Wenn ein Baby zu Hause einzieht, sortiert sich die ganze Familie neu. Das Wochenbett ist nicht nur für die Mama und das Baby eine Zeit des Ankommens, sondern für die ganze Familie. Jeder findet seinen Platz und alle kuscheln sich ein bisschen mehr aneinander. Soweit die Theorie. In der Praxis ist es häufig so, dass Veränderungen bei den großen Kindern mit Protest einhergehen. Das Sich-Sortieren ist auch eine Zeit des Sich-Reibens und vielleicht auch mitunter eine wütende Zeit. Meist ist es so, dass sich die Wut nur gegen die Eltern richtet. Das ist ganz normal. Es ist ja schließlich auch so, dass Mama oder Papa nicht mehr immer sofort aufspringen können, wenn das neue Baby gerade versorgt wird. Und Geduld haben die wenigsten Kinder.
Die Beschäftigungskiste
Es ist inzwischen fast ein Brauch, dass das Baby dem Geschwisterchen ein Geschenk mitbringt. In meiner Praxis hat sich eine ganze Kiste bewährt. Eine „Alleinspielkiste“ oder „Beschäftigungskiste“. Diese ist besonders wertvoll, um die Zeit zu überbrücken, wenn man mit zwei Kindern alleine zu Hause ist, das Baby Aufmerksamkeit benötigt und ihr dabei nicht mit in der Höhle sitzen oder euch verkleiden könnt.
Als Beschäftigungskiste eignet sich ein großer Schuhkarton oder eine Kiste mit Deckel, die ihr schön bekleben könnt. Füllt sie mit lauter kleinen Dingen, mit denen euer Kind spielen kann, wenn ihr gerade dabei seid, das neue Baby zu versorgen. Versucht dort möglichst viele Dinge reinzutun, mit denen es nicht allzu viel Quatsch anstellen kann, wenn ihr nicht aufstehen könnt. Das kann ein kleines Buch sein, ein Puzzle, Knete, Aufkleber, Bausteine oder Fädelperlen, kleine Figuren oder ein Auto. Vielleicht gibt es neues Equipment für den Kaufmannsladen oder die Kinderküche? Ein kleines Puppenservice kann wunderbar für gemeinsame Rollenspiele genutzt werden. „Wenn ich stille bekomme ich immer solchen Durst. Würdest du Mama einen Tee kochen bitte?“
Essen geht immer!
Da Essen bei Kindern bekanntlich immer geht, könntet ihr den Nachmittagssnack in einer Dose in die Beschäftigungskiste schmuggeln und fertig ist euer gemeinsames Picknick. Vielleicht nehmen ja alle Kuscheltiere teil!? Am Ende der Alleinspielzeit beendet ihr gemeinsam das Spiel. Eventuell lässt sich das Baby ablegen oder ihr haltet es im Arm und widmet eure volle Aufmerksamkeit eurem ersten Spross. Bestenfalls steht die Kiste, wenn sie nicht benötigt wird, auf dem Schrank. So bleibt sie länger attraktiv.
Freunde und Verwandte denken oft daran, auch dem großen Kind ein kleines Präsent zu geben. Das ist toll! Besprecht mit ihnen, dass ihr die Präsente erstmal an euch nehmt, um damit später die Kiste zu peppen. Ihr könntet ja dann gemeinsam anrufen, um „Danke“ zu sagen. So habt ihr wieder ein bisschen Zeit überbrückt, in der alle beschäftigt sind. Der Hit für den Empfang des Besuches zu Hause ist es, wenn es in der Kiste eine Polizeikelle gibt. Macht das große Kind zur „Hände-Wasch-Polizei“. Es öffnet die Tür und geleitet jeden Besuch erstmal ins Bad zum Waschen. Damit kann es kein Besuch vergessen, sich die Hände zu waschen, bevor er zum Baby geht und widmet dem Erstgeborenen die gebührende Aufmerksamkeit.
Eine extra Portion Aufmerksamkeit
Als ausgesprochen wichtig empfinde ich es, dem großen Kind immer wieder zu sagen, wie toll ihr es findet, dass es schon sooooo groß ist und sooooo viel kann. Ihr würdet das mit dem Baby ohne seine Hilfe gar nicht schaffen. Es ist so eine fantastische Hilfe, dass es eine neue Windel bringt oder hilft die Creme auf den Babypopo zu schmieren. Außerdem ist es grandios, dass es sich schon alleine die Schuhe anziehen und sprechen kann. Das Baby liegt ja nur herum und schreit, wenn es was will. Ihr seid sehr froh, dass ihr ein großes Kind zu Hause habt, das sagen kann, was es möchte. So erhält es die nötige Aufmerksamkeit und fällt nicht zurück ins Babysein.
Laminiert ein paar Babyfotos vom großen Kind und legt sie in die Kiste. Euer Kind sieht darauf, dass ihr all die Dinge, die ihr jetzt mit dem Baby macht, auch mit ihm gemacht habt. Füttern, baden, kuscheln oder bei Oma und Opa auf dem Arm sein.
Toll wäre auch, wenn ihr das erste Foto der Geschwister ausdruckt und es sofort mit in die Kita oder Schule genommen werden kann. Ich würde dazu raten, auch Kitakinder nicht zu Hause zu lassen, nur weil ihr jetzt zu Hause seid. Der Alltag gibt den Kindern Sicherheit und vor allem ausreichend Bespaßung, Bewegung und Aufmerksamkeit. Außerdem steht es mit Sicherheit im Mittelpunkt des Morgenkreises, wenn es das Foto mit seinem Baby zeigen darf. Ihr seid im Wochenbett und solltet diesen Luxus genießen. Wer weiß, wie die nächste Nacht wird?
Das Wochenbett dauert 6-8 Wochen. Das ist auch die Zeit, in der die Kiste am angesagtesten ist. Nach dieser Zeit habt ihr euch ordentlich erholt und eure gewachsene Familie findet seinen Alltag.
Text: Janis Schedlich // Fotos: Carolin Prämaßing
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