„Am schlimmsten ist die Pausenlosigkeit!“ Das sagte mir eine alleinerziehende Freundin vor Kurzem: „Ich bin als Alleinerziehende eigentlich immer zuständig. Selbst, wenn mein Sohn an den Umgangswochenenden bei seinem Vater ist, kann ich nicht wirklich abschalten. Entweder frage ich mich, wie es ihm gerade geht, oder ich nutze die Zeit für alles, was in der Woche davor liegengeblieben ist. Oft fühle ich mich, wenn ich ihn wieder abhole, erschöpfter als davor.“ Was also hilft dir als alleinerziehender Mutter im Alltag wirklich? Zum Teil musst du das sicher ganz persönlich herausfinden. Vielleicht unterstützen dich jedoch die Anregungen, die ich dir in diesem Artikel geben kann.
Tipps für den Alltag als Alleinerziehende
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Die Basis deiner Familie bist du – Gönne es dir, für dich zu sorgen!
Wie es Psychologin und Coachin Caroline Uhl, selbst seit der Geburt alleinerziehende Mutter eines kleinen Sohnes, formuliert: „Selbstfürsorge ist für Alleinerziehende kein nettes Extra, sondern essenziell, um im Alltag zu überleben. Und damit meine ich nicht, dass ich die Füße hochlege oder Gurken auf den Augen. Selbstfürsorge bedeutet, dass ich eigene Grenzen setzen und für mich einstehen darf. Dazu gehört auch, dass ich klar Nein sage und Hilfe annehmen kann.“
Genau das kannst du täglich üben, im Kleinen wie im Großen. Dein Kind möchte abends das sechste Mal das „Feuerwehr-Buch“ ansehen, du bist aber bereits völlig erschöpft? Suche eine Alternative, bei der du dich selbst entspannen kannst. Kleine Kinder genießen oft gerade abends sehr, zu baden (wobei du meist nur ruhig danebensitzen kannst). Oder ihr legt euch gemeinsam ins Bett und kuschelt, während dein Kind sich das Buch selbst ansieht. Unterscheide zwischen Wünschen und Bedürfnissen deines Kindes. Es wird sich vieles wünschen, oft hast du jedoch Spielraum, wie du seine Bedürfnisse hinter dem Wunsch erfüllst. Beim Beispiel oben ist das Bedürfnis vermutlich die Nähe zu dir, der Wunsch das Vorlesen. Du hast aber die Möglichkeit, ihm Wege zu zeigen, wie ihr euch auf andere – für dich weniger anstrengende Weise – nah sein könnt.
Voraussetzung dafür ist, dass du deine eigenen Bedürfnisse, was du brauchst und was dich Kraft kostet, kennen lernst. Auch das ist im Alltag als Alleinerziehende gar nicht so einfach. Vielleicht kostet dich deine Trennung oder der Verlust deines Partners noch viel Energie, vielleicht hast du vor lauter Aufgaben ganz verlernt, auf deine innere Stimme zu hören. Nicht umsonst empfiehlt Psychologin Caroline Uhl in ihrem Ratgeber „Wer bin ich, wenn ich nicht alleinerziehend bin?“ als ersten Schritt, sich zu fragen: Wer bin ich überhaupt, jenseits meiner Rolle als alleinerziehende Mutter? Erst, wenn du herausgefunden hast, was dich im Kern ausmacht, was du brauchst und möchtest, kannst du beginnen, das im Außen zu vertreten. Und erst, wenn du dir selbst glaubst, dass du es wert bist, gut für dich zu sorgen, wirst du die Kraft finden, Menschen, die das Gegenteil von dir verlangen, entschieden ein Nein entgegenzusetzen. Oder dir eben aktiv Hilfe, Unterstützung und auch Freude ins Leben zu holen.
Wie komme ich aus meinem Schneckenhaus?
Ein weiterer Punkt, der Alleinerziehende häufig belastet, ist die soziale Isolation. Das hört sich hart an – und ist es auch. Denn dir fehlt einfach die Zeit, und oft auch die Möglichkeit, Kontakte zu pflegen. Schon der Elternabend in Kita oder Schule deines Kindes kann dich vor Herausforderungen stellen. Wie organisierst du dafür die Kinderbetreuung? Und erst recht bei größeren Projekten: Wie sollst du beruflich wieder einsteigen und ausreichend verdienen, wenn deine Kinder vielleicht nur wenige Stunden am Vormittag in Kindergarten und Schule sind? Hier erschweren oft gesellschaftliche Strukturen wie eine fehlende Ganztagsbetreuung Alleinerziehenden massiv den Alltag. Aus eigener Erfahrung weiß ich: Das kann ein Gefühl von Überforderung und sogar Hilflosigkeit erzeugen. Scheinbar reicht keine deiner Anstrengungen aus, um aus dem Kreislauf aus Verpflichtung und Überforderung herauszufinden.
Psychologin Caroline Uhl findet hier klare Worte: „Du musst dich zeigen, um gesehen zu werden!“ Das stimmt tatsächlich: Hilfe wird nur zu dir kommen, wenn du sie aktiv einforderst. Auch Menschen, die dir zu guten Freund/innen werden können, werden nicht von selbst an deine Tür klopfen. Daher: wage es und bewege dich in kleinen Schritten aus deinem Schneckenhaus. Oft reicht schon eine Veränderung deiner Routinen. Warum nicht mal mit einer anderen Kollegin in der Pause Essen gehen? Warum nicht die sympathische Mutter, die immer zur selben Zeit ihr Kind abholt, ansprechen? Veränderung braucht immer Mut – und Kraft. Aber was ist die Alternative? Wohnst du zu weit entfernt von einem der Angebote, kannst du auch Online-Foren für Alleinerziehende nutzen. Hilfreiche Adressen zur Vernetzung findest du zum Beispiel im Artikel „Netzwerke für Alleinerziehende“.
Sei liebevoll zu dir selbst – finde Lösungen!
Hilfreich ist sicher auch, wenn du schaust, was möglich ist – statt dich gedanklich damit zu beschäftigen, was du gerade vermisst. Statt dich über deinen unzuverlässigen Ex-Partner zu ärgern, beginnst du damit, die Umgangs-Wochenenden unabhängig von ihm zu planen. Übernimmt er dann die Kinder, ist es gut, meldet er sich nicht, fühlst du dich viel weniger hilflos. Auch die Angst vor finanzieller Abhängigkeit oder beruflichen Sackgassen kannst du dir selbst nehmen, indem du den Blick auf deine Fähigkeiten und Ressourcen richtest. Auch hier gilt: Du musst die Schritte nicht alleine gehen! Familienberatungsstellen und Anlaufstellen speziell für Alleinerziehende helfen dir weiter.
Schaffe dir außerdem gemeinsam mit deinen Kindern Rituale, die euch als Familie – und auch dich selbst – im Alltag entlasten. Das kann ein gemeinsames Mittagessen sein, der Filmabend am Sonntag Nachmittag oder morgens eine Tasse heißer Tee in Ruhe, bevor die Kinder wach werden. Was ritualisiert ist, werden deine Kinder irgendwann einfordern, im Guten wie im Schlechten. Gut, wenn ihr euch Abläufe schafft, die euch alle stärken!
Bist du erst einmal wieder einigermaßen auf den Beinen, kann es übrigens auch stärkend sein, wenn du den Blick weg von dir zu anderen lenkst, die vielleicht in einer noch schwierigeren Situation stecken. Sich mit Menschen in ähnlicher Lage zu vernetzen, hilft nicht nur, weil es dir das Gefühl von Einsamkeit und Isolation nimmt. Es relativiert dein eigenes Leben auch auf sehr wirksame Weise. Psychologin Caroline Uhl nennt das an einer Stelle ihres Buches: „Von der Problemtrance in die Lösungsbereitschaft“. Es tut gut, wenn du den Schritt wagst, dich nicht mehr (nur) um dich zu kümmern, sondern auch die Situation anderer zu sehen und dich gegebenenfalls sogar für sie zu engagieren. Auch Helfen – aus freien Stücken und der eigenen Kraft heraus – kann dich selbst stärken!
Auf einen Blick: Was stärkt dich als Alleinerziehende im Alltag?
Hier noch einmal die wichtigsten Punkte:
- Finde heraus, wer du bist – abgesehen von deiner Rolle als Alleinerziehende – und was du brauchst. Suche dir dabei gerne professionelle Unterstützung.
- Arbeite an deinem Selbstwert. Gerade nach Verlust- und Trennungserfahrungen ist dein Selbstwertgefühl vielleicht im Keller. Gönne dir täglich Dinge, die dir helfen, dich zu spüren und verwöhne dich selbst. Für dich zu sorgen ist kein Luxus!
- Gehe Veränderungen in kleinen Schritten an: Es muss nicht gleich die große Auszeit sein. Zehn Minuten in Ruhe jeden Morgen, bevor deine Kinder wach werden, helfen auch schon.
- Schaffe Rituale. Hole deine Kinder ins Boot. Ihr seid eine Familie, also erinnert euch im Alltag gemeinsam immer wieder daran, was euch gut tut.
- Geh nach draußen und suche dir andere Erwachsene in deiner Situation. Deine Kinder ersetzen keinen Partner und auch keine beste Freundin. Bist du räumlich zu weit von Angeboten vor Ort entfernt, suche erst einmal online Kontakt.
- Hast du die Kraft selbst aktiv zu werden? Dann versuche, dir die Angebote, die du brauchst, selbst zu schaffen. Warum nicht Fahrgemeinschaften oder Abholgemeinschaften bilden? Auch für eine „Krabbelgruppe“ oder gemeinsame Spaziergänge brauchst du nur ein bis zwei Mütter mit Kindern in deinem Alter. Sei wach für die Möglichkeiten in deinem Umfeld.
- Schau auf die Lösung, nicht auf das Problem! Alles, worauf du deine Aufmerksamkeit richtest, stärkst du innerlich. So kannst du deine Sorgen und Ängste täglich pflegen – oder eben das Gefühl, etwas bewirken zu können.
- Gestehe dir auch zu, schwach sein zu können und nicht weiter zu wissen. Eine wirklich bedeutende Fähigkeit für Alleinerziehende ist, Hilfe annehmen zu können, ohne Schuldgefühl oder schlechtes Gewissen. Übe das aktiv!
- Überprüfe deine Beziehungen: nicht jeder Mensch in deinem Leben tut dir gut. Und nicht jedem Wunsch deines Umfeldes musst du gerecht werden. Lerne, klar und freundlich „Nein“ zu sagen.
- Sei stolz auf dich! Nimm wahr, was du tagtäglich für dich und für deine Kinder schaffst. Alleinerziehend deine Kinder ins Leben zu begleiten, ist eine enorme Leistung. Du kannst zum Beispiel abends aufschreiben, was dir an diesem Tag gut gelungen ist (auch kleine Dinge zählen!) und deine Erfolge damit wertschätzen.
Was hilft dir als Alleinerziehende im Alltag? Wir freuen uns auf deinen Kommentar! Hier gibt es das erwähnte Buch “Wer bin ich, wenn ich nicht alleinerziehend bin” von Caroline Uhl:
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