Unser heutiger Elternrat von Elterncoachin Alexandra Fresenborg dreht sich um das Thema Ängste bei Kindern und folgende Frage:
“Mein Sohn, 6 Jahre alt, wird in letzter Zeit oft von verschiedenen Ängsten geplagt. Wie kann ich ihm helfen?”
Die Ursache von Ängsten
Viele Ängste haben einen entwicklungspsychologischen Hintergrund und begleiten uns durch alle Entwicklungsphasen unseres Lebens. Grundsätzlich hat Angst zwei Quellen zur Entstehung, einen genetischen Faktor und einen sozialen Faktor. In den allermeisten Fällen sind sie absolut harmlos, da sie sich von alleine wieder verändern oder auflösen. Im Allgemeinen gilt, dass Ängste in erster Linie auch immer eine Schutzfunktion haben. Sie weisen uns darauf hin, dass wir besonders aufmerksam sein sollen. In manchen Fällen bleibt es nicht bei der Schutzfunktion, sondern steigert sich immer weiter. In diesen Fällen benötigt es eine kognitive/mentale Korrektur. Dabei ist es wichtig, dass sofort nach Auftreten der Angst vertraute und tröstende Personen da sind. Denn diese können dabei helfen, die auftretende Angst zu korrigieren und somit zu vermindern. Bei länger anhaltenden oder intensiver werdenden Angsterscheinungen ist es wichtig, professionelle Hilfe zu suchen, denn manche Ängste manifestieren sich.
Begleitung und Verarbeitung von Ängsten
Die Formen der Verarbeitung von Ängsten werden maßgeblich von Menschen in unserer unmittelbaren Umgebung begleitet. Deshalb ist es für die Kinder wichtig, wie Ängste in der Familie angesprochen und verarbeitet werden und wieviel Stabilität und Sicherheit sie von Anfang an erhalten. Die Ängste der Kinder sollten unbedingt ernst genommen werden und es ist wichtig, dass Eltern behutsam darauf eingehen und ihre Kinder gut begleiten, indem sie den Kindern viel Nähe und Aufmerksamkeit geben. Dann wird diese Phase schnell vorübergehen.
Vorbild sein: Eltern sollten sich immer vergegenwärtigen, dass für Kinder viele Situationen neu sind und sie nicht auf einen fundierten Erfahrungsschatz zurückgreifen können!! Kinder orientieren sich stets an ihren engsten Bezugspersonen, um zu erfahren, wie sie am besten mit einer noch unbekannten Situation umgehen sollen, sie beobachten unsere Haltung ganz genau. Ängste sind übertragbar! Aus diesem Grund ist es wichtig, selbst angstfrei und mutig zu sein. Diese Grundhaltung überträgt sich auf unsere Kinder. Je ruhiger und gelassener Eltern mit schwierigen Situationen umgehen, desto leichter ist es für das Kind. Wer selbst vor vielen Dingen Angst hat und seine Kinder z.B. von der Katze des Nachbarn oder dem Klettergerüst auf dem Spielplatz fernhält, forciert diese Ängste und macht es Kindern schwer, ein weitestgehend angstfreies Leben zu führen.
Präsent sein: In konkreten angstauslösenden Momenten ist es wichtig, dass Sie für Ihre Kinder da sind und Ihnen Schutz bieten und vor allem ihr Kind in seinen Ängsten ernst nehmen. Es gibt zahlreiche Untersuchungen, die darlegen, dass nur die Anwesenheit der Eltern Kinder beruhigt und selbstsicherer macht. Nutzen sie diesen Vorteil und sind einfach da, nehmen ihr Kind in seiner Angst ernst und bieten Sie Schutz und Hilfe an. Machen Sie sich z.B. in angstbesetzten Situationen gemeinsam auf die Suche nach der vermeintlichen Gefahr und beseitigen Sie diese gemeinsam. Auch der 50. Blick unter das Bett, um sicherzustellen, dass sich dort tatsächlich kein Monster befindet, ist für Kinder extrem wichtig.
Miteinander sprechen: Sprechen Sie generell über die Dinge, die Ihrem Kind Angst machen, um Kindern die Gelegenheit zu geben, sich ihrer Emotionen klar zu werden. Wird die Angst hingegen einfach ignoriert, verschlimmert sich die Situation meist deutlich, da Kinder nicht in der Lage sind, dem Gefühl auf den Grund zu gehen und die Angst zu besiegen. Deshalb sprechen Sie miteinander und bieten Sicherheit und Stabilität an.
Selbstvertrauen stärken: Insbesondere bei sozialen Ängsten ist es wichtig, dass Sie Kindern stets Gelegenheiten eröffnen, bei denen sie glänzen können. Bei sozialen Ängsten ist es wichtig, das Selbstvertrauen der Kinder zu stärken und ihnen aufzuzeigen, dass sie Bereiche in ihrem Leben haben, in denen sie besonders gut sind und die sie gerne machen. Führen Sie Ihre Kinder ganz langsam und begleitet dahin, Kontakte aufzubauen, zu halten und zu pflegen.
Beispiele für Ängste und erste Tipps:
Urängste (immer vorhanden), z.B. vor Schmerzen, Feuer, Gewitter, Alleinsein: als Schutzmechanismus akzeptieren, Situation wenn möglich verlassen, körperliche Nähe und Trost spenden, beruhigen
Kontakt-Verlust-Angst (Säuglinge): Nähe und Geborgenheit schenken. Säugling so legen, dass er Sie sehen kann
Fremdeln (ab ca. 8 Monaten): Sicherheit einer bekannten Person geben, trösten, nicht einfach der fremden Person übergeben, ggf. auf Distanz gehen
Trennungsangst (beim Laufenlernen): Kind auf Entdeckungstouren und bei unbekannten Situationen begleiten, für Erlebnisse loben, bei Angst Trost spenden
Vernichtungsangst (z.B. vor Stärkeren) oder “magische” Ängste (z.B. vor Monstern und Gespenstern, 2-6 Jahre): Angst ernst nehmen und Sprüche wie “Du brauchst keine Angst zu haben” vermeiden. Zuhören. Kleine Tricks wie ein Zauberstein, der Kraft verleiht, oder ein Monster-Weg-Spray (Wasser mit Duft) können hier gut helfen.
Ängste älterer Kinder (6-18 Jahre), z.B. Schulangst, Verletzungsangst, Angst vor Krankheit oder sozialen Situationen: Kinder entziehen sich den Situationen, indem sie Magenschmerzen usw. haben, um nicht in die Schule gehen zu müssen. Diese Schmerzen sind real wahrnehmbar und häufen sich. Jugendliche sprechen “klausuliert” darüber. Ängste nicht bagatellisieren, sondern ernst nehmen, genau hinhören, Verhaltensänderungen bemerken und unbedingt ansprechen, Sicherheit geben
Professionelle Hilfe dazuholen:
Sollten trotz liebevoller Begleitung und Unterstützung die folgenden Verhaltensauffälligkeiten über mehrere Wochen anhaltenden oder immer wiederkehren, ist es ratsam, profes-sionelle Hilfe zu holen:
Intensive Befürchtungen – ständige formulierte Ängste und Sorgen, Nervosität meist begleitet von Konzentrationsschwierigkeiten
Motorische Spannung – Ruhelosigkeit, Zittern, Muskelverspannung; Gelenks- und Kopfschmerzen
Körperliche Übererregbarkeit – Übelkeit, Schwitzen, Schwindel, Herzrasen, häufiges Wasserlassen, Durchfall, Mundtrockenheit usw. in bestimmten Situationen
Ein- und Durchschlafstörungen – unruhiger oder schlechter Schlaf bzw. häufiges Aufwachen
Wir hoffen, diese Tipps zur Mediennutzung waren hilfreich für euch! Hier findet ihr weitere Fragen und Eltern-Themen rund um das Leben mit Kindern:
- Elternrat: Mediennutzung
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