Wie steht es um den Potsdamer Wohnungsmarkt?

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Wohnungsnot ist kein neues Thema. Auch viele Potsdamer:innen kennen das Problem, dass die Suche nach einer neuen Wohnung gefühlt ewig dauert – besonders, wenn sie auch bezahlbar sein soll. Durch Zinswende, Inflation und Energiekrise hat sich die Lage nun noch weiter zugespitzt, denn auch für die sozialen Wohnungsbauunternehmen sind die Kosten enorm gestiegen und die Anzahl der Neubauten ist stark zurückgegangen.

Wie ist die aktuelle Lage in Potsdam? Wir haben dazu mit Jörn-Michael Westphal gesprochen. Er ist Geschäftsführer der ProPotsdam, dem kommunalen Wohnungsanbieter der Landeshauptstadt.

jörn michael westphal propotsdam interviewLieber Herr Westphal, was hat sich für Sie als Wohnungsanbieter in den letzten drei Jahren verändert?

Jörn-Michael Westphal: Seit 2020 gab es auf dem Markt erhebliche Preisentwicklungen. Die Kosten für Bau, Instandhaltung und Dienstleistungen – sowohl für Material als auch für Löhne – sind in diesem Zeitraum um über 35 % gestiegen. Die Bauzinsen innerhalb der vergangenen 2 Jahre sogar um mehr als 200 %. Dazu kommen höhere bauliche Anforderungen an Energieeffizienz, Klimaschutz, Klimaanpassungen und barrierefreies Wohnen, die größere Investitionen erfordern.

Wie wirkt sich das auf die Mieten aus?

In den vergangenen drei Jahren hat die ProPotsdam wegen der Auswirkungen der Corona-Pandemie und Energiepreissteigerungen keine Mieterhöhungen durchgeführt. Nun müssen wir jedoch auf Inflationsentwicklungen reagieren und Kosten und Zinssteigerungen zumindest teilweise ausgleichen, also die Mieten anpassen. Durch gesetzliche Kappungen, zusätzliche Vorgaben der kommunalen Mietenbremse sowie freiwillige Kappungen der ProPotsdam gemäß Potsdamer Aktionsplan aus dem Beschluss der Stadtverordnetenversammlung im Dezember 2022 geben wir jedoch bei weitem nicht alle Kostensteigerungen an die Mieter:innen weiter. Die Mietanpassungen betragen maximal 4 – 5 %.

Vielerorts geht aufgrund der Kostensteigerungen nun auch die Anzahl der geplanten Neubauten massiv zurück. In der ZEIT vom August 2023 sagt Bundesbauministerin Klara Geywitz, dass hier mehrere Probleme eine Rolle spielen. Zu den gestiegenen Zinsen kommen die vielen Regulationen wie Landesbauordnungen, Wärme- und Dämmvorschriften und hunderte DIN-Normen, die vieles teurer machen. Wie ist die aktuelle Lage in Potsdam?

Generationsgerechtes Bauen führt zu höheren Anforderungen, insbesondere Energieeffizienz und Barrierefreiheit führen entsprechend der Baunormen zu höheren Kosten und damit sehr hohen Mieten im Wohnungsneubau. Mit den Fördermitteln von Bund und insbesondere vom Land Brandenburg werden
weiterhin durch Neubau bezahlbare Wohnungsangebote schaffen, bis 2027 allein 1.500 Wohnungen.

Wo entstehen diese neuen Wohnungen?

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Foto: Georg-Hermann-Allee 134 bis 136, © Benjamin Maltry

Größere Vorhaben gibt es an der Heinrich-Mann-Allee, aber auch im Bornstedter Feld und in der Potsdamer Mitte. Die größten Flächen wird es natürlich in Krampnitz geben. Auf dem ehemaligen Kasernengelände im Potsdamer Norden entsteht zukünftig ein ganz neues Stadtquartier mit Wohnraum für zunächst 5.000, später 10.000 Potsdamer:innen.

Wie sieht es zukünftig mit Sozialem Wohnungsbau aus?

Es ist uns sehr wichtig, für Haushalte mit geringen Einkommen sozialverträgliche Mieten zu sichern. Im Rahmen des Sonderbauprogramms der ProPotsdam für soziale Zwecke werden daher ab diesem Jahr an acht Standorten im gesamten Stadtgebiet rund 400 Wohnungen in Modulbauweise errichtet. Am Stern, im Schlaatz, in Waldstadt, Golm und Fahrland. Die Modulbauweise ermöglicht schnelles und kostengünstigeres Handeln.

Mit dem Bündnis “Bezahlbarer Wohnraum” will die Bundesregierung das Thema weiter voranbringen, ein umfassendes Maßnahmenpaket wurde Ende September beschlossen und wird hier sicher noch weitere Entwicklungen auch in Potsdam mit sich bringen.

Auch Klimaneutralität wird hierbei immer wieder genannt. Sicher ein kostspieliges Thema?

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Foto: Blick in einen der sanierten Innenhöfe am Brauhausberg, © sevens[+]maltry

Das Ignorieren des Themas Klimaschutz führt mittel- bis langfristig zu höheren Kosten für die Gesellschaft und geht zu Lasten der künftigen Generationen. Die Klimaschutzstrategie der ProPotsdam für die kommenden Jahre umfasst die energetische Sanierung unserer Gebäude sowie den Einsatz erneuerbarer Energien. Hierzu gehören beispielsweise die Nutzung von Fernwärme, mit der rund 90 Prozent unserer Wohnungen versorgt werden, Photovoltaikanlagen auf den Dächern oder Solarthermieanlagen zur Wärmeerzeugung, aber auch die Erprobung von Holz als Baustoff. Wir leisten so unseren Beitrag zum Masterplan 100 % Klimaschutz. Für uns hat die kommunale Wärmeplanung eine große Bedeutung, da die Fernwärme auf „grüne Wärme“ umgestellt werden muss.

Zurück zur heutigen, finanziell herausfordernden Zeit. Welche Möglichkeiten gibt es für Mieter, die aktuell in Engpässe geraten?

Wir bieten verschiedene Hilfsangebote, z.B. unterstützen wir beim Thema Wohngeldberatung und arbeiten hier eng mit der Stadtverwaltung zusammen. Seit diesem Jahr haben mehr Haushalte mit kleinen Einkommen Anspruch auf Wohngeld und dieses wurde auch deutlich erhöht. Bei der Wohngeldbehörde in der Wilhelmgalerie kann man sich entweder persönlich beraten lassen oder auch anrufen. All unsere Hilfsangebote findet man übersichtlich auf der Webseite → propotsdam-hilft.de.

In der ZEIT von August fordert Bauministerin Geywitz auch ein Umdenken in der Gesellschaft, z.B. zum Thema Wohnfläche. Während die Deutschen pro Person 1991 im Durchschnitt knapp 35 Quadratmeter beanspruchten, sind es heute gut 47. Viele Familien in Potsdam wären schon dankbar, wenn jedes Kind ein eigenes Zimmer hätte. Auch wir sehen, dass die Standards und Ansprüche in den letzten Jahren gestiegen sind. Es ist aber auch so, dass viele Einpersonenhaushalte in Dreizimmerwohnungen leben und bereit wären, sich zu verkleinern und den Wohnraum einer Familie zu überlassen und ihre Mietbelastung zu verringern. Da der Wohnungsmarkt aber so angespannt ist, finden nur sehr wenige Umzüge statt.

Als Anreiz für eine Verkleinerung haben wir bei der ProPotsdam den Wohnflächenbonus. Je Quadratmeter Verkleinerung vermindern wir die Angebotsmiete um 2 Euro und geben 100 Euro Umzugszuschuss bis maximal 3.000 Euro.

Haben Sie noch weitere Tipps für uns Potsdamer:innen zum Thema Wohnungssuche?

Nutzen Sie den ProPotsdam-Bonus. Über ein Punktesystem werden hier die Wohnungen an die Personen vergeben, welche die meisten Kriterien erfüllen. Hiermit erhalten Interessenten einen Vorteil, die z.B. bereits in Potsdam leben oder hier arbeiten. Dafür qualifizierte Wohnungen werden in der ProPotsdam-App sowie im Kundenportal mit dem Vermietungsmotto „ProPotsdam-Bonus“ veröffentlicht. Mein Tipp ist, regelmäßig in unserer ProPotsdam App vorbeizuschauen, auch wenn man kein Mieter der ProPotsdam ist. Dort werden alle freien Wohnungen angezeigt.

Lieber Herr Westphal, wir danken Ihnen für das Interview!

Mehr Informationen findet ihr hier:

Titelfoto: Anlieferung der Module im Wieselkiez, © Benjamin Maltry
Porträt Jörn-Michael Westphal: © Karoline Wolf

Dieser Blogartikel ist gesponsert und somit Werbung.
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