Mama, der Packesel (Ode an die Dankbarkeit)

Mama der Packesel

Eine Freundin von mir hat im Februar ein Kind bekommen. Ein paar Wochen später schrieb sie mir eine Nachricht aus dem Zug. Sie war auf dem Weg zur Oma und ich antwortete ihr: „Ah, deine erste Reise, wo du zwei großen Koffer für das Kind schleppst und eine kleine Tasche für euch Eltern.“ Und habe damit natürlich den Nagel auf den Kopf getroffen.

Handtäschchen? Wanderrucksack!

Mit Kindern ändert sich das ganze Leben, die Schlepperei ist ein Teil davon. Das fängt schon bei Ausflügen an – seit dem zweiten Kind trage ich eine Art Wanderrucksack mit mir herum. Wechselsachen. Essen und Trinken für plötzlich ausbrechende Hungersnöte. Feuchttücher. Notfallmedikamente. Kleine Spiele, um Wartezeiten in Restaurants zu überbrücken. Je nach Witterung Mützen und Handschuhe oder Regenjacken und Sonnencreme. Und und und.

Im täglichen Leben geht es weiter. Jeden Tag gegen 16 Uhr reihe ich mich ein in das geschäftige Wuseln der Mamas (und Papas!), die durch die Straßen flitzen, um ihre Kinder aus dem Kindergarten oder dem Schulhort abzuholen. In ihren schicken Bürosachen strampeln sie auf dem Fahrrad mit Anhänger den Berg hoch, parken ihre Kombis ein oder springen aus der Straßenbahn. In der Hand eine Tasche mit Einkäufen, die auf dem Heimweg schonmal schnell erledigt wurden. Auf dem Rücken manchmal noch die Gitarre für den Musikunterricht der Nachwuchskünstler.

Zuuuuu müde

Nun sind sie also abgeholt, die Kinder. Viele Mütter kennen das Phänomen, das dann eintritt: Noch in der Garderobe verlassen die Kinder auf einen Schlag alle Kräfte. Die Jacke ist viel zu schwer zum Anziehen. Das Kuscheltier kann nicht mehr gehoben werden, ganz zu schweigen vom Turnbeutel oder Schultaschen.

Die vorbildliche Mutter klärt das mit den Kindern in einem ausführlichen Gespräch, worauf diese im Anschluss einsichtig und motiviert ihre Sachen schnappen und fröhlich nach Hause hüpfen.

Eine Mama wie ich, im Nach-Büro-Tief, das Abendprogramm vor Augen, die Kinder verstehend (Ja, auch sie hatten einen anstrengenden „Arbeitstag“ hinter sich!), greift einfach zu und hievt Sachen nebst Kindern aufs Rad.

Mama, der Packesel

So schiebe ich dann nach Hause: ein Kind auf dem Kindersitz, eins auf dem Fahrradsitz, Kuscheltiere und Einkäufe vorn im Korb, den Schulranzen hinten an den Kindersitz geschnallt, den Turnbeutel nebst eigener Handtasche und Laptop quer um die Schulter gehängt.

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Und während ich schwitzend das Rad stemme (mit der dritten Hand den Streit zwischen den Geschwistern schlichtend) und die anderen Mütter und Väter beobachte, wie sie ähnlich bepackt nach Hause strömen, fällt mir eine dieser kitschigen WhatsApp-Rundnachrichten ein, die mir letztens weitergeleitet wurde. Eingebettet zwischen vielen, vielen Emojis ging es um Dankbarkeit.

Bürde? Geschenk!!

Und plötzlich bin ich sehr dankbar: Für zwei gesunde Kinder, die ich gerade in meine Arme schließen durfte. Für die Möglichkeit, jederzeit meinen Korb mit leckeren Lebensmitteln füllen zu können. Dass mein Großer in die Schule gehen kann, um Lesen und Schreiben zu lernen. Dankbar für eine wunderbare Kita und einen tollen Hort, in der meine Kinder liebevoll betreut werden und sich austoben können.

Für die Möglichkeit, meinen Kindern Jacken, Taschen und Kuscheltiere kaufen zu können. Für einen tollen Mann, der gerade den Großteil des Finanziellen stemmt. Für einen Job, der mir riesige Freude bereitet, so dass ich gern bis zur letzten Sekunde arbeite, bevor ich meine Kinder abhole.

Und das alles schiebe ich gern nach Hause, zusätzlich bepackt mit einer großen Tasche DANKBARKEIT.

Und – habt ihr euch wiedererkannt? Worüber seid ihr dankbar?

Für alle, die noch mehr aus dem Leben einer Mutter lesen wollen: „Aber bitte nicht wegschmeißen!“ – über das Sammeln von Kinderschätzen“

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1 Comment

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  1. says: Ellen

    Der Bericht der zweifachen Mutter Christiane hat mich sehr berührt…

    Ich bin dankbar für besondere Momente…

    Diesen Moment habe ich am Sonnabend erlebt…

    Mit Freunden haben wir das „Dorftannenbäumchen“ weihnachtlich geschmückt. Der siebenjährige Mika war der jüngste Schmücker. Begeistert erzählt er, was hinter dem 1. Türchen seines Adventskalenders steckte. „Was war in Deinem Kalender?“ „Ich habe keinen Kalender zu Hause. Jedoch auf Arbeit. Vom Chef für alle Kollegen. Ich fahre heute noch arbeiten, dann kann ich Dir morgen erzählen, welches Schokoladenmotiv ich vernascht habe.“
    Von der Arbeit nach Hause: An der Tür hängt eine Tüte mit einem Adventskalender. Die Hauseingangstreppe ist blitzblank…Dekorierfertig. Unendliche Tränen der Dankbarkeit.

    Dankbar, dass Menschen an mich denken.

    Heute, am 1. Advent, habe ich die blitzblanke Treppe dekoriert. Es sieht so schööön aus. Kann mich nicht satt sehen. Ich freue mich sosehr.

    Allen Lesern eine besinnliche Adventszeit. Und immer Weihnachten im Herzen

    wünscht Ellen aus Frankfurt (Oder), Ortsteil Lichtenberg

    Eure Seite ist „Spitze“ – sehr besonders, persönlich –anders. Weiter so