Die beiden Nordlichter Conny (49, selbstständige Beraterin Marketing & Kommunikation) und Sead (47, General Manager einer amerikanischen Fluggesellschaft) sind 2019 von Hamburg nach Potsdam gezogen. Ihre gemeinsame Tochter Ella Mayaimi kam 2017 zur Welt. Doch die kleine Familie ist eigentlich zu viert, denn Seads Tochter Fabienne Kalani gehört auch zu ihrer Gang. Wusstet ihr, dass etwa 7 – 13 % der deutschen Familien bunt zusammengewürfelt, also Patchworkfamilien sind? Dass das nicht immer komplikationsfrei verläuft, ist uns wohl allen bewusst, doch wie es gut gelingen kann, obwohl die meiste Zeit ca. 8.000 Kilometer zwischen Fabienne und der restlichen Familie liegen, erzählen uns Conny und Sead im Interview.
Wann und wo habt ihr beide euch kennengelernt?
Conny: (grinst) Das war 2015 und ganz klassisch über Tinder. Aber ich muss auch dazu sagen, dass ich Sead zwischendurch auch bei Tinder gelöscht habe. An einem Abend hatten wir einen kurzen Austausch und ich war mit Freundinnen verabredet. Ich wollte mich eigentlich nur ausloggen, habe aber aus Versehen meinen Account gelöscht. Ich habe es sofort gemerkt und alles Mögliche probiert, ihn wiederzufinden. Dafür musste ich gefühlt ganz Tinder durchswipen. Und als ich ihn dann endlich wiedergefunden habe, habe ich nur gehofft, dass er mich wieder bestätigt, denn man muss ein Match sein (d.h. beide müssen an dem anderen interessiert sein), sonst kann man nicht miteinander schreiben. Es tat mir natürlich total leid, aber zum Glück haben wir uns dann verabredet.
Sead: (lacht) Ich war schon leicht verwundert, als ich gesehen habe, dass ich gelöscht wurde, denn ich fand unseren Austausch schon sehr nett.
Und wie war euer erstes Date?
Conny: Es war sehr schön. Wir waren uns von Beginn an sehr sympathisch und haben den Abend auch sehr feucht-fröhlich verbracht. Am Ende saßen wir in einer coolen Hamburger Kneipe und ich merkte irgendwann, dass es wohl genug war. Ich bin aufgesprungen, habe uns beiden zwei Taxis auf der Straße besorgt und war auch schon weg. Vor lauter Eile haben wir nicht mal unsere Nummern ausgetauscht. Am nächsten Morgen habe ich Sead dann aber meine Nummer geschickt und es hat nicht lange gedauert und wir waren ein Paar. Wir sind dann auch relativ schnell in eine gemeinsame Wohnung gezogen und ein halbes Jahr später hat mir Sead in Heiligendamm einen Antrag gemacht. 2016 haben wir dann in Miami geheiratet, obwohl Sead mir bei den ersten Treffen gesagt hat, dass er nicht unbedingt heiraten will.
Habt ihr euch ein gemeinsames Kind gewünscht? Und bist du schnell schwanger geworden?
Conny: Ja, wir haben uns immer ein Baby gewünscht, aber dass es so schnell geht und überhaupt funktioniert, damit haben wir nicht gerechnet. Geahnt habe ich es auf unserer Kreuzfahrt, denn ich war jeden Abend ab 19 Uhr todmüde. Wir hatten uns die Reise ein wenig anders vorgestellt. Nach unserer Schiffsreise waren wir noch zwei Tage in Miami und da haben wir dann einen Schwangerschaftstest gemacht. Der hat sofort reagiert und meine Schwangerschaft bestätigt. Und damit haben wir gar nicht gerechnet. Mein Frauenarzt meinte mal zu mir, dass es schwierig werden würde, schwanger zu werden. Zum einen war ich schon 43 Jahre alt und zum anderen wusste ich auch von Zysten.
Und wie verlief deine Schwangerschaft?
Conny: Eigentlich super, aber mir war lange Zeit richtig übel. Ich habe die ganze Zeit Sport gemacht und alle Schwangerschaftswerte waren prima. Ella kam auch am vorhergesagten Entbindungstermin zur Welt. An dem Tag hatte ich noch einen Termin bei meinem Frauenarzt und dann sind wir noch ein bisschen spazieren gegangen. Und dann ging es auch schon los. Diese Art Schmerz kannte ich bis dahin noch nicht. Wir sind nochmal nach Hause gefahren, in der Nacht waren wir dann im Krankenhaus und am nächsten Tag war Ella schon auf der Welt. Ich hatte eine komplikationsfreie Geburt, aber sie war dünn und klein. Sie wog 2.700 Gramm und war 48 Zentimeter lang. Mein erster Gedanke war auch: “Oh nein, sie ist ja so dünn!”
Du bist selbstständig. Warst du in Elternzeit oder hast du nach dem Mutterschutz sofort weiter gearbeitet?
Conny: Die ersten drei Monate habe ich nicht gearbeitet und das Mamasein durchweg genossen. Danach habe ich langsam wieder angefangen. Aber da ich von zu Hause aus arbeite, konnte ich das gut mit Ellas Schlafenszeiten verbinden. Ella hat wirklich gut und viel geschlafen. Ich hatte einen coolen Auftraggeber und konnte mir selber einplanen, wann ich wie arbeite. Das hat das Arbeiten natürlich erheblich erleichtert. Außerdem hat mich Seads Mama einmal in der Woche unterstützt.
Sead: Zu dieser Zeit war es bei meinem Job sehr ruhig und ich konnte mir meine Arbeitszeit auch gut einteilen. Von daher hatte ich viel Zeit für Conny und Ella und konnte Conny auch viel unterstützen. Ella hat es uns aber auch leicht gemacht, denn sie hat so gut geschlafen und nie geschrien.
Sead, du hast auch noch eine große Tochter, Fabienne (10 Jahre). Wann hast du Conny davon erzählt?
Sead: Gleich bei unserem ersten Date, denn zu dieser Zeit war sie ja das Wichtigste für mich. Als wir uns kennengelernt haben, war sie fast drei Jahre alt. Meine Tochter lebt schon immer in den USA und seit ca. einem Jahr in Miami.
Und wie oft siehst du Fabienne?
Sead: In den ersten zwei Jahren bin ich jeden Monat für ein paar Tage hingeflogen, denn ich wollte unbedingt für meine Tochter da und Teil ihres Lebens sein. Kurz vor ihrem dritten Geburtstag habe ich dann Conny kennengelernt und als Fabienne gewachsen ist, sind mit der Zeit die Abstände dann auch etwas größer geworden. Aktuell sehen wir uns alle zwei bis drei Monate. Entweder fliege ich allein oder mit Conny und Ella zu ihr oder sie kommt uns besuchen. Im Sommer, wenn sie Schulferien hat, ist sie immer für vier Wochen bei uns.
Fliegt deine Tochter allein nach Deutschland?
Sead: Nein, noch nicht, ich fliege zu ihr, hole sie ab und wir fliegen am selben Abend noch zurück. Das ist mittlerweile unser eingespielter Rhythmus und gleichzeitig unsere Quality Time, da wir uns dann zuerst allein füreinander haben. Aufgrund meines Jobs kann ich glücklicherweise vergünstigt fliegen. Das Fliegen ist für mich aber auch eine Leidenschaft. Ich mochte es schon als Kind. Klar, es ist anstrengend, aber ich weiß ja auch, wofür ich das mache.
Und sprecht ihr deutsch mit ihr?
Sead: Ja, sie spricht fließend Deutsch. Sie kann es auch lesen. Als sie jünger war, konnten wir sie auch in einer Hamburger Kita als Gastkind anmelden. Und das war wirklich schön, da hat sie viel Deutsch gelernt. Meine Eltern sprechen ja auch deutsch mit ihr.
Hast du das Gefühl, genug “Quality Time” mit ihr zu haben?
Sead: Gemessen an den Umständen, in denen wir nun mal sind, würde ich sagen, ja, sehr viel, denn wir betreiben alle sehr viel Aufwand. Unsere Urlaubs- und Freizeitplanung ist völlig darauf zugeschnitten. Alle Urlaube finden in Miami statt, aber auch so versuchen wir, sie so oft wie möglich zu sehen. Und diese gemeinsame Zeit nutzen wir dann auch intensiv. Wir machen zum Beispiel viele Ausflüge. Außerdem schauen wir auch, dass meine Eltern sie mindestens einmal im Jahr sehen.
Und wie gut versteht ihr euch, Conny?
Conny: Richtig gut, denn ich kenne sie ja schon, seit sie drei Jahre alt ist. Kurz nach ihrem dritten Geburtstag waren wir gemeinsam auf Mallorca und sie war von Anfang an sehr vertraut mir gegenüber. Für sie gibt es mich einfach schon immer. Wenn Fabienne hier bei uns in Deutschland ist, bin ich auch eine Vertrauensperson für sie.
Und wie gut verstehen sich die beiden Schwestern? Gab es da jemals Komplikationen?
Conny: Nein, sie verstanden sich von Anfang an richtig gut. Ella vermisst ihre große Schwester jeden Abend. Gerade wenn es ihr nicht gut geht, fragt sie immer nach ihr. Wir haben von Anfang an Fabienne in unser Leben mit eingebunden. Wir facetimen sehr viel, haben überall Fotos von uns allen hängen und wir sagen natürlich auch zu Ella, dass sie eine große Schwester hat.
Was macht das mit euch als Paar, wenn Fabienne in Deutschland ist? Euer Familienalltag ändert sich dadurch ja schon sehr.
Conny: Es ist auf jeden Fall lauter zu Hause. Wir sind weiterhin ein gutes Team und aufeinander abgestimmt. Ich habe Sead ja so “gekauft” und wusste von Anfang an, dass die Stimmung bezüglich der anderen Mutter nicht optimal ist. Vor ein paar Monaten war ich das erste Mal so richtig genervt, aber es ist ja für beide Seiten schwierig. Für mich, da die Ex ja weiterhin präsent ist und unser Leben steuert, aber auch für Sead, denn er steht ja dazwischen. Wir haben uns da aber gut eingefuchst. Ich streite aber auch gar nicht gern, denn ich finde es teilweise unnötig, über bestimmte Dinge zu streiten, dafür ist die Zeit zu kostbar. Apropos streiten, wir haben uns bisher noch nie richtig gestritten (ehrlich).
Wie geht es in Zukunft weiter? Werdet ihr euch weiterhin regelmäßig sehen? Fabienne ist ja bald ein Teenie.
Sead: Unser Ziel ist es, eines Tages in die USA zu ziehen. Zum einen wollen wir gern mehr Zeit als Familie verbringen, aber uns gefällt dort auch das freiere Leben sowie das bessere Wetter. Wir arbeiten daran und nehmen zusätzlich regelmäßig an der GreenCard Lotterie teil. Aber wir haben hier natürlich auch ein schönes Leben. Ella hat eine tolle Kita, wir haben eine schöne Wohnung und zwei tolle Jobs.
Ihr habt vorher in Hamburg gelebt. Warum habt ihr euch für Potsdam entschieden?
Sead: In Hamburg wurde der Flugbetrieb meiner Airline eingestellt und man hat mir eine Stelle in Berlin angeboten. Wir haben uns Wohnungen in Berlin und Potsdam angeschaut, doch mit Berlin wurden wir nicht warm. Potsdam hat uns gleich gut gefallen und auch die Wohnung hat uns überzeugt.
Wie ist es für Kinder, in Potsdam aufzuwachsen?
Sead: Schon gut, denn die Stadt macht wirklich viel für Familien. Die Lebensqualität für Familien ist in Potsdam sehr hoch. Ich bin froh, dass wir uns gegen Berlin entschieden haben. Ich glaube, Ella hätte nie diese Freiheit gehabt. Die Spielplätze, Parks und das Wasser gefallen uns wirklich sehr gut.
Und habt ihr einen Lieblingsort?
Conny: Wir sind sehr gern am Wasser. Der Heilige See hat es uns da besonders angetan. Auf Spielplätzen sind wir aber auch gern. Da sind wir gern in der Schiffbauergasse, denn dort gibt es auch gleich ein Café nebenan. Allerdings vermissen wir in Potsdam auch was Cooles am Wasser. Wir hätten gern einen Ort, an dem die Kids am Strand spielen können und sich nebenan auch noch ein Café befindet, wie in Hamburg. Aber seitdem wir unsere jetzige Wohnung haben, zu der auch ein kleiner Garten gehört, sind wir auch ein bisschen faul bezüglich Ausflügen geworden. Auch unsere Nachbarn haben alle einen kleinen Garten, sodass die Kinder meistens in den Gärten unterwegs sind.
Liebe Conny, lieber Sead, vielen Dank für das nette Interview und alles Liebe für euch!
Ihr habt noch nicht genug von unseren Potsdamer Familien? Dann schaut doch mal in unser Interview mit Maren & Jörn “Von der 2. Schwangerschaft haben wir erst in der 12. Woche erfahren.” . Viel Spaß beim Weiterschmökern.
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