Elternrat: Mediennutzung

elternrat Mediennutzung

Meine Tochter (12 Jahre) ist ständig am Handy. Sie ist schwer zu motivieren, am Familienalltag teilzunehmen und ich mache mir Sorgen, weil auch die schulischen Leistungen schlechter werden. Nehme ich ihr das Handy weg, kommt es immer zum Streit…

Digitale Medien waren noch nie so präsent und allgegenwärtig in der Gesellschaft wie heute und lassen sich auch nicht mehr so einfach wegdenken. 99 Prozent der Jugendlichen nutzen das Internet regelmäßig, d.h. mehr als 18 Stunden in der Woche (vgl. Shell Studie 2022). Im Familienalltag sind Medien oftmals ein kontroverses Thema, weil die Ansichten von Eltern und ihren Kindern nicht nur hinsichtlich der Nutzungsdauer häufig auseinandergehen, sondern auch darüber, was gespielt wird und welche Inhalte hochgeladen werden dürfen. Welche Folgen ein intensiver Medienkonsum hat, ist in der Fachwelt umstritten. Von neuronaler Schädigung bis hin zu schwacher oder gar keiner Auswirkung der Mediennutzung ist alles vertreten. Grundsätzlich gilt: Ein gesunder und verantwortlicher Umgang mit Medien braucht klare Regeln und Orientierung – hier sind in erster Linie die Eltern von Beginn angefragt.

Deshalb hier ein kleiner Überblick:

Mediennutzung vom Kleinkind bis zum Schulkind

Damit Kinder lernen, wie die Welt um sie herum funktioniert, benötigen sie vielfältige Sinneseindrücke. Deshalb ist es wichtig, frühzeitig über alle Sinne (Sehen, Hören, Schmecken, Tasten und Fühlen) für Kinder Lernerlebnisse zu schaffen. Gehen Sie beispielsweise mit Kindern in den Wald. Von ganz alleine lernen Kinder die Grundinformationen über den Wald, z.B. welche Bäume es gibt, Baumrinden werden getastet, weicher Waldboden wird erspürt und auch gerochen, Käfer und Ameisen werden entdeckt usw. Darüber entsteht eine erlebte, auch emotionale Vorstellung von Wald. Diese Vorstellung kann aus der Erinnerung abgerufen werden und später mit zusätzlichen Informationen verknüpft werden. Ist diese Grundinformation abgespeichert, dann kann dieses Wissen über Medien, z.B. Film über einen Regenwald, ergänzt werden. Um diesen Aufnahme- bzw. Lernprozess nicht zu stören, ist es ratsam, keine bis minimalste Medien bei Kleinkindern einzusetzen und sich eher auf Spielzeiten, Vorlesezeiten, gemeinsame Zeit usw. zu fokussieren.

 Mediennutzung ab dem Schuleintritt

Der Medieneinsatz beginnt ab diesem Zeitpunkt rasend schnell und viele Fragen stürmen auf die Eltern ein. Ab hier startet die Begleitung in die Einführung unterschiedlicher Nutzungsbereiche von Medien. Es muss der Nutzen abgewogen und der Umgang damit gemeinsam reflektiert werden. Weniger ist mehr und klare Regeln müssen erarbeitet werden. Denn Kinder sind sehr schnell fasziniert und auch gut in der Anwendung von Handy, Laptop und Computer. Schnell sind Kinder länger an den Medien, als man möchte. Damit beginnen die Anfänge der Abhängigkeit. Deshalb müssen Eltern immer aufmerksam sein. Gut ist es, wenn Kinder die Medien in gemeinsamen Räumen nutzen, statt alleine im Kinderzimmer. Dann haben Sie immer ein Gefühl, ob der Inhalt und die Dauer noch sinnvoll für Kinder sind. Die Dauer der Nutzung muss unbedingt im Blick behalten werden.

Mediennutzung ab der Pubertät

Bis dahin müssen die aufgestellten Regeln über Dauer der Nutzung und die Inhalte, die gesehen werden dürfen, gefestigt sein. Hat man den Zeitpunkt der Regulation verpasst, wird es schwierig, weil zum Teil schon Suchttendenzen vorherrschen. Dann gilt: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Gehen Sie immer mutig in die Auseinandersetzung mit Ihrem Kind. Gegebenenfalls muss das Handy/Laptop/Computer abgegeben werden. Kommunizieren und begründen Sie Ihr Vorgehen gemeinsam mit Ihrem Kind und auch mit den Eltern von Freunden Ihres Kindes, weil nicht alle Eltern sensibel für dieses Thema sind.

Stärken Sie Ihr Kind in den sozialen Kompetenzen, sodass sich Ihr Kind auch in schwierigen Lebenssituationen behaupten kann, um Konflikte konstruktiv zu lösen. Die Gefahr, dass das Kind in der Pubertätsphase in die digitale Welt “flieht”, kann damit verringert werden. Sprechen Sie zuhause über Gefühle und scheuen Sie nicht, Konflikte auszutragen. So zeigen Sie Ihrem Kind, wie es konstruktiv mit Frustration, Wut oder Angst umgehen kann.

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Die Expert:innen von “Schau hin!” empfehlen folgende Richtwerte für Bildschirmzeiten:

  • Bis 5 Jahre: max. 30 min / Tag
  • 6-9 Jahre: max. 60 min / Tag in der Freizeit
  • Für Kinder ab 10 Jahren bietet sich statt täglicher Medienzeiten ein Wochenkontingent an: Als Orientierung dient 1 Stunde pro Lebensjahr  in der Woche. Dieses kann von Ihrem Kind zunehmend selbstständig eingeteilt werden.

Empfehlung zur Beachtung der Mediennutzung bei Kindern

Sie sind Vorbild für Ihr Kind: Beobachten Sie an sich selbst, wie oft Sie das Handy nutzen, Sie unbewusst und ohne Grund Ihre Nachrichten checken oder länger online sind als geplant. Kinder übernehmen gerne die Verhaltensmuster der Eltern. Vereinbaren Sie medienfreie Zeiten für die ganze Familie, z.B. bei den Mahlzeiten.

Mit Gesprächen im Kontakt bleiben: Zeigen Sie Interesse daran, was Ihr Kind nutzt oder spielt. Dann können Sie Ihr Kind glaubhaft mit Ihrem Rat begleiten und sinnvolle Regeln im Umgang mit den Medien finden. Sprechen Sie mit Ihrem Kind auch über Gefahren und problematische Inhalte, z.B. Cybermobbing, Gewaltverherrlichung oder Fake News.

Fördern Sie „reale“ Freundschaften und Freizeitaktivitäten, die keiner digitalen Technik bedürfen. Halten Sie es aus, wenn Ihr Kind Langeweile hat und widerstehen Sie der Versuchung, es mit digitalem Konsum zu beschäftigen. Um kreativ zu werden und sich selbst zu beschäftigen, braucht es Zeit und Angebote!

Stellen Sie klare Regeln auf: z.B. über Nutzungszeiten, z.B. „bei Familien-aktivitäten, während der Hausaufgaben oder beim Essen haben Handy, Tablet oder PC nichts verloren.” Besprechen Sie im Vorfeld gemeinsam die Konsequenzen bei Regelverstößen, sodass diese nicht als willkürlich wahrgenommen werden.

Handeln Sie!!! Sind die Regeln und Absprachen klar, dann handeln Sie bei Verstoß. Ansonsten werden Sie unglaubwürdig. Manchmal helfen: Handy abgeben. W-LAN und Internetseiten sperren.

Weitere Informationen:

  • schau-hin.info z.B. mit Software-Empfehlungen, die unkontrolliertes Surfen im Internet verhindern und Inhalte altersgerecht filtern uvm.
  • klicksafe.de bietet umfangreiche mehrsprachige Informationsmaterialien sowie eine Vorlage zum Festhalten von Vereinbarungen 
  • internet-abc.de – hier lernen Kinder spielerisch ich wichtige Grundlagen zur Nutzung des Internets

Wir hoffen, diese Tipps zur Mediennutzung waren hilfreich für euch! Hier findet ihr weitere Fragen und Eltern-Themen rund um das Leben mit Kindern:

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