In der 3 Zimmer Wohnung von Katharina (41), Christian (42), Rosa (7) und Lilli (5) trifft Vintage auf bunte Farben und ein bisschen Kitsch. Das Ergebnis: ein gemütliches und einzigartiges Zuhause auf 80 Quadratmetern, in dem jedes Möbelstück oder Wohnaccessoires eine Geschichte zu erzählen hat. Worauf Katharina bei der Einrichtung Wert legt und woher sie ihre Inspiration nimmt, verrät sie euch im Interview!
Liebe Katharina, wo habt ihr euch kennengelernt?
Wir haben uns vor zwölf Jahren in der „Zeppi29“ kennengelernt – einem Wohn- und Kulturprojekt hier in Potsdam. Christian hat dort gewohnt und ich war dort oft zu Besuch.
Und wie ging es dann weiter mit euch?
Während unseres Kennenlernens habe ich noch in einer WG gewohnt. Wir sind dann ein Jahr später in eine gemeinsame Wohnung gezogen und nach ca. eineinhalb Jahren sind wir dann in unsere jetzige Wohnung in die Innenstadt gezogen. Die alte Wohnung war zu klein für uns – außerdem konnte unser Hund keine Treppen mehr steigen, weshalb eine neue Wohnung zwingend nötig war.
Und wie habt ihr diese tolle Wohnung gefunden?
Ganz klassisch – über eine Immobilienplattform. Es ist eine Altbauwohnung und sie ist relativ günstig. Es musste daher alles ganz schnell gehen. Schon einen Tag nach der Besichtigung hatte ich alle Unterlagen herausgesucht und gefaxt. Wir hatten großes Glück – es ist eine sehr schöne Wohnung in guter Lage. Vor allem hat sie überall Dielen, ich könnte in keine Wohnung ziehen, in der Laminat oder Bodenfliesen verlegt sind. Da bekäme ich Zustände.
War es euer Wunsch, in der Potsdamer Innenstadt zu bleiben?
Wir wären auch nach Babelsberg oder in die Brandenburger Vorstadt gezogen. Mir war nur wichtig, dass es eine Altbauwohnung mit Dielen und Holzfenstern ist und die gibt es ja leider nicht in allen Stadtteilen. Ich habe bis auf die Holzfenster alles bekommen.
Eure Wohnung ist echt der Knaller. Worauf legst du Wert?
Mir sind Farben wichtig! Bei uns sind alle Räume in unterschiedlichen Farben gestrichen. Ich liebe Vintagemöbel und ich mag das Industriedesign. Ich mag Möbel aus den 60igern und den 50igern, aber auch aus dem Jugendstil oder älter – auch Space Age bzw. Midcentury/DDR gefällt mir. Kunstwerke gehören für mich auch in eine Wohnung. Mein Einrichtungsstil würde ich als eklektisch bezeichnen. Wichtig ist mir aber vor allem, dass es sich um Originale handelt. Möchte ich einen Nierentisch-Cocktailsessel, dann muss es eben einer aus den 50ern oder 60ern sein und keine Retroversion von Westwing. Gewürgt habe ich einmal, als man mir anbot, meine Regalbretter „so schön auf alt zu machen“! Schrecklich finde ich das.
Und welchen Gegenstand magst du am liebsten?
Ein Lieblingsstück habe ich nicht – ich liebe fast meine gesamte Einrichtung. Zum Beispiel das Bild in unserem Wohnzimmer. Das ist von meiner Freundin Anna Niederbremer – sie ist Künstlerin und lebt in den Niederlanden. Sie hat es extra für mich aus ihren Werken ausgesucht, ohne jemals meine Wohnung und den Platz gesehen zu haben, wo es aufgehängt werden sollte. Sie kannte mich einfach gut und brachte mir dieses Stück mit. Ich liebe es!
Ich liebe den alten Bauernschrank meiner Oma, der jahrelang für die Arbeitsklamotten meines Vaters in dessen Flur stand. Den alten blauen Überseekoffer, der aktuell zur Aufbewahrung für das LEGO meiner Mädchen dient, finde ich auch toll. Das ist auch ein Beispiel für einen Kompromiss, den ich in unserer Wohnung oft mache. Da die Kinder nur ein kleines Zimmer haben, bekommen sie in jedem Raum Platz für ihr Spielzeug und ich darf die „Verpackung“ bestimmen. So haben wir alles etwas davon.
Auch mein Bücherregal liebe ich! Das besteht aus alten Bohlen, die ich gekauft habe, die dann von einem befreundeten Tischler meines Vaters aufgearbeitet und von uns lasiert worden sind. Bei uns angekommen, hat Christian das Regal dann aufgebaut. Es hat unglaublich lange gedauert und viel Arbeit und Geld gekostet, aber es hat sich ausgezahlt. Ich hatte die Idee von diesem Regal schon viele Jahre. Ich bin aber Kompromisse eingegangen und habe mir zum Beispiel einmal ein Regal bauen lassen, welches mich nicht überzeugt hat und so kam es, wie es immer kommt, wenn man Kompromisse macht. Man kauft sich irgendwann doch das, was man eigentlich haben wollte. Jedenfalls ist das bei mir so. Seitdem mache ich, zumindest bei der Wohnungseinrichtung, keine Kompromisse mehr.
Eure Möbel haben alle eine Geschichte, oder?
Ja, so ist es! Es gibt bei uns kaum Möbel oder Einrichtungsgegenstände, die ich mir einfach so in einem Möbelhaus oder in den gängigen Online-Shops bestelle. Das Regal in der Küche zum Beispiel ist von meiner Tante und meinem Onkel. Als sie ihr Haus verkauft haben, stand es noch in der Garage und sollte weg, jetzt haben wir die Regalbretter erneuert und es sieht fantastisch aus. Unser Küchensofa habe ich total runtergerockt bei Ebay-Kleinanzeigen für 35 Euro gekauft. Ich habe es dann neu polstern lassen. Es stellte sich als ein Verlobungssofa aus dem Jugendstil heraus. Es steht jetzt in der Küche und die Kinder üben Kopfstand drauf.
Wie kamst du auf die Idee, das Sofa in die Küche zu stellen?
Eigentlich stand mein Schreibtisch vorher an dieser Stelle, aber ich nutzte ihn kaum. Dann war der Platz frei und dieses Sofa passte perfekt dorthin. Ich habe mir in der Küche ein zweites kleines Wohnzimmer eingerichtet, da wir uns sehr viel dort aufhalten. Ich trenne die Räume auch nicht strikt. Es gibt bei uns nicht DAS Schlafzimmer und DIE Küche. Die Spielsachen sind, wie schon gesagt, überall integriert, im Winter liegen Mützen und Handschuhe im Küchenregal. Wir haben ein bisschen Flur und ein bisschen Wohnzimmer in der Küche. Es soll gemütlich, hübsch und praktisch sein. Es gibt keine Normen für mich.
Und wo findest du das alles?
Ich kaufe viel bei Ebay-Kleinanzeigen und auf Trödelmärkten. Ich habe aber auch das Glück, dass mein Vater immer wieder tolle Stücke bei Haushaltsauflösungen oder Ähnlichem findet und sie mir dann schenkt. Wir gehen ab und zu zusammen trödeln oder auch gern mal auf den Schrottplatz – dort habe ich zum Beispiel meine wunderschöne alte Buchpresse her, die jetzt bei uns im Schlafzimmer steht, neben einer ausrangierten Leiter aus Papa´s Schuppen. Auf dem Land wird man oft noch fündig, in Potsdam und Berlin findet man kaum noch schöne Stücke zu normalen Preisen. Es ist schon fast lachhaft, zu welchen horrenden Preisen zum Beispiel Vintage-Stücke angeboten werden.
Welches Möbelstück begleitet dich schon am längsten?
Meine rosa Mohair Couch aus den 70ern. Die habe ich für 90 Euro bei Ebay-Kleinanzeigen erstanden. Wir sind damals in unsere erste gemeinsame Wohnung gezogen und die Jungs mussten Möbel von überall holen – von meinem Vater, von meiner Mutter, die jeweils in unterschiedlichen Dörfern gewohnt haben und am Ende dieser Tour eben diese Couch aus Kleinmachnow. Sie waren nicht besonders erfreut darüber. Sie ist mittlerweile schon sehr zerschlissen, was man auf den ersten Blick nicht sieht. Aber ich liebe sie eben und kann mich nicht von ihr trennen.
Räumst du oft um oder dekorierst du viel neu?
Nein, ich räume gar nicht oft um! Ich brauche oft sehr lange, bis ein Stück seinen Platz hat, aber dann bleibt es auch so. Es gibt natürlich ab und zu den klassischen „Fehlkauf“, der ewig wandert und nie einen Platz findet, so wie meine pinke Keramikvase. Ich hasse Keramik – liebe Grüße an Andrea! Bei diesen Dingen halte ich es wie Marie Kondo: „Wenn du dich damit nicht glücklich fühlst, kann es weg.”
Beim Dekorieren ist das anders. Ich liebe frische Blumen und deshalb stehen bei mir überall Vasen mit Blumen herum. Die kaufe ich mir nicht immer. Ich pflücke sie auch oft am Wegesrand. Da bastele ich mir oft riesige Sträuße zusammen. Grünpflanzen kann ich dagegen nicht ausstehen.
Und ich habe eine Vorliebe für Kissen! Kissen, Vasen und Kerzen – das habe ich im Überfluss und die tauschen natürlich auch mal die Plätze. Wenn ihr mich sehen könntet, wie ich Stunden brauche, um ein paar Kissen neu zu arrangieren (lacht).
An Weihnachten übertreibe ich es gern mit der Deko! Ich liebe Weihnachten und da habe ich überall Tannengrün, Kerzen, Lichterketten, Weihnachtssterne, Kränze und einiges mehr. Da muss es richtig gemütlich sein.
Welcher Raum ist euer Lieblingsraum?
Die Küche! Es ist das Zimmer in der Mitte der Wohnung und man kann dort richtig gemütlich sitzen. Wir haben dort unseren kleinen Esstisch, das Sofa und einen Sessel. Außerdem ist nebenan das Kinderzimmer, da sind wir dann alle zusammen.
Und wer bestimmt über das Kinderzimmer? Können Rosa und Lilli selber entscheiden, wie es aussehen soll?
Ja, natürlich! Es ist ihr Zimmer und sie dürfen entscheiden, wie es aussieht. Und wenn sie Poster aufhängen, Sticker ankleben oder Dinge bemalen möchten, dann ist das ihre Entscheidung. Ich hätte das Zimmer natürlich gern etwas mehr nach meinem Geschmack und ich finde auch die tollen Kinderzimmer auf Instagram schön, das ist nur nicht die Realität.
Und eure Küche soll neu gestaltet werden?
Ja, und ich freue mich schon darauf! Die Wände werden in Flieder gestrichen und der Fliesenspiegel über dem Arbeitsbereich wird türkis. Es kommt ein weißer Spülstein hinein und eine andere Unterkonstruktion unter dem Arbeitsbereich. Natürlich stelle ich noch einige Möbel um, sodass die Küche etwas „luftiger“ wirkt. Kleiner Tipp: stellt eure Möbel auf Füße, dadurch wirkt der Raum größer, heller und offener.
Und wo holst du dir Inspirationen?
(lacht) Ich hole mir eigentlich keine. Ich übernehme kaum etwas von anderen. Früher habe ich gerne die „Schöner Wohnen“ Zeitschrift angeschaut, aber es ist immer dasselbe und irgendwann entwickelt man einfach seinen eigenen Geschmack. Natürlich schaue ich auch gern mal bei Instagram. Da gefällt mir vieles, aber ich übernehme es nicht. Ich habe meinen ganz eigenen Geschmack.
Ist es eigentlich ein Traum von dir, im Interior-Bereich zu arbeiten?
Natürlich! Ich wollte früher auch Innenarchitektin werden. Leider gab es ein Problem bei der Immatrikulation. Ich studierte dann etwas Anderes. Ich arbeite aber daran, mich nebenberuflich in diesem Bereich selbstständig zu machen. Ich stehe jetzt schon vielen Freunden beim Einrichten ihrer Häuser und Wohnungen zur Seite. Ich helfe ihnen beim Aussortieren von überflüssigen Dingen, gebe ihnen Tipps, wie sie ihre Räume farblich gestalten können, wie man die Möbel anders stellen könnte, oder welche Möbel man anschaffen könnte.
In eurer Wohnung gibt es so viel zu entdecken, überall stehen Dekorationen und Wohnaccessoires, da ist es sicher nicht einfach, “schnell” mal sauber zu machen? Ist euch Ordnung und Sauberkeit wichtig?
Es ist uns beiden sehr wichtig. Wir schaffen es nur leider nicht immer alles aufzuräumen. Bei uns sieht es manchmal aus, als hätte der Blitz eingeschlagen. Mir ist es auch wichtig, dass die Kinder hier mit (fast) allem spielen dürfen. Sie dürfen sich Buden bauen und Möbel verrücken – wir leben in keinem Museum. Ich lasse das dann auch mehrere Tage stehen, ich möchte es nicht gleich wieder einreißen. Mich stört das überhaupt nicht.
Ist Potsdam ein guter Ort für euch, um eure Kinder großzuziehen?
Ich finde es schön hier. Potsdam ist eine kleine Stadt und uns umgibt viel Wald und Wasser. Hier braucht man eigentlich nur ein gutes Fahrrad, um überall hinzukommen. Unser Auto nutzen wir nur selten.
Und wo seid ihr als Familie gern unterwegs?
Im Wald! Christian fährt mit den Kindern ganz oft in den Wald hinter der Glienicker Brücke. Da haben sie eine Bude an der sie immer weiterbauen. Im Sommer sind wir fast immer im Ferienhaus meines Vaters. Es steht im Wald und ist einfach traumhaft. Da faulenzen wir oder gehen baden. Die Mädchen sind dort viel draußen. Wir sind keine regelmäßigen Spielplatzgänger.
Liebe Katharina, vielen Dank für das Interview und alles Liebe euch 4!
Kennt ihr schon die Homestory von Franzi und Andi?
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