Wer bist Du? Der Nachwuchs erobert die Welt

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Kinder, wie die Zeit vergeht! Am Ende des ersten Jahres mit dem Baby kann man kaum glauben, dass die Elternzeit fast vorbei sein soll. Gerade erst ist der kleine Bauchnabel verheilt, schon macht der Nachwuchs sich auf, die Welt zu erobern. Die Welt bedeutet zunächst einmal unsere Wohnung, die wir nun mit Gummiecken und Klemmschutz kindersicher machen. Das traute Heim ist unter dem kritischen Blick besorgter Elternschaft nämlich zu einem Hort der Gefahr mutiert. Fingerquetschtüren und Vergiftungsreiniger lassen uns im Schlaf hochschrecken und wenn der kleine Goldschatz sich zum ersten Mal richtig weh getan hat, möchte man endgültig in eine Hüpfburg umziehen. 

Ständig muss man aufpassen!

Ein agiles Baby vor Schaden zu bewahren, kann ganz schön anstrengend sein. Wie ferngesteuert werden sie magisch angezogen von allen spitzen, zerbrechlichen, wackeligen oder giftigen Dingen. Ständig muss man aufpassen. Ständig muss man etwas wegnehmen. Ständig wird geheult. 

Auch das einst innige Wickeln und Anziehen ähnelt mit fortschreitendem Bewegungsdrang eher einem Handgemenge und man ist am Ende froh, dass beide die Prozedur ohne Schaden überstanden haben. Das teure, pädagogisch wertvolle Holzspielzeug kann Babys Aufmerksamkeit nur unwesentlich länger bannen als ein Wimpernschlag und ist somit auch keine Lösung, um mal zur Erholung kurz digital seine Zeit zu verschwenden. Ein Laufgitter kann Abhilfe schaffen, wenn man tagsüber Tätigkeiten ausführen möchte, für die zwei Hände und ein Augenpaar nötig sind. Leider kann man nicht in jedes Zimmer einen Babyknast stellen, also bleibt einem mitunter nur das Duschen mit Ein-Mann-Publikum im Hochstuhl. Der kritische Blick wird wohlwollend mit Neugier abgetan, Hauptsache drei Minuten Wellness. Jetzt kann man auch wieder unter Menschen gehen und z.B. Freunde besuchen. 

Zu Gast sein mit einem Baby, das man zum Krabbeln absetzen will, bedeutet in jedem Fall, dass der Wohnungsbesitzer reflexartig anmerkt, der Boden wäre furchtbar dreckig. Dabei ist es völlig egal, ob es wirklich dreckig ist. Es muss gesagt werden, denn, wer es nicht sagt, gilt automatisch als Drecksau. Das ist Konsens und alle halten sich dran.

Das Baby wird ein kleiner Mensch

Einigkeit besteht außerdem in der Feststellung, dass die Zeit neuerdings nur so dahinfliegt und das Baby drauf und dran ist, ein kleiner Mensch zu werden mit einem eigenen Willen und Charakter. Beides wird einen noch ordentlich auf die Probe stellen, aber bis dahin ist jede Gemütsregung ein neues kleines Puzzleteil für das, was wir noch nicht wissen, denn das Kind hat zwar einen Namen, aber wer ist das eigentlich, den wir hier seit Monaten hegen und pflegen? 

Staunend lernen wir die kleine Person kennen, für die wir auch das 101. Mal das heruntergeworfene Spielzeug aufheben, für die wir Tiernamen in aller Öffentlichkeit durch Lautmalerei ersetzen und überhaupt zwei Oktaven höher sprechen als eigentlich üblich. Nur zu gern ist man bereit, den ausgetretenen Pfad der Contenance zu verlassen, um ein kleines Milchzahnlächeln zu sehen. Als erziehungsberechtigter Clown erkennt man nun, dass all die Phrasen über’s Kinderkriegen wahr sind. Es sind jetzt Sätze, die man selbst sagt und so meint. Und während man auf der Suche nach der verlorenen Zeit die Fotos der letzten Monate durchsieht, wird einem klar, dass es jetzt erst so richtig losgeht mit dem Elternsein und Unterstützen und Wertemitgeben. Mit dieser Gewissheit wird nicht nur die Frage verhandelt, wer dieser neue kleine Mensch eigentlich ist, sondern auch, wer man selbst ist.

Andrea (37) ist Potsdamerin, hat eine 10-jährige Tochter und einen 1-jährigen Sohn. Die Kolumne hat euch gefallen und ihr habt Lust auf mehr? Die anderen Kolumnen von Andrea Glaß könnt ihr hier nachlesen!

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