Hebammen-Tipps: Wehenfördernde Maßnahmen

Geburt Schwangerschaft Wehen

Euer Baby sollte laut Mutterpass schon längst auf der Welt sein und Klinik oder Hebamme raten so langsam zur Geburtseinleitung? Dann können zunächst auch natürliche Maßnahmen helfen, die Wehen anzuregen. 

Was bedeutet eigentlich Terminüberschreitung?

Der voraussichtliche Entbindungstermin (ET) wird entweder bei eurer Frauenärztin auf Grundlage des ersten Tages eurer letzten Periode berechnet oder per Ultraschall bestimmt. Er kann aber auch durch eure Hebamme über die Naegele-Regel ermittelt werden. Diese lautet: 1.Tag der letzten Regelblutung + 7 Tage – 3 Monate + 1 Jahr. Manchmal kann es hier zu Terminunklarheiten kommen, wenn es Unregelmäßigkeiten im Zyklus gibt oder die Frau sich nicht an den Beginn der letzten Periode erinnern kann.

Auch wenn wir vom physiologischen Geburtszeitraum ab Schwangerschaftswoche (SSW) 37+0 Tage bis zwei Wochen nach ET sprechen, ist die Terminüberschreitung ab 40+1 SSW bis 41+6 SSW definiert. 

Während ab der 32. SSW die Schwangerschaftsvorsorge nach den Mutterschaftsrichtlinien alle zwei Wochen vorgesehen ist, wird ab ET alle 2-3 Tage nach euch und eurem Baby geschaut. Es wird besprochen und abgewogen, ob und ab wann eine Geburtseinleitung Sinn macht, oder ob weiterhin entspannt abgewartet werden kann.

Ab der 42+0 SSW sprechen wir von einer Übertragung der Schwangerschaft. Eine Einleitung spätestens ab diesem Zeitpunkt ist angeraten, da mit weiter steigendem Schwangerschaftsalter bestimmte Risiken überproportional ansteigen und eine gute Versorgung des Ungeborenen nicht mehr gewährleistet ist.

Bevor die Klinik, aus welchen medizinischen Gründen auch immer, eine Einleitung anrät, gibt es natürlich einiges, was wir im Vorfeld zu Hause probieren können, um den Körper zu unterstützen und eventuell etwas anzutreiben. Zum Beispiel: 

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1. Treppensteigen

Treppensteigen aktiviert die Muskulatur und fördert die Beweglichkeit des Beckens. Durch die schiefe Beckenstellung wird die kindliche Position optimiert und der vorangehende Teil, in der Regel der Kopf, dabei unterstützt, sich ins Becken zu schaukeln. Durch den vermehrten Druck auf den Muttermund wird die Freisetzung von Oxytocin (das Kuschelhormon, welches auch Wehen macht) gefördert. Natürlich sollt ihr nicht bis zur völligen Erschöpfung Treppensteigen! Pausen zwischendrin und sich ausruhen sind hier besonders wichtig. Ihr braucht ja dann noch Energie für die Geburt!

2. Wehenförderndes Bad

Ein Vollbad lässt euch entspannen und unterstützt euren Körper gleichzeitig dabei, Wehen zu intensivieren. Das Wasser sollte nicht heißer als 37 Grad Celsius sein. Stellt euch Getränke griffbereit, um den Kreislauf zu unterstützen. Oberste Regel: Badet nur in Gesellschaft, falls das Bad doch zu anstrengend für euren Kreislauf wird und ihr Hilfe braucht. 

Um das Bad und seine Wirkung zu intensivieren, könnt ihr vier Tropfen Nelkenblätteröl in 250 ml Kaffeesahne oder Milch auflösen und dieses dann dem Badewasser zufügen (durch die Kaffeesahne oder Milch verteilt sich das Öl besser im Wasser). Das im Nelkenblätteröl enthaltene Eugenol ist dafür bekannt, muskelentspannend und gleichzeitig muskelstimulierend zu wirken. Aber Vorsicht, das Nelkenblätteröl ist sehr intensiv und kann in hohen Konzentrationen zu Reizungen führen.

3. Nelkenblätteröltampons 

Ihr braucht 50 Tropfen Nelkenblätteröl und mischt diese mit 30 ml Mandelöl. Von dieser Mischung gebt ihr fünf Tropfen auf einen Tampon und führt ihn vaginal ein. Der Tampon verbleibt dort für eine Stunde und wird dann entfernt. Das Ganze könnt ihr alle sechs Stunden wiederholen, also bis zu dreimal täglich.

Was spricht gegen einen Nelkenblätteröltampon? Ein vorzeitiger Blasensprung ohne Wehen stellt eine Kontraindikation dar. Durch das vaginale Einführen des Tampons können jedes Mal Keime hochgeschoben werden, welche dann eine Infektion unter der Geburt begünstigen können. Oder ihr habt eine Unverträglichkeit gegen Nelkenblätteröl. Dann solltet ihr auf andere unterstützende Maßnahmen zurückgreifen.

4. Senfmehlfußbad

Was beim plötzlichen Ausbleiben des Wochenflusses im Wochenbett, dem Lochialstau, sehr hilfreich sein kann, kann auch helfen, die Wehen zum Start der Geburt zu fördern. Ihr füllt hierfür einen Liter angenehm warmes Wasser in eine große Schüssel und löst darin zwei Esslöffel Senfmehl auf. Macht es euch bequem und badet eure Füße für ca. 15-20 Minuten darin. Danach gründlich die Füße abspülen, trocknen und mit einer feuchtigkeitsspendenden Creme pflegen. Dicke Socken an und ins Bett oder auf die Couch kuscheln und ausruhen.

5. Sex, weiblicher Orgasmus

Während bereits weitläufig bekannt ist, dass im Sperma Prostaglandine enthalten sind, welche hilfreich sind, um den Muttermund weich zu machen, ist das Wissen um den weiblichen Orgasmus und seine Relevanz eher mau. Dabei ist der weibliche Orgasmus viel wichtiger! Die geringe Menge der im Sperma enthaltenen Prostaglandine ist wahrscheinlich nicht ausreichend, um allein signifikante Wehen zu fördern.

Durch den weiblichen Orgasmus werden Oxytocin und Endorphine freigesetzt. Durch die Muskelkontraktionen beim Orgasmus wird der Beckenboden und die Gebärmutter stärker durchblutet. Die Endorphine wirken wie ein natürliches Schmerzmittel und sorgen für Wohlbefinden und Entspannung. Das kann helfen, Stress und Ängste abzubauen. Ein Orgasmus allein wird wahrscheinlich auch nicht ausreichen, um eine Geburt in Gang zu bringen, er unterstützt aber die natürlichen Verläufe des Geburtsprozesses positiv, wenn der Körper dazu bereit ist.

6. Akupunktur

Eine eher sanfte Methode zur Geburtseinleitung, nachdem der voraussichtliche ET überschritten wurde, ist die Akupunktur. Fragt eure Hebamme oder in eurer Geburtsklinik, ob es die Möglichkeit der unterstützenden bzw. einleitenden Akupunktur gibt.

7. Scharfes Essen

Es gibt keine wissenschaftlich fundierten Beweise, die eindeutig belegen, dass scharfes Essen tatsächlich Wehen auslöst oder eine Geburt einleitet. Aber scharfes Essen, insbesondere mit Capsaicin (z.B. in Chilli), kann den Kreislauf anregen und den Stoffwechsel ankurbeln. Dadurch könnte es zu einer Steigerung der Durchblutung auch im Beckenbereich kommen. Es kann den Verdauungstrakt anregen, was zur Aktivierung des sympathischen Nervensystems führen kann und dadurch zu leichten Wehen. Bei manchen Frauen kann scharfes Essen auch zur Ausschüttung von Endorphinen beitragen, was wiederum auch die Produktion von Oxytocin erhöht.

8. Bauchmassage

Bei einer Bauchmassage sollte der Fokus auf der Entspannung und dem Wohlbefinden liegen. Sanfte gleichmäßige, kreisförmige Berührungen im Uhrzeigersinn können Stresshormone senken und helfen, das Nervensystem zu beruhigen. Unterstützend kann man Öle verwenden, welchen eine wehenfördernde Wirkung nachgesagt wird, wie Nelkenblätteröl, Eisenkraut oder Zimt. Auch hier gilt wieder die Öle mit einem Basisöl wie Mandelöl zu verdünnen, da es sonst zu unangenehmen Hautreizungen kommen kann.

9. Stimulation der Brustwarzen

Durch die Stimulation der Brustwarzen, entweder durch sanftes Streicheln oder Reiben der Brustwarzen, oder auch durch das Benutzen einer Milchpumpe, wird Oxytocin freigesetzt. Pro Sitzung nicht länger als 20 Minuten und auch nur so, dass es als angenehm empfunden wird. Es ist eine sanfte Methode, welche die natürlichen Vorgänge im Körper der Frau nutzt, um die Geburt zu unterstützen.

No Go!

Ein absolutes Tabu zur Entspannung und Wehenförderung ist und bleibt Alkohol! Was früher empfohlen wurde, wissen wir heute zum Glück besser. Leider hält sich der Mythos manchmal noch hartnäckig, dass ein kleines Gläschen unbedenklich wäre. Es gibt keine sichere Menge an Alkohol, welche als unbedenklich gilt, zu keinem Zeitpunkt der Schwangerschaft!

Jede Schwangerschaft ist individuell und für sich einzigartig. Es gibt leider kein Patentrezept, welches die Geburt beginnen lässt. Wichtig zu sagen ist, wehenfördernde Maßnahmen wirklich erst zu starten, wenn eine medikamentöse Geburtseinleitung in der Klinik kurz bevor steht.

Gebt dem Körper vorher die Möglichkeit, sich zu regulieren und sich selbst vorzubereiten. Gebt dem Kind die Möglichkeit zu reifen, bevor ihr zu früh startet. Ein zu frühes Eingreifen ohne medizinische Indikation kann den natürlichen Geburtsprozess unterbrechen bzw. stören und zu unnötigen Interventionen führen.

Braucht ihr noch mehr Hebammen-Tipps von unserer Hebamme Sandrina Seide? Hier werdet ihr fündig:

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