Hebammen-Tipps: Vorbereitung auf die Geburt

Geburtsvorbereitende Maßnahmen können wichtig sein, um Schwangeren zu helfen, sich körperlich und mental auf die bevorstehende Geburt vorzubereiten. Es gibt viele Möglichkeiten und ihr müsst längst nicht alles ausprobieren. In Geburtsvorbereitungskursen lernt ihr einige davon kennen, diese empfehle ich als Hebamme gern:

Bald geht es los – Vorbereitung auf die Geburt

Mentale Geburtsvorbereitung

Mentale Geburtsvorbereitung bezieht sich auf Techniken und Strategien, die Schwangeren helfen, sich emotional und psychologisch auf die Geburt vorzubereiten. Diese Art der Vorbereitung zielt darauf ab, Ängste abzubauen, das Selbstvertrauen zu stärken und eine positive Einstellung zur Geburt zu fördern. Dies können z.B. sein:

• gezielte Atemübungen zur Kontrolle der Atmung, was während der Wehen beruhigend und schmerzlindernd wirken kann
• Visualisierung positiver Geburtserlebnisse, um Ängste abzubauen und ein Gefühl der Kontrolle zu fördern
• Methoden wie progressive Muskelentspannung oder Meditation, um Stress abzubauen und eine innere Ruhe zu finden
• Positive Affirmationen zur Stärkung des Selbstbewusstseins und Überwindung negativer Gedankenmuster
• “Informed Choice” – Vermittlung von Wissen über den Geburtsprozess, mögliche Optionen und Techniken, um Ängste zu reduzieren und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu entwickeln

Körperliche Vorbereitung auf die Geburt

Die Vorbereitung auf die Geburt kann auch über euren Körper unterstützt werden:

Sport

Sport und moderate Bewegung spielen eine wertvolle Rolle in der Schwangerschaft und Geburtsvorbereitung. Natürlich sollte jetzt kein Hochleistungssport betrieben werden, denn schwanger zu sein, ist schon Hochleistungssport genug. Regelmäßiger Sport stärkt die Muskulatur, insbesondere die Rumpf- und Beckenbodenmuskulatur, die während der Geburt eine wichtige Rolle spielt. Ausdauertraining wie Schwimmen kann helfen, die körperliche Fitness zu steigern, was während der Geburt definitiv von Vorteil ist, da die Wehen und der Geburtsprozess anstrengend sind.

Schwangerschaft und Geburt wird mit der Teilnahme an einem Marathon gleichgesetzt und kein:e Marathonläufer:in dieser Welt würde untrainiert in einen Lauf starten! Sportarten wie Yoga oder Pilates fördern die Flexibilität und helfen, Verspannungen zu lösen, die während der Schwangerschaft auftreten können. Es wird viel mit Atmung gearbeitet und die richtigen Atemtechniken sind unter der Geburt Gold wert. Sport hilft, Stress abzubauen und die Stimmung zu heben. Wir wissen, dass dadurch Schwangerschaftsbeschwerden minimiert werden können, Geburtsverläufe positiv beeinflusst werden und Frauen im Wochenbett schneller wieder in ihre Kraft kommen können.

Akupunktur

Akupunktur ist eine alternative Heilmethode, die ihren Ursprung in der traditionellen chinesischen Medizin hat. Sie basiert auf der Annahme, dass im Körper eine Lebensenergie „Qi“ fließt. Es werden feine Nadeln an bestimmten Punkten des Körpers gesetzt, um das Gleichgewicht des Qi wiederherzustellen, Blockaden zu lösen und die Selbstheilungskräfte des Körpers zu aktivieren. Akupunktur kann zur Behandlung einer Vielzahl von Beschwerden eingesetzt werden, darunter Schmerzen, Stress, Schlafstörungen, Verdauungsprobleme und so auch zur Unterstützung in der Schwangerschaft und während der Geburt. Es wird angenommen, dass Akupunktur die Freisetzung von Endorphinen und anderen Neurotransmittern fördert, die Schmerzen lindern und das allgemeine Wohlbefinden steigern können. Akupunktur kann den Hormonhaushalt beeinflussen, was die Wehen einleiten und die Wehenqualität verbessern kann.

Fragt am besten eure Hebamme oder gynäkologische Praxis, ob sie geburtsvorbereitende Akupunktur ab der 36+0 SSW anbieten. Ansonsten kannst du dich auch in deiner Geburtsklinik informieren. Tipp für alle Potsdamerinnen: Das St. Josefs Krankenhaus und das Ernst von Bergmann-Klinikum bieten jeden Dienstag eine Akupunktursprechstunde an (12 € je Sitzung, Anmeldung erforderlich).

Fußreflexzonenmassage

Die Fußreflexzonenmassage ist eine Therapieform, die auf der Annahme basiert, dass bestimmte Zonen und Punkte an den Füßen mit verschiedenen Organen und Körperteilen verbunden sind. Durch das Massieren dieser Reflexzonen soll eine positive Wirkung auf die entsprechenden Organe und das allgemeine Wohlbefinden erreicht werden. Zum Beispiel wird angenommen, dass die Zehen mit dem Kopf und der Fersenbereich mit dem unteren Rücken zusammenhängt.

Die Massage kann verschiedene Techniken umfassen, wie Druck, Reibung und Streichen, um die Reflexzonen zu stimulieren. Bei der Geburtsvorbereitung kann diese Massageform entspannend wirken und das Wohlbefinden der Schwangeren fördern. Es kann helfen, Stress abzubauen, was während der Schwangerschaft und der bevorstehenden Geburt natürlich immer von Vorteil ist. Es gibt Theorien, dass bestimmte Reflexzonen stimuliert werden können, um den Geburtsprozess zu unterstützen, bzw. in Gang zu bringen.

Datteln

Datteln sind nicht nur unwahrscheinlich lecker, sie wirken auch entzündungshemmend und antioxidativ und sind in vielen Kulturen fester Bestandteil der Ernährung. Es gibt Studien, die darauf hindeuten, dass Datteln ganz wunderbar zur Geburtsvorbereitung dienen, denn sie stärken die Muskulatur der Gebärmutter und unterstützen somit die Wehen. Dadurch kommt es häufiger zu einem natürlichen Geburtsbeginn und Frauen müssen seltener wehenfördernde oder geburtseinleitende Medikamente bekommen.

Einige Untersuchungen zeigen, dass der Verzehr von Datteln die Geburtsdauer verkürzen und die Wahrscheinlichkeit eines Kaiserschnitts verringern kann. Sie enthalten Serotonin und beeinflussen die Produktion der Hormone wie Östrogen oder Progesteron. Sie enthalten Ausgangsstoffe, die für die körpereigene Herstellung von Botenstoffen wichtig sind, wie Prostaglandine.

Datteln sind reich an Nährstoffen wie Ballaststoffen, Kalium und Magnesium, die während der Schwangerschaft wichtig sind. Sie enthalten sehr viel Energie und diese wird unbedingt zur Geburt gebraucht. Es wird empfohlen, täglich sechs Datteln spätestens ab 34+0 SSW zu sich zu nehmen. Gern verteilt über den Tag, damit der Blutzuckerspiegel konstant bleibt. Wobei Datteln einen relativ niedrigen glykämischen Index haben, was den Blutzucker generell konstanter hält.

Louwen-Diät

Schwangere sollen bei der Louwen-Diät, benannt nach Prof. Dr. med. Louwen, ab der 32. SSW vorwiegend auf raffinierten Zucker und Produkte aus Weißmehl verzichten. Ziel der Louwen-Diät ist, dass das Baby zum voraussichtlichen Entbindungstermin zur Welt kommt und nicht übertragen wird und die Geburt leichter und schneller verläuft und als weniger schmerzhaft empfunden wird. Wenn in der Schwangerschaft der Blutzuckerspiegel durch raffinierten Zucker immer wieder ansteigt, produziert der Körper vermehrt Insulin. Das wiederum hemmt die Wirkung der Prostaglandine. Diese werden aber benötigt, um den Gebärmutterhals auf die Geburt vorzubereiten. Die Vorteile einer zuckerarmen Ernährung sind offensichtlich, die Wirksamkeit der Louwen-Diät kann jedoch von Person zu Person variieren, und es ist wichtig, individuelle Bedürfnisse und gesundheitliche Voraussetzungen zu berücksichtigen.

Ein positives Geburtserlebnis hängt nicht nur von der Geburtsvorbereitung ab. Es ist vielmehr ein Zusammenspiel vieler Faktoren, wie zum Beispiel eine angenehme und vertraute Umgebung, in der die Frau ihr Kind bekommt, die emotionale und physische Unterstützung durch Partner:in, Familie oder Freunde oder die Hebammenbegleitung. Einen großen Einfluss hat auch die Fähigkeit, flexibel zu bleiben und offen zu sein für alles, was unter der Geburt passieren kann, auch wenn es nicht den eigenen Vorstellungen und Wünschen entsprochen hat.

Weitere Hebammen-Tipps

Das waren die Tipps der Potsdamer Hebamme Sandrina Seide zur Geburtsvorbereitung. Sie hat noch viele weitere wertvolle Beiträge für euch verfasst, zum Beispiel:

• Mythen über die Schwangerschaft und was wirklich stimmt
• Phasen der Geburt – Der Weg eures Babys hinaus in die Welt
• Geburtsplan oder Wunschliste?
• Die besten Geburtspositionen
• Ablauf einer Bauchgeburt (Kaiserschnitt)