. Nur durch das gegenseitige Verstehen können gute Regelungen im Alltag umgesetzt werden.

Bei der Umsetzung ist zu beachten:

1. Konsistenz: Sei konsequent in der Grenzensetzung, damit Kinder wissen, was von ihnen erwartet wird.

2. Positive Verstärkung: Lob für ein gutes Verhalten hilft Kindern, die Grenzen besser zu akzeptieren.

3. Klare Kommunikation: Verwende einfache und klare Worte, um den Kindern zu erklären, warum bestimmte Verhaltensweisen akzeptabel bzw. nicht akzeptabel sind.

4. Körperliche Sicherheit: Achte darauf, dass die Umgebung sicher ist und Kinder vor Gefahren geschützt sind.

5. Ja-Umgebung schaffen: Damit Kinder nicht immer begrenzt werden, Bereiche schaffen, in denen sie sich ausprobieren können und dürfen.

6. Geduld und Empathie: Verstehe, dass Kinder Grenzen testen und manchmal Fehler machen. Sei geduldig und einfühlsam bei der Durch-setzung von Regeln mit dir selbst und mit dem Kind.

Wir hoffen, diese Tipps zum Grenzen setzen bei Kleinkindern waren hilfreich für euch! Hier findet ihr weitere Fragen und Eltern-Themen rund um das Leben mit Kindern:

*  *  *  *  *  *  *  *  *  *  *  *  *  *  *  *  *  *  *  *  *  *  *  *
pola newsletterLust auf mehr? Um über aktuelle Beiträge, Elterntipps, Rezeptideen, Bastelanleitungen und mehr auf dem Laufenden zu bleiben, hol dir unseren Newsletter und folge uns bei Instagram, Pinterest und Facebook!

*  *  *  *  *  *  *  *  *  *  *  *  *  *  *  *  *  *  *  *  *  *  *  *

Kommentiere diesen Beitrag:

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert